Pfeifer Ski Austria Kitzbühel Abfahrer
Pfeifer sieht langfristig nicht schwarz für die Abfahrt.
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Schlimmer geht immer: Bei Österreichs Abfahrern ist es diese Saison bisher so schlecht wie überhaupt noch nie gelaufen. In fünf einschlägigen Rennen konnte kein einziger Podestplatz, geschweige denn ein Sieg eingefahren werden. Zwei fünfte Plätze von Vincent Kriechmayr (Bormio, Wengen) und ein sechster Rang von Stefan Babinsky (Gröden) waren die einzig nennenswerte Ausbeute. Dementsprechend gering sollte auch die Erwartungshaltung für die beiden Abfahrten am Freitag und Samstag (jeweils 11.30 Uhr, live ORF 1) in Kitzbühel sein.

Immerhin glaubt Kriechmayr in einem gelungenen zweiten Abfahrtstraining auf der Streif den schnellen Schwung wiedergefunden zu haben. "Mein Ziel ist voller Angriff und volles Risiko. Ich werde mein Herz in die Hand nehmen. Nur so hat man die Möglichkeit, vorne mitzumischen." In den vergangenen Rennen sei er nicht immer ans Limit gegangen, aber in Kitzbühel sei das die einzig wahre Devise.

Bei der Lauberhornabfahrt hatte der Sieger der ersten Kitzbühel-Abfahrt 2023 als Fünfter bemerkenswerte 2,49 Sekunden Rückstand auf Sieger Marco Odermatt. "Wenn ich mich nicht wohlfühle am Ski, dann kann ich nicht attackieren, weil ich dann sehr fehleranfällig bin und es extrem gefährlich wird", sagt der 32-jährige Leithammel der ÖSV-Speed-Männer nun.

Fehlende Kapazunder

Schmerzlich vermisst in den Ergebnislisten wird Matthias Mayer, der vor etwas mehr als einem Jahr in Bormio überraschend sein abruptes Karriereende verkündet hatte. Der dreifache Olympiasieger war davor immer wieder für Siege gut, hat etwa 2017 den Super-G auf der Streifalm und 2020 die Hahnenkammabfahrt gewonnen. Der 33-jährige Kärntner ist immerhin insoweit zurückgekehrt, als er das Trainerteam beratend unterstützt, den schwächelnden ÖSV-Läufern auf die Sprünge zu helfen. Vermisst wird auch der mit Kreuzbandriss in Bormio ausgefallene Marco Schwarz, der in der zweiten Grödenabfahrt als Neunter ein Debakel für Ski Austria noch in Grenzen gehalten hatte und auch Max Franz (34), der mit schweren Verletzungen an beiden Unterschenkeln seit mehr als einem Jahr pausieren muss.

ÖSV-Läufer Daniel Danklmaier am Weg ins Kitzbüheler Tal.
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Von den aktuellen ÖSV-Hoffnungen hat Daniel Hemetsberger (32) mit Knieproblemen zu kämpfen, er stand 2022 als Dritter in der Hahnenkammabfahrt erstmals auf dem Podest. Ein Sieg fehlt ihm ebenso noch wie Otmar Striedinger (32). Daniel Danklmaier hofft mit 30 ebenso noch auf einen Durchbruch wie Christopher Neumayer (31). Und Raphael Haaser (26) sucht vorrangig Punkte für eine brauchbare Startnummer in der Abfahrt.

Wenig Nachwuchs

Von einem nachdrängenden Nachwuchs fehlt weiterhin jede Spur. Immerhin feiert Stefan Eichberger auf der Streif sein Weltcupdebüt. Der 23-jährige Steirer hat im Training sogar ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer überrascht. Andere wie Felix Hacker (24), Manuel Traininger (25) oder Stefan Rieser (25) sollen behutsam über den Europacup an die Elite herangeführt werden und sich fixe Startplätze erarbeiten. Pfeifer ist trotz allem guter Dinge: "Wir müssen langfristig denken. Es sind einige, die gut Ski fahren, diese Situation hatten wir vor rund neun Jahren auch im Slalom. Wir werden es jetzt auch wieder schaffen." Aber es seien auch die Trainer gefordert, die Abfahrer über verstärktes Riesentorlauftraining im Sommer in die Nähe der Perfektion von Odermatt zu bringen.

Diesbezüglich wünscht sich Pfeifer als "Ideallösung" ein Trainingszentrum in der Innerkrems. Dort stehen aber seit Jahren wegen Rechtsstreitigkeiten mit den ausländischen Betreibern die Lifte still. Im WM-Ort Saalbach gibt es die Möglichkeit zu trainieren – wegen des Tourismus aber nur eingeschränkt.

Für Stephan Eberharter ist das Abfahrtsproblem evident: "Es gibt weder die Masse noch die Klasse." Kriechmayr stehe allein da. "Die anderen haben noch nichts gewonnen, von denen kann man nicht erwarten, dass sie Rennen gewinnen." Man müsse die Erwartungen zurückschrauben, sagte der zweifache Streifsieger dem STANDARD. Nachwuchsläufer hätten speziell in der Abfahrt zu wenig Möglichkeiten. Ein Thema sei auch, dass es "die Eltern vielleicht gar nicht mehr so gern sehen, dass die Kinder in die Abfahrt gehen, wenn es so viele schwere Verletzungen gibt". (Thomas Hirner, 18.1.2024)