Jetzt schon Legenden: Sebastian Frimmel, Lukas Hutecek und Robert Weber.
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Köln – Österreichs Handball-Nationalmannschaft der Männer hat ihren Sensationslauf bei der Europameisterschaft in Deutschland auch in der Hauptrunde fortgesetzt. Das ÖHB-Team gewann am Donnerstag zum Auftakt der zweiten Turnierphase in Köln gegen die in der Vorrunde souveränen Ungarn mit 30:29 (17:17). Die Österreicher gehen damit ungeschlagen in das Prestigeduell mit Gastgeber Deutschland am Samstag (20.30 Uhr, live ORF 1).

"Zwei Punkte, das ist unglaublich, ich bin so froh. Ich gratuliere den Jungs", meinte Teamchef Ales Pajovic im ORF-Interview nach der nächsten Glanzleistung seines Teams. Nach den beiden Unentschieden gegen Kroatien und Spanien in der Vorrunde bewies seine Auswahl auch gegen den Vizeweltmeister von 1986, dass sie zur europäischen Spitze aufgeschlossen hat.

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Den Topteams tritt man mittlerweile mit viel Selbstvertrauen entgegen. "Man hat ab der ersten Minute gemerkt: Wir spielen nicht gegen einen Übergegner, wir spielen einfach gegen Ungarn, und wir gewinnen das heute, so war das Gefühl. Das ist halt unglaublich geil", erklärte Torhüter Constantin Möstl, der nach der Pause überragend hielt und zum besten Spieler der Partie gewählt wurde.

Die Österreicher mussten dem intensiven Programm in der Vorrunde Tribut zollen. Routinier Janko Bozovic und Moritz Mittendorfer fehlten erkrankt. Mitte-Aufbau Hutecek hielt trotz Knieproblemen durch und war wieder das Um und Auf im Spiel der Österreicher, sein Nebenmann Boris Zivkovic kam wegen einer Knieblessur nur zu wenig Einsatzzeit. Doch das bisherige Überraschungsteam dieser EM ließ sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen.

Der entscheidende Moment. Es ist vollbracht.
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Und auch nicht von einem fehlerhaften Beginn, nach dem die ÖHB-Auswahl schnell mit 0:3 zurück lag. Die Österreicher taten sich in der Anfangsphase schwer, die ungarische Abwehr zu knacken, und bekamen zunächst auch Gabor Ancsin (vier Tore in den ersten acht Minuten) nicht in den Griff. Kapitän Mykola Bilyk und Co liefen so von Beginn weg hintennach, hielten den Rückstand aber stets im Rahmen.

Angeführt von Bilyk, Hutecek und Routinier Robert Weber steigerte sich das rot-weiß-rote Team offensiv, griff häufig mit sieben Feldspielern an und kämpfte sich zurück. Mit einem Tor von Ungarn-Legionär Sebastian Frimmel zum 13:13 gelang erstmals der Ausgleich, dank eines Hutecek-Treffers eine Sekunde vor dem Halbzeitpfiff ging es auch mit Gleichstand in die Pause.

Torhüter Constantin Möstl wächst über sich hinaus.
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Den besseren Start in die zweite Hälfte hatten wieder die Ungarn. Die Österreicher ließen einige Chancen aus, ein von Möstl abgewehrter Siebenmeter (39.) leitete aber die nächste Aufholjagd auf. Tobias Wagner brachte die ÖHB-Auswahl in der 43. Minute erstmals in Führung (23:22). Beide Torhüter agierten danach in Hochform, ausgeglichen und spannend ging es in die Schlussphase. In der übernahm Bilyk die Verantwortung. Der Kapitän brachte sein Team zunächst mit 29:28 in Führung und erzielte 20 Sekunden vor Schluss mit seinem achten Treffer das Siegestor.

"Die zweite Halbzeit hat für mich über zwei Stunden gedauert. Wir hatten die Partie dann mehr unter Kontrolle, Consti (Torhüter Möstl, Anm.) war überragend. Jedes Tor, jeder Ballgewinn ist wichtig, jeder kämpft. Das bringt uns zum Erfolg", resümierte Pajovic.

Mykola Bilyk war wieder der treffsicherste Österreicher.
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Damit halten die Österreicher bereits bei drei Punkten und haben sehr gute Chancen, nach Platz acht 2020 und Platz neun 2010 zum dritten Mal eine EM in den Top Ten zu beenden. Sogar das beste Ergebnis der Geschichte ist in Reichweite. "Was wir jeden zweiten Tag abliefern, ist wie ein Märchen. Wir schauen, dass wir das weitermachen", meinte Frimmel. "Wir schweben alle gefühlt ganz weit oben", sagte Hutecek. Tobias Wagner setzte sich gleich das nächste Ziel: "Wir spielen am Samstag gegen Deutschland wahrscheinlich ums Halbfinale, da wird sich dann zeigen, ob wir wirklich schon eine Topmannschaft sind." (APA, 18.1.2024)

Handball-EM, Hauptrunde 1, Köln:

Ungarn – Österreich 29:30 (17:17)
Beste Werfer Österreich: Bilyk 8, Weber 6, Hutecek 6

Frankreich – Kroatien 34:32 (18:18)

Deutschland – Island 26:24 (11:10)