Hunter Biden
Hunter Biden hat umgesattelt: Der Sohn des amtierenden US-Präsidenten schwingt den Pinsel und verdient damit Geld.
Artnet, Courtesy of the Artist

Während sich Hunter Biden, Sohn des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, derzeit vor einem Bundesgericht in Kalifornien wegen mutmaßlichen Steuerbetrugs verantwortet, droht an einer Nebenfront weiteres Ungemach. Dabei dreht es sich um die Frage, ob sich jemand über den Kauf seiner Bilder die Gunst seines Vaters erschlichen haben könnte, wie die Republikaner vermuten.

Die Vorgeschichte dazu begann im Sommer 2021, als Hunter Bidens berufliche Neuorientierung als Künstler samt Ankündigung einer Soloshow bekannt wurde. Sein Galerist Georges Bergés bezifferte die vorgesehenen Kaufpreise in einer Bandbreite von 75.000 bis 500.000 Dollar: üppig für Werke eines Amateurs, Promibonus also offenkundig inklusive. Bergés schwärmte von der "Authentizität", der Arbeiten, die er "bei vielen Künstlern sehe", beispielhaft etwa bei "(Lucien) Freud oder (Francis) Bacon".

So absurd dieser Vergleich für Kenner der Kunstszene auch klang: Verlangen könne jeder, was er glaube, ob es dann auch bezahlt wird, sei eine andere Sache, erklärten Insider. Massivere Kritik kam von Compliance-Hütern – und nicht nur aus dem republikanischen Lager. Um etwaige Interessenkonflikte zu den Amtsgeschäften des Vaters zu vermeiden, nahm sich eine Ethikkommission der Angelegenheit an.

Keine politischen Gefallen

Ergebnis: Der Galerist werde die Werke verkaufen, jedoch sämtliche Informationen sowie die Identität der Käufer gegenüber Hunter Biden geheim halten. Zeitgleich würden verdächtig erscheinende Angebote abgelehnt. Damit sei gewährleistet, dass sich niemand einen politischen Gefallen erkaufen könne, betonte Jen Psaki als damalige Pressesprecherin des Weißen Hauses.

Für etwas Irritation sorgte deshalb ein Medienbericht im Juli vergangenen Jahres, demzufolge Hunter Biden die Identität seiner Käufer teils sehr wohl erfahren haben soll. Laut dem Portal Business Insider handelte es sich in einem Fall um Elizabeth Hirsh Naftalie, eine Immobilieninvestorin und Philanthropin aus Los Angeles, die immer wieder auch als Wahlkampfspenderin der Demokraten in Erscheinung trat. Im Juli 2022 war sie vom Präsidenten in die Kommission zur Bewahrung des amerikanischen Erbes im Ausland berufen worden: ein unbezahltes Ehrenamt.

Unglückliche Optik

Die Optik könnte als unglücklich interpretiert werden, denn dem Branchenmagazin Artnet zufolge erwarb Naftali das erste Werk des "First Son" ein Monat nach der Amtseinführung seines Vaters im Februar 2021, ein weiteres im Dezember 2022: für 42.000 und für 52.000 Dollar. Im Vergleich dazu sollen sich Naftalis Spenden an die Demokraten vergangenes Jahr laut Medienberichten auf rund 43.000 Dollar belaufen haben.

Als weiterer Käufer wurde Kevin Morris namhaft, ein Hollywood-Anwalt, der Hunter Biden bei der Begleichung seiner Steuerschulden in Höhe von etwa zwei Millionen Dollar geholfen haben soll. In diesem Zusammenhang könnte der Ankaufsdeal für angeblich elf Kunstwerke im Gesamtwert von 875.000 Dollar stehen, für die Morris dem Galeristen die Provision von 40 Prozent bezahlte. Wie sich jetzt im Zuge der Befragung von Georges Bergés im Ausschuss des Repräsentantenhauses herausstellte, wisse Hunter Biden, wer wertmäßig etwa 70 Prozent seiner Kunstwerke gekauft habe.

Die "Ethik"-Vereinbarung sei damit also "eine Täuschung" gewesen, polterte der republikanische Ausschussvorsitzende James Comer. (Olga Kronsteiner, 19.1.2024)