Eva Spreitzhofer mit Katze und Buchtipp.
privat

Sie wuchs teils bei der Oma in Graz in einem "sehr ordentlichen, etepetete Haushalt" auf, der gewissermaßen der Gegenentwurf zu ihrem sehr freien Aufwachsen in einer riesigen Wohngemeinschaft in Wien war: "Da hatte ich es zwar auch sehr schön und lustig, aber für ein Kind kann das schon auch chaotisch und verwirrend sein." Die Eltern waren Maoisten, es lag also viel Klassenkampf-Lektüre in dieser WG herum, und der Vater schrieb der Volksschülerin sogar einen Mao-Spruch ins Stammbuch: "Einmal etwas Gutes tun ist keine schwere Sache. Schwer ist es, sein Leben lang Gutes zu tun." Ein weiterer Spruch, den man Mao zuschreibt, lautet: "Zu viele Bücher lesen ist schädlich." Diese Warnung nahm sie aber nicht ernst, sie liebte Mira Lobe. Und in der Arena, deren Besetzung sie miterlebte, liebte sie die Schmetterlinge und hörte Leonard Cohen oder Georg Danzer beim gemütlichen After-Show-Singen zu: "Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl dort war einzigartig!"

Als Filmemacherin lässt sie sich von Romanen bestenfalls inspirieren, "ich schnappe Dialoge auf oder Ideen, aber verfilmen will ich sie nicht". Nicht einmal das von ihr außerordentlich geschätzte Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky. "Dieses Buch habe ich gelesen und sofort wieder von vorn begonnen." Die Verfilmung hingegen hat sie sich nicht angeschaut, um die eigenen Bilder im Kopf nicht zu zerstören. Die Töchter Egalias wiederum hatten als Idee großen Einfluss auf ein Drehbuch, an dem sie seit langem "herumdoktert": "Da wären die Geschlechterverhältnisse konsequent umgedreht. Statt phallischer Kirchtürme gäbe es beispielsweise Kirchen in Vulvaform, über den Penis wüsste man so wenig Bescheid wie heute über die Klitoris – und reden täte erst recht niemand über ihn! Man muss sich so eine Welt aber sehr genau überlegen, damit sie nicht platt wird." Bis dahin stehen die Christbäume also weiterhin, wenn schon nicht phallisch, so doch aufrecht in unseren Wohnzimmern, wie in ihrem zuletzt sehr erfolgreichen Weihnachtsfilm Wie kommen wir da wieder raus?, mit dem sie über 40.000 Zuschauer in die Kinos lockte. (Manfred Rebhandl, 20.1.2024)