Donald Trump
Ex-US-Präsident Donald Trump kam bei der Parteiversammlung der Republikaner in Iowa auf 51 Prozent der Stimmen.
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Des Moines / Washington – Ex-US-Präsident Donald Trump hat die erste Vorwahl um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner für sich entschieden. Trump kam bei den republikanischen Parteiversammlungen im US-Staat Iowa auf 51 Prozent der Stimmen, berichteten US-Medien nach Auszählung von neun Zehntel aller Stimmen. Das Rennen um den zweiten Platz entschied demnach der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, für sich. Er erhielt 21,3 Prozent, die frühere Uno-Botschafterin Nikki Haley 19,1 Prozent.

Trump gewinnt Vorwahl der US-Republikaner in Iowa klar
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Nur wenig später trat der einstige Präsident, gegen den in zahlreichen Verfahren unter anderem wegen seiner Verwicklung in den Putschversuch von Jänner 2021 ermittelt wird, vor die Kameras. Statt der üblichen harten Worte hatte der Ex-Präsident eine Portion Kreide im Gepäck. Er wolle "den großartigen Menschen in Iowa" seinen Dank aussprechen, sagte er mit vergleichsweise leiser Stimme, und machte dazu eine Art segnende Geste. Er wolle das Land zusammenführen, sagte Trump: "Es wäre so schön, wenn wir und zusammenfinden könnten, und die Welt von ihren Problemen und dem Tod und der Zerstörung befreien könnten, die wir derzeit erleben."

Ticket aus Iowa entwertet

Trumps Sieg war erwartet worden. Das Augenmerk der Beobachter richtete sich daher auf das Rennen um Platz zwei. DeSantis schien dabei seine Position als schärfster Widersacher Trumps knapp zu behaupten. Weil Umfragen ihn im Vorfeld eher auf Platz drei gesehen hatten, wertete er das als Erfolg. "Wir haben heute unser Ticket aus Iowa entwertet", sagte er in etwas wirrer Metapher, nachdem er von den Ergebnissen erfahren hatte. Unklar blieb, was die Menschen in dem Bundesstaat, die er die vergangenen Monate lang umworben hatte, zu dieser begeisterten Ankündigung sagen.

Im Vorfeld des Urnengangs war DeSantis massiv unter Druck geraten, nachdem ihn Haley mit gefälligen Auftritten in Fernsehdebatten in den Umfragen zu überflügeln drohte. Der dritte Platz ist für die frühere Mitstreiterin Trumps ein Dämpfer und schmälert ihre Chancen, bei der ersten offenen Vorwahl im Ostküstenstaat New Hampshire in der kommenden Woche Trump als Underdog zu besiegen. In ihren Kommentaren blieb die 51-jährige Ex-Gouverneurin bei ihrer Message: Die USA würden Besseres verdienen.

Ramaswamy erklärt Unterstützung für Trump

Der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy, der seinen Wahlkampf ohnehin als eine Art Unterstützungstour für Trump angelegt hatte, erhielt 7,7 Prozent. Er machte diese Haltung nach Einlangen der Ergebnisse offiziell: Ramaswamy erklärte seinen Ausstieg aus dem Wahlkampf. Er werde fortan Trump unterstützen. Ramaswamy war unter anderem von Tesla-Gründer Elon Musk unterstützt worden. Der 38-Jährige bezeichnete sich als libertärer Politiker, sorgte aber vor allem mit radikalen und polemischen Positionen für Aufsehen. So sprach sich der Sohn indischer Einwanderer etwa für die Auflösung des Bildungsministeriums, der Bundespolizei und der Steuerbehörde aus. Die Grenze zu Mexiko wollte er von der Armee bewachen lassen und das Wahlalter auf 25 Jahre anheben. Gut möglich scheint, dass er entweder in der Wahlkampagne oder in der möglichen Regierung Trumps wiederzufinden sein wird.

Auf Basis der vorläufigen Ergebnisse konnte sich Trump 17 der 40 Delegiertenstimmen in Iowa sichern, Haley und DeSantis jeweils fünf. Ramaswamy musste sich mit einer Stimme begnügen. Die Ergebnisse bilden nur einen sehr kleinen Teil der Ergebnisse ab: Insgesamt sind 2.429 Delegiertenstimmen zu gewinnen, zum Sieg braucht es daher mindestens 1.215. Allerdings bildet die Abstimmung in Iowa einen Trend ab, der sich wahrscheinlich auch anderswo fortsetzen wird.

Kompliziertes Wahlverfahren

Die Vorwahl in Iowa markiert traditionell den Start ins US-Wahljahr. Der Abstimmungsmodus bei den Parteiversammlungen (Caucuses) unterscheidet sich von jenem in den meisten anderen Staaten. In dem agrarisch geprägten Bundesstaat treten die republikanischen Parteimitglieder in insgesamt 1.700 Bezirken in Kleingruppen zusammen und debattieren zunächst, ehe sie ihre Stimme abgeben.

Der nächste wichtige Termin im US-Wahlkalender ist die Vorwahl in New Hampshire am 23. Jänner, insbesondere für die republikanische Bewerberin Nikki Haley. Die ehemalige Gouverneurin von South Carolina und frühere UN-Botschafterin kann hier auf ein stärkeres Abschneiden hoffen als im tief konservativen Iowa. Die dritte Station in South Carolina am 24. Februar ist dann für sie eine Art Heimspiel.

Video: Der lange Weg ins Weiße Haus.
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Biden sieht Vorwahl entschieden

Der prominente republikanische Senator Lindsey Graham schrieb auf der Plattform X, vormals Twitter, die Vorwahlen seien nun praktisch "vorbei". Die Republikanerin Elise Stefanik aus der Fraktionsführung im US-Repräsentantenhaus rief die übrigen Bewerber auf, auszusteigen, damit sich die Partei hinter Trump versammeln könne. Auf X schrieb sie, die übrigen Anwärter hätten "keine Chance zu gewinnen".

Ähnlich äußerte sich auch Trumps demokratischer Widersacher, US-Präsident Joe Biden. Trump sei "der klare Spitzenkandidat der anderen Seite", schrieb Biden auf X. Die Demokraten sehen ein Rennen gegen den Ex-Präsidenten als vergleichsweise vorteilhaft. Zwar würde die Partei einen allfälligen Sieg Trumps als desaströs betrachten – allerdings liegt der 81-jähirge und laut Umfragen recht unbeliebte Biden in Erhebungen im Duell mit Trump immer noch deutlich besser als in einer möglichen Auseinandersetzung mit DeSantis oder Haley. Eine Erhebung im Auftrag des TV-Senders CBS ergab einen Stand von 50 zu 48 Prozent in einem Duell zwischen Biden und Trump, während DeSantis 51 Prozent und Haley 53 Prozent (Biden 45) erhielte.

Ob dies alles so stimmt, werden in einer Woche die Ergebnisse in New Hampshire am kommenden Dienstag zeigen. Im relativ liberalen Staat in Neuengland werden Haley – deren Unterstützer dort auch massiv in Werbung investiert hatten – bessere Chancen als in New Hampshire zugesprochen. Sollte sie auch dort abgeschlagen hinter Trump landen, wäre wohl auch ihre Kampagne dem Ende nahe.

Arktisches Winterwetter hatte den Wahlkampf in Iowa auf der Zielgeraden beeinträchtigt und am Wochenende für etliche Terminplanänderungen bei den Bewerbern gesorgt. Auch am Wahltag herrschten Temperaturen von rund minus 25 Grad – der Nationale Wetterdienst riet den Menschen dazu, die gefährliche Kälte zu meiden und sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten. Beobachter hatten die extremen Temperaturen als Risiko für den Favoriten Trump gewertet.

Nächste Vorwahl in New Hampshire

Dort beginnen die Demokraten ihre Vorwahlen formal am 3. Februar. Hintergrund ist, dass sie in diesem Jahr ihre Vorwahlen in einem Staat beginnen wollen, der eine größere demografische Vielfalt bietet als die beiden traditionellen Anfangsstaaten Iowa und New Hampshire. Die Demokraten in New Hampshire zogen aber nicht mit und stimmen trotzdem am 23. Jänner ab. (APA, red, 16.1.2024)