Das einstige Essl-Museum wird nun zur Albertina Klosterneuburg.
Das einstige Essl-Museum wird nun zur Albertina Klosterneuburg.
imago images/Willfried Gredler

Albertina Klosterneuburg lautet der eher sachliche als klingende Name des Abschiedsgeschenks von Klaus Albrecht Schröder an das Haus, das er 25 Jahre lang geführt haben wird, wenn er Anfang 2025 an Ralph Gleis übergibt. Was sein Nachfolger mit dem neuen, dritten Standort vorhat, vermochte Schröder bei der Projektvorstellung am Dienstag nicht zu sagen, auch wenn man rege im Austausch stehe.

So viel ist aber klar: Am 9. April sollen die 2800 Quadratmeter Ausstellungsfläche aufsperren und künftig von März bis November geöffnet sein, jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Was im 1997 von Sammler Karlheinz Essl als Depot eröffneten, dann zum Museum aufgestockten und seit 2017 unbefristet von der Albertina zwecks Nutzung als Depot, Restaurierungswerkstätte und Rahmentischlerei angemieteten Bau zu sehen sein wird? Ausstellung darf man zu der Präsentation jedenfalls nicht sagen.

Von "Hängungen" und "Selektionen" spricht Schröder, die "sicher nicht" mit den kuratierten Schauen im Haupthaus und der Dependance am Karlsplatz vergleichbar seien. Im Sinne eines "Schaudepots oder Studiensaals" sollen dort Werke nach 1945 zugänglich gemacht werden, die gerade nicht anderweitig ausgestellt oder verliehen seien. Trotzdem sollen Werke "nicht sinnlos zusammengehängt" werden, es wird stilistische, inhaltliche "Kristallisationspunkte" in jedem Saal geben.

Schwerpunkt: Skulpturen

Wobei ein Schwerpunkt auf Skulptur liegen wird. Die kommt in der Albertina nämlich bis dato nicht nur zu kurz, viele Werke aus dem Bestand konnten bisher wegen ihrer Größe gar nicht erst gezeigt werden.

Publikum darf sich etwa auf Namen wie Arp, Lichtenstein, Warhol, Rauschenberg, Gironcoli oder Export freuen. Fürs Budget wiederum erfreulich: Durch eine bereits installierte Photovoltaikanlage, den Umstieg auf LEDs und die Isolierung der Außenwände sollen kaum Mehrkosten gegenüber der bisherigen Nutzung anfallen. Von einem Betriebsaufwand um die 150.000 Euro ist die Rede. Das koste die Albertina sonst eine kleine Schau, rechnet Schröder. Extra Subventionen gebe es nicht.

Auf Besucherzahlen (2023 verzeichnete man 1,2 Millionen Besucher, 230.000 davon am Karlsplatz) und hohe Erlöse schielt man mit der Eröffnung trotzdem nicht – was aufgrund eines fehlenden Shuttles von Wien wohl auch optimistisch wäre.

Zukunfts- und nahe Pläne

Zu der musealen Verpflichtung, zu wachsen und zugänglich zu machen, die Schröder als Motivation nennt, kommen aber ohnehin vertragliche: Schenkungen im Wert von 50 Millionen Euro habe man 2023 erhalten. Für die 100 Werke umfassende der Lichtenstein Foundation, die im Zuge ihrer Auflösung ihren Bestand u. a. an die Albertina vergab, muss das Haus etwa sicherstellen, dass Werke auf Anfrage binnen acht Tagen zur Erforschung bereitgestellt werden könnten. In Klosterneuburg ließe sich das leicht tun.

Wenn es nach Schröder geht, soll um das Museum ein Naherholungsgebiet entstehen, aber das ist Zukunftsmusik. Erst steht sein letztes Programm an: Neben Roy Lichtenstein (ab 8. 3., zum 100. Geburtstag 2023) zeigt man Robert Longo (ab 4. 9.), Erwin Wurm (ab 13. 9., zum 70er) und Marc Chagall (wegen des Ukrainekriegs ab 28. 9. ohne russische Leihgaben). The Beauty of Diversity soll ab 16. 2. beweisen, wie divers die Sammlung unter Schröder geworden sei. Ist er also der 18. Direktor der ursprünglichen Graphischen Sammlung oder erster einer neuen Albertina? Er mochte es nicht sagen. (Michael Wurmitzer, 16.1.2024)