Heinz Tesar
2011 hat Architekt Heinz Tesar den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten.
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Heinz Tesar, einer der prägnantesten österreichischen Architekten der Gegenwart, ist am 18.Jänner im Alter von 84 Jahren verstorben. 1939 in Innsbruck geboren, studierte Tesar von 1961 bis 1965 an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Roland Rainer Architektur. 1973 gründete er sein eigenes Architekturbüro in Wien, 2000 kam ein weiteres in Berlin dazu.

Zu seinen Bauten gehören die Siedlung Biberhaufenweg in Wien (mit Carl Pruscha und Otto Häuselmayer, 1985), das Essl-Museum in Klosterneuburg, die Donaucity-Kirche in Wien (beide 1999), der Umbau des Bode-Museums auf der Museumsinsel Berlin (2005) und das Bailo-Museum im italienischen Treviso (2015). Tesar lehrte an zahlreichen Universitäten in den USA und Europa und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 2011 der Österreichische Staatspreis für Architektur.

Blick aufs Gebäude
Das von Tesar entworfene ehemalige Essl-Museum soll ab April als Albertina Klosterneuburg eröffnen.
imago images/Willfried Gredler

Besonders prägend für sein Selbstverständnis war eine Reise als 14-Jähriger zu den baulichen Spuren der Antike in Rom, Neapel und Capri. "Diese Erlebnisse waren der Grund meiner Entscheidung zur Architektur, in dem Sinn, einen Beitrag leisten zu wollen", sagte er in einem Interview. Diese Prägung blieb ihm ein Leben lang erhalten, sein Medium war stets der Zeichenstift, mit dem er sich dem Bauen über das Körperliche und unmittelbar Spürbare näherte. Die Architekturdisziplin bezeichnete er als "die Nichtkunst der Künste".

"Wer nicht liebt, darf nicht bauen"

Wohl eine seiner meistzitierten Aussagen lautet: "Wer nicht liebt, darf nicht bauen." Mit Künstlermähne und rotem Schal entsprach Tesar zwar dem gängigen Bild des Künstlerarchitekten, doch den Begriff Stararchitekt lehnte er entschieden ab. Ihm gehe es um den Versuch, mit Architektur die Realität ein Stück zu verbessern.

Seit 2019 lebte er im Hilde-Wagener-Künstlerheim in Baden bei Wien, wo er am Donnerstag starb. "Heinz Tesar war ein Gesamtkünstler und ein Menschenfreund", so seine Bauherren und langjährigen Begleiter Karlheinz und Agnes Essl in einer Würdigung. "Wer eines seiner Gebäude betritt, fühlt sich einerseits beschützt, andererseits in der Lage, weit über die Mauern hinauszublicken. Heinz Tesar hat es geschafft, mit seiner Architektur Menschen zu verbinden." (Maik Novotny, 19.1.2024)