Cora Schumacher hat nach der Ankunft in Australien weinen müssen. Doch es war nicht die Aussicht auf Madenschleim, Reis und Bohnen, die dem Model (und Ex-Frau von Rennfahrer Ralf Schumacher) Tränen in die Augen trieb. Vielmehr überkamen sie die Emotionen, weil ihr Sohn David schon seit einem Jahr nicht mehr mit ihr spricht und bloß via Bild-Zeitung eher distanziert alles Gute für den Dschungel gewünscht hatte. Für Cora Schumacher ist das natürlich nicht schön. Für Fans des voyeuristischen Trashfernsehens hingegen schon. Denn sie dürfen hoffen, dass die 47-Jährige am Lagerfeuer noch tiefere Einblicke gibt. Und dass die anderen elf Camper und Camperinnen auch auspacken.

RTL-Dschungelshow
Es geht los: Letzte Anweisungen für die Kandidatinnen und Kandidaten der RTL-Dschungelshow 2024.
Foto: RTL

Zwölf verbal exhibitionistisch Veranlagte – da wäre schon mal eine Voraussetzung für einen guten Dschungeljahrgang erfüllt. Am heutigen Freitagabend geht es wieder los, und die diesjährige Staffel ist eine Jubiläumsshow. 20 Jahre ist das Dschungelcamp nun schon alt.

2004 – da war in Deutschland noch Gerhard Schröder Kanzler und in Österreich Wolfgang Schüssel – schickte RTL zum ersten Mal einen Flieger voller Williger nach Down Under. Die Fernsehnation daheim stand Kopf. Von Verletzung der Menschenwürde war die Rede, als die ersten Känguruhoden auf dem Speiseplan und ein Bad in Kakerlaken auf dem Programm standen. Natürlich wurde auch ein Verbot der Show laut.

Über derlei kann man 20 Jahre später nur müde lächeln. Heute zählen Medienwissenschafter das Format neben dem Tatort und Wetten, dass..? zu den letzten Lagerfeuern des Fernsehens.

Fast schon Nostalgie

"Das Dschungelcamp ist mittlerweile zum jährlichen Ritual geworden, es kommt fast schon Nostalgie auf", sagt Joan Bleicher von der Universität Hamburg. Als Erfolgsfaktor sieht sie den Mix zahlreicher Genres in einem Format: "Ob Abenteuer, Talkshow, Wettkampf, es ist für viele Interessen etwas dabei. Und am nächsten Tag wird überall dann darüber gesprochen."

Was das tierische Equipment betrifft, setzt RTL ja seit Jahren auf ekelerregend Bewährtes: Ratten, Schlangen, Kakerlaken. Man könnte sich längst sattgesehen haben. Dass dies bei vielen nicht der Fall ist, liegt laut Medienexpertin Bleicher am jährlich neu stattfindenden "Sozialexperiment". Man könne nie wissen, wie die einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten untereinander agieren, und auch nicht, ob sie bei den Dschungelprüfungen völlig versagen oder ob sie triumphieren.

Damit es bunt und wild wird, muss RTL alljährlich eine Partie aus möglichst unterschiedlichen Promis zusammenstellen. Ganz so schwierig ist das zumindest in einem Segment nicht mehr. Denn mittlerweile (re)produzieren sich jüngere Dschungelgänger und -gängerinnen ohnehin in der großen Reality-Trash-Dating-Big-Brother-Wurstmaschine einfach selbst.

Felix von Jascheroff, Lucy Diakovska, Anya Elsner, David Odonkor. Mittlere Reihe: Kim Virginia, Fabio Knez, Cora Schumacher. Unten: Heinz Hoenig, Sarah Kern, Mike Heiter, Twenty4Tim, Leyla Lahouar.
Dschungelaufstellung 2024: Oben (v. li.): Felix von Jascheroff, Lucy Diakovska, Anya Elsner, David Odonkor. Mittlere Reihe: Kim Virginia, Fabio Knez, Cora Schumacher. Unten: Heinz Hoenig, Sarah Kern, Mike Heiter, Twenty4Tim, Leyla Lahouar.
Foto: RTL

Anfangs schwierige Suche

Zu Beginn war das anders. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erinnert sich RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner, dass dem Sender in den ersten Jahren die "Star"-Rekrutierung nicht leicht gefallen sei: "Wir haben uns immer von Staffel zu Staffel gehangelt."

Es gab auch Jahre, in denen man Google sehr bemühen musste, weil die Teilnehmerschaft recht unbekannt war. Heuer jedoch sind ein paar Namen halbwegs geläufig – nebst Schumacher etwa der von Heinz Hoenig. Der 72-jährige Schauspieler (Das Boot) wehrte sich vor dem Einzug in den Dschungel gegen Vorwürfe, er sei sowohl für das Camp als auch für sein einjähriges Kind zu alt.

In der jüngeren Klasse findet sich eine gewisse Kim Virginia (28), die schon so manches Reality-Format beglückte, Leserinnen und Lesern der Feuilleton-Seiten aber eher unbekannt sein dürfte. Sie hat brav schon jene wilden Sätze gesagt, die man von ihr erwartet: "Ich bin die größte Tussi." Und dass sie auch nix gegen Sex im Camp hat. Na dann kann es ja losgehen. (Birgit Baumann, 19.1.2024)