Wien – Nach einem Rückgang in den vergangenen fünf Jahren sind die Suizide in Österreich Justizanstalten wieder angestiegen. Die Zahl der Fälle hat sich im Vorjahr auf 12 verdoppelt – im Jahr 2022 gab es sechs Suizide, berichtet das Ö1-Morgenjournal. Expertinnen und Experten kritisieren, dass es zu wenig Therapien und Betreuungsangebote in den Haftanstalten gebe, darunter der Psychiater Patrick Frottier: "Im Maßnahmenvollzug müssen ausreichend Fachleute vorhanden sein. Deutlich mehr, als das jetzt der Fall ist".

Versperrte Tür in einer Haftanstalt.
In Österreichs Justizanstalten stieg die Zahl der Selbsttötungen im Jahr 2023 an.
imago images/Elmar Gubisch

Das Justizministerium bestätigt auf schriftliche Anfrage, dass nahezu alle Häftlinge, die sich in einer Haftanstalt das Leben genommen haben, unter einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung litten, heißt es im Ö1-Morgenjournal. Zuletzt wurden zwar die Einweisungshürden erhöht, jedoch nicht die Zahl des Fachpersonals, betont Frottier.

Auch die Volksanwaltschaft kritisiert seit längerem, dass es zu wenig entsprechendes Personal in den Justizanstalten gebe. Im Bereich des Maßnahmenvollzugs hat Justizministerin Alma Zadic (Grüne) eine Reform angekündigt, um die medizinische und psychosoziale Betreuung zu verbessern. Aktuell würden noch Verhandlungen zwischen den beiden Koalitionspartnern ÖVP und Grüne laufen. (red, 17.1.2024)