Prammer Symposium Nationalratspräsidentin SPÖ-Frauen 
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer im Februar 2014 anlässlich des OSZE Winter Meeting in Wien.
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich angesagt, ein Drittel davon Abgesandte von NGOs und andere interessierte Bürger. Es wäre also nicht richtig, das 10. Barbara-Prammer-Symposium, das am Freitag im Parlament stattfindet, als rein sozialdemokratische Veranstaltung zu bezeichnen. Es geht, seit seinem Beginn, um progressive Frauenpolitik mit internationalem Anspruch – im Geiste der verstorbenen ehemaligen SPÖ-Frauenministerin Prammer, die auch als erste Frau Erste Nationalratspräsidentin war und deren Todestag sich im August zum zehnten Mal jährt.

Freilich: Initiiert und organisiert haben es die SPÖ-Frauen, das Renner-Institut und die Foundation for European Progressive Studies, ein Thinktank der Progressiven im EU-Parlament. Das Thema ist allerdings eines, das auch über SPÖ-Kreise hinaus brisant ist: "Demokratie braucht Feminismus". Dies sei ganz im Sinne Prammers, sagt deren ehemalige Pressesprecherin, Sonja Kato, die das Symposium zum zehnten Mal moderiert. Gastgeberin des Symposiums ist SPÖ-Frauenchefin Eva-Maria Holzleitner, die sich sehr für das Gedenken an Prammer und deren politisches Vermächtnis einsetzt – und auf die Prammer, sagt Kato, "100-prozentig wahnsinnig stolz wäre".

Frauen sollen wählen

Prammers Hauptanliegen heute wäre, dass Frauen zur Wahl gehen, sagt Kato. Sie erinnert an einen Ausspruch der ehemaligen Nationalratspräsidentin, den auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen gern zitiert: "Demokratie ist in Österreich zwar Realität, aber keine Selbstverständlichkeit. Man muss sie ständig mit Leben erfüllen." Und sie würde Frauen bewusstmachen, "dass ihre Zukunft bei dieser Wahl entschieden wird". Denn nicht nur die Demokratie brauche den Feminismus, Frauen überhaupt brauchten Demokratie. Kato: "Der Bierzeltpopulismus hat diesem Land noch nie gedient, und den Frauen schon gar nicht." Es gehe darum, Narrative "zurückzuholen", sagt sie. "Die Fleißigen und die Anständigen in diesem Land – das sind die Frauen."

Prammers Werdegang, aus einer oberösterreichischen Arbeiterfamilie stammend, die sich hinaufgearbeitet hat bis ins zweithöchste Amt im Staate, sei prototypisch. Sie habe stets Respekt und Anerkennung für jene eingefordert, die frühmorgens aufstehen, die Kinder versorgen und für die Schule vorbereiten, dann in die Arbeit hetzen, auf dem Nachhauseweg abends noch einkaufen, kochen, Schularbeiten kontrollieren, die Kinder ins Bett bringen. Kato: "Das sind in großer Mehrheit immer noch die Frauen. Und die sind auch erschöpft." Allerdings: Der Rechtspopulismus habe für sie gar keine Lösung parat. Eine Veränderung ihrer Situation haben die Frauen, immerhin die Mehrheit der Bevölkerung, immer noch selbst in der Hand.

Politische Moderatorin

Kato moderiert das politische Symposium nicht nur – sie ist auch selbst politisch höchst aktiv, wenn auch nicht mehr parteipolitisch. Einst saß sie als rote Mandatarin im Wiener Gemeinderat, engagierte sich für Bioessen in Schulen und Kindergärten und für Frauenpolitik – zeitweilig auch als Sprecherin der damaligen SPÖ-Vizebürgermeisterin Renate Brauner. Sie war mit Ex-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny verheiratet, die beiden haben zwei erwachsene Kinder.

Aus der Politik hat sich Kato mittlerweile verabschiedet, sie arbeitet selbstständig als systemischer Coach für Führungskräfte. Zusätzlich moderiert sie rund 90 Veranstaltungen pro Jahr, darunter auch häufig welche für die SPÖ – auf Bundes- und auf Länderebene. Eine Unvereinbarkeit sieht sie darin nicht: "Nicht politisch zu sein ist ein Privileg, das ich mir nicht leisten kann. Es ist zudem ein Privileg, das im Keim Ignoranz gegenüber den Umständen beinhaltet. Aber Ignoranz hat immer Konsequenzen. Im Zweifel für die anderen, meistens aber für uns alle." Allerdings sehe sie ihre Rolle mittlerweile darin, die Zivilgesellschaft zu stärken. Sie tut das vorwiegend über Beiträge auf Social Media.

Kato, Prammer, Moderation, Frauenpolitik
Sonja Kato, Ex-Sprecherin von Barbara Prammer, moderiert das Symposium am Freitag im Parlament.

Manchmal wird's auch persönlich, wie zuletzt: Angesichts der jüngsten Abschiebefantasien von rechter Seite postete Kato ihre persönliche Geschichte. Als leibliche Tochter eines Ägypters und Adoptivtochter eines japanischen Vaters habe sie, obwohl in privilegierten gutbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, dennoch Abwertung aufgrund ihres Aussehens erfahren. Daher rühre auch ihre Initiative "Mitte der Gesellschaft" auf Social Media: "Wir haben es alle in der Hand, wie sich diese Welt weiterdreht." Ob die SPÖ-Politikerin Barbara Prammer damit einverstanden wäre? "Ich bin sicher, sie hätte jede Art von Verbundenheit über Parteigrenzen hinweg, im Sinne der Frauen, unterstützt." (Petra Stuiber, 18.1.2024)