Schönberg
Arnold Schönberg - irgendwie melancholisch selbstbewusst.
Arnold Schönberg Center, Wien

Atonalität Atonale Musik bezeichnet eine Stilvariante, in der sich die Strukturen – im Gegensatz zur Dur-Moll-Tonalität – nicht auf ein harmonisches Zentrum beziehen. Doch Vorsicht! Der Begriff wurde gegen Arnold Schönberg und die von ihm begründete Zweite Wiener Schule herabwürdigend eingesetzt und von ihm selbst eher missbilligt. Der Ausdruck "freitonal" kennzeichnet jene Phase in Schönbergs Schaffen besser, die der Erfindung des Zwölftonsystems voranging. Sie ist etwa an der 1. Kammersymphonie, am Melodramenzyklus Pierrot Lunaire und dem Monodram Die Erwartung zu studieren.

Dreizehn Diese Zahl löste bei Schönberg Ängste aus, er litt an "Triskaidekaphobie". Gespenstisch jedoch: Er wurde am 13. September 1874 in Wien geboren und starb am 13. Juli 1951 in Los Angeles im Alter von 76 Jahren. Die Summe aus sieben und sechs ergibt übrigens auch 13.

Entartete Musik Dieser widerliche Begriff wurde von den Nationalsozialisten in Stellung gebracht, um Werke von Komponisten, die der Rassenideologie nicht entsprachen, zu diffamieren und schließlich zu verbieten. Neben Schönberg traf es Kurt Weill, Hanns Eisler, Erwin Schulhoff und Ernst Toch, aber auch Anton Webern, Paul Hindemith und Ernst Krenek, die wegen ihrer Modernität verpönt waren. Und natürlich der Jazz, der als "Negermusik" verunglimpft wurde. Es gab 1938 sogar eine Ausstellung mit dem Titel Entartete Musik.

Erfinder Auch abseits der Musik war Schönberg ein hochkreativer Mensch: Er erfand u. a. neuartige Umsteigefahrkarten für den Berliner Straßenbahn-, Autobus- und Hochbahnverkehr. Er entwarf das Modell eines speziellen Bibliotheksstuhls, eine Notenschreibmaschine (nie verwirklicht) und ein Schachspiel für vier Parteien, das man im Wiener Arnold Schönberg-Center bewundern kann.

Flucht Schönberg war in Berlin tätig, als die Nazis am 7. April 1933 das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" erließen, das es erlaubte, jüdische Beamte aus dem Dienst zu entfernen. Es wurde ungemütlich für Schönberg, der als Nachfolger von Ferruccio Busoni an der Preußischen Akademie der Künste als Professor einen Meisterkurs für Komposition leitete. Nachdem ihm der Bruder seiner zweiten Frau Gertrud, der Geiger Rudolf Kolisch, telegrafisch sehr dringend politische "Luftveränderung" empfohlen hatte, flüchtete Schönberg über Frankreich, wo er wieder der jüdischen Religionsgemeinschaft beitrat, in die USA. Schließlich landete er am 31. Oktober 1933 in New York. Nach Europa sollte er nie wieder zurückkehren.

Gurrelieder Hier handelt es sich um ein Oratorium, ein wahres Großwerk, das Schönbergs erste, also spätromantische Komponierphase auf die Spitze trieb. Ebenfalls dieser Phase ist das expressive und nach wie vor beliebte Streichsextett Verklärte Nacht zuzurechnen.

Hollywood Schönberg hatte in Los Angeles kurz Kontakt mit Hollywood in Person des Filmproduzenten Irving Thalberg. Der selbstbewusste Komponist forderte von Thalberg eine Gage von 50.000 Dollar für die Musik zur Verfilmung des Romans The Good Earth. Das, was heute einer Millionengage entspräche, bekam er nicht. Gleichwohl lebte Schönberg von 1934 bis 1936 mit seiner zweiten Frau Gertrud Schönberg in Hollywood.

Schönberg
Die Malerei war Arnold Schönberg fast so wichtig wie das Komponieren. Ein Selbstporträt.
Keine

Lehrer "Das Lernen bei Schönberg ist ein unaufhörliches Empfangen. Alles, was er gibt, kommt aus dem Tiefsten, wirkt auf das innerste Wesen und lässt es wachsen, wie ein Baum wächst aus innerer Notwendigkeit. Wer zu Schönberg käme, um Wissenschaft zu erwerben, würde fehlgehen", schwärmte Meisterschüler Alban Berg. Auch Anton Webern zählte zu den bedeutenden Schülern. In den USA "inhalierte" zudem auch John Cage Schönbergs Lehren. Der Pädagoge schätzte Cage als seinen interessantesten Schüler, hielt ihn für genial. Allerdings als Erfinder und nicht als Komponist. Schönberg selbst nannte sich übrigens Autodidakt, wobei er Wesentliches bei Alexander Zemlinsky lernte, mit dessen Schwester Mathilde er in erster Ehe verheiratet war.

Maler Auch als Maler war Schönberg Autodidakt. Diese Form des Ausdrucks war ihm wichtig, auch wenn seine Gemälde kaum ausgestellt wurden. Es ging um einen weiteren Weg, Empfindungen auszudrücken. Schönberg schuf einige Selbstporträts, aber auch ein berühmtes Porträt von Alban Berg. Außerdem gibt es da ein Gemälde mit dem Titel Begräbnis von Gustav Mahler. Schönberg hielt Mahler übrigens für einen "Heiligen".

Skandal Was Schönberg einmal die "Emanzipation der Dissonanz" nannte, erntete mitunter rabiate Reaktionen. Legendär wurde das "Watschenkonzert" im Wiener Musikverein am 31. März 1913. Anton Webern, dessen Sechs Stücke für Orchester op. 6 unter Störungen uraufgeführt wurden, sprach von einem "schrecklichen Skandal". Schönberg dirigierte, unterbrach wegen Störungen. Bei seiner Kammersinfonie Nr. 1 op. 9 gab es Pfiffe, Zischen und bereits erste Handgreiflichkeiten im Publikum. Der Klang der Ohrfeigen übertönte schließlich alles Musikalische, auch Ordnungshüter konnten nicht für Ruhe sorgen. Es musste abgebrochen werden, Mahlers Kindertotenlieder kamen nicht mehr zur Aufführung. Verständlich: 1918 gründeten Schönberg, Alban Berg und Anton Webern den "Verein für musikalische Privataufführungen".

Zweite Wiener Schule Selbige begründete Arnold Schönberg. Die wesentlichsten Vertreter sind seine berühmten Schüler Alban Berg und Anton Webern, welche die Zwölftonmusik individuell zur Anwendung brachten. Nicht zu vergessen: Auch Josef Matthias Hauer erfand seine Form der Zwölftontechnik, das erste Werk war Nomos. Schönbergs erste Zwölftonkomposition waren die fünf Klavierstücke op. 23 (beendet 1923) und das Bläserquintett op. 26, in dem allen vier Sätzen eine gemeinsame Zwölftonreihe zugrunde lag.

Zwölftonreihe Das zentrale Objekt der innovativen Methode. Aber lassen wir es doch zum Schluss den Erfinder selbst erklären: "Diese Methode besteht in erster Linie aus der ständigen und ausschließlichen Verwendung einer Reihe von zwölf verschiedenen Tönen. Das bedeutet natürlich, daß kein Ton innerhalb der Serie wiederholt wird und daß sie alle zwölf Töne der chromatischen Skala benutzt, obwohl in anderer Reihenfolge. Die Vereinigung von Tönen zu Harmonien und deren Aufeinanderfolge wird von der Anordnung dieser Töne geregelt. Die Grundreihe funktioniert in der Art eines Motivs. Das erklärt, warum für jedes Stück von neuem eine Grundreihe erfunden werden muß. Sie muß der erste schöpferische Gedanke sein." (Ljubiša Tošić,17.1.2024)