Unter den zahlreichen Menschen, die am 7. Oktober von islamistischen Terroristen aus Südisrael nach Gaza verschleppt wurden, ist er der jüngste: Kfir Bibas war gerade einmal neun Monate alt, als er gemeinsam mit seinem vierjährigen Bruder Ariel, seiner Mutter Shiri und seinem Vater Yarden aus dem Kibbuz Nir Oz entführt wurde – 46 Menschen wurden hier grausam ermordet. Am Donnerstag von CNN veröffentlichte Bilder von einer Überwachungskamera aus dem Kibbuz belegen, dass hier Opfer von den Terroristen geköpft wurden.

Symbol für verschleppte Terroropfer

Die beiden Brüder mit den markanten roten Haaren wurden zu einer Art Symbol für die immer noch verschleppten Terroropfer. Am Donnerstag hatte nun Kfir seinen ersten Geburtstag, so er und seine Familie denn überhaupt noch am Leben sind. Israels Präsident Yitzhak Herzog hatte aus diesem Anlass ein Foto von Kfir bei seinem Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos mit.

Präsident Yitzhak Herzog mit einem Bild von Kfir Bibas beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Präsident Yitzhak Herzog mit einem Bild von Kfir Bibas beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Vertrauen verloren

Herzog erklärte, dass Friedensgespräche derzeit keine Option seien: "Israel hat das Vertrauen in den Friedensprozess verloren, weil es gesehen hat, dass die Nachbarn Terror glorifizieren", sagte er. Die Entmachtung der islamistischen Terrororganisation Hamas werde den Palästinensern eine bessere Zukunft ermöglichen, denn Israel kämpfe für eine freie Welt. Die Welt müsse erkennen, dass jeder Friedensprozess und jede Stabilität vom "Imperium des Bösen" sabotiert würden, das der Iran geschaffen habe. Daher bedürfe es einer Koalition gegen den Iran und seine Stellvertreterorganisationen wie die Hamas, die Hisbollah und die Huthis.

Letztere griffen erneut einen Frachter vor der jemenitischen Küste an. Eine Drohne verursachte einen Brand an Bord, der jedoch gelöscht werden konnte. Die USA bombardierten in der Nacht auf Donnerstag zum vierten Mal Stellungen der Huthis, der Angriff soll Raketen gegolten haben, die gerade zum Abschuss vorbereitet wurden.

Sorge vor Krieg im Libanon steigt

Israels Armeechef Herzi Halevi erklärte zuletzt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Krieg im Libanon gestiegen sei. Ziel Israels sei es, dass die 80.000 Bewohner Nordisraels wieder in ihre Häuser zurückkehren könnten, aus denen sie durch den andauernden Beschuss durch die Terrormiliz Hisbollah vertrieben wurden. Er wisse nicht, wann der Krieg im Norden stattfinden werde, sagte Halevi, doch die Wahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten sei höher als zuletzt. Die Hisbollah kündigte am Donnerstag jedenfalls an, weiterhin auf Israel feuern zu wollen.

Iran im Zentrum des Gewaltstrudels

Auch wenn der Iran in der jüngeren Vergangenheit vor allem durch seine Stellvertreter für die Destabilisierung der Region gesorgt hat, gerät die Islamische Republik nun immer mehr selbst in einen Strudel der Gewalt. Nachdem der Iran am Dienstag bei einem Raketenangriff in der pakistanischen Provinz Belutschistan zwei Kinder getötet hatte, schlug Pakistan in der Nacht auf Donnerstag zurück. Während Teheran seinen Angriff als Schlag gegen angebliche iranische Rebellen der in der iranischen Provinz Sistan und Belutschistan aktiven sunnitischen Gruppe Jaish al-Adl rechtfertigte, nannte Islamabad die eigene Militäraktion "Operation Marg Bar Samachar" ("Tod den Aufständischen"): Sie galt der separatistischen "Befreiungsarmee Belutschistans", die unter anderem auch von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft ist. Dabei wurden nach Angaben Teherans zehn Personen getötet.

In Islamabad protestierten Islamaktivisten gegen den iranischen Angriff.
In Islamabad protestierten Islamaktivisten gegen den iranischen Angriff.
APA/AFP/FAROOQ NAEEM

Botschafter abgezogen

Pakistan hatte nach dem iranischen Angriff seinen Botschafter aus Teheran abgezogen und Vergeltung angekündigt. Dabei hatten die belasteten Beziehungen der Nachbarstaaten zuletzt gewisse positive Entwicklungen erlebt. Noch am Dienstag waren der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar in Davos zu einem Gespräch zusammengekommen, und sogar eine gemeinsame Marineübung wurde kürzlich abgehalten.

Auch Ziele in Syrien und dem Irak wurden von den iranischen Revolutionsgarden in den vergangenen Tagen angegriffen, weshalb auch Bagdad seinen Vertreter zurückbeorderte. Teheran rechtfertigte seine Gewalteskalation gegenüber den Nachbarn als Angriffe auf IS-Stellungen in Syrien und einen angeblichen Stützpunkt des israelischen Geheimdiensts Mossad in der kurdisch-irakischen Stadt Erbil. (Michael Vosatka, 18.1.2024)

Bei dem iranischen Angriff wurde der kurdische Geschäftsmann Peshraw Dizayee mit seiner Familie in seinem Haus in Erbil getötet.
Bei dem iranischen Angriff wurde der kurdische Geschäftsmann Peshraw Dizayee mit seiner Familie in seinem Haus in Erbil getötet.
EPA