Die Zeichnungen
Das Aquarell "Mädchen mit schwarzem Haar" und die Zeichnung "Porträt eines Mannes" wurden im September beschlagnahmt und jetzt an die Erben nach Grünbaum ausgefolgt.
AP

New York - Die US-Behörden haben den Erben des österreichischen Kabarettisten und Kunstsammlers Fritz Grünbaum zwei im vergangenen September beschlagnahmte Zeichnungen von Egon Schiele übergeben. "Das ist ein Sieg für die Gerechtigkeit und die Erinnerung an einen mutigen Künstler, Kunstsammler und Gegner des Faschismus", erklärte der Grünbaum-Nachfahre Timothy Reif am Freitag.

Bei den Werken handelt es sich um das Aquarell "Mädchen mit schwarzem Haar" (1911) aus dem Carnegie Museum of Art (Pittsburgh, Pennsylvania) sowie um die Zeichnung "Porträt eines Mannes" (1917) aus dem Bestand des Museums des Oberlin College (Oberlin, Ohio).

Den Wert dieser Bilder bezifferte die Staatsanwaltschaft von Manhattan aktuell mit 1,5 Millionen bzw. rund einer Millionen Dollar. Die offizielle Schätzung des Auktionshauses Christie’s, wo die beiden Werke STANDARD-Informationen zufolge im Mai in New York versteigert werden, steht noch aus.

Österreich entschied gegen Restitution

Hintergrund der Rückgabe sind von den Erben nach Grünbaum seit Dezember 2022 in den USA geführte Zivilprozesse gegen mehrere US-amerikanische Institutionen, in denen die Restitution der Werke gefordert wurde. Im September entschieden sich das Museum of Modern Art, das Morgan Library & Museum (beide New York), das Santa Barbara Museum of Art in Kalifornien sowie zwei Privatsammlungen zur Rückgabe von insgesamt sieben Werken Egon Schieles, die einst Fritz Grünbaum gehörten.

Sowohl der Kabarettist als auch seine Ehefrau wurden in der NS-Zeit deportiert und ermordet. Der Verbleib der Sammlung in der NS-Zeit blieb ungeklärt, bis Grünbaums Schwägerin rund 80 Schiele-Bilder in den 1950er Jahren über den Schweizer Kunsthandel verkaufte. Werke dieser Provenienz befinden sich auch in Beständen der Albertina und des Leopold Museums und waren Gegenstand einer Prüfung der Kommission für Provenienzforschung.

Mehrere Klagen anhängig

Der österreichische Kunstrückgabebeirat entschied sich gegen eine Restitution, da sich kein Hinweis für einen Entzug in der NS-Zeit fand und die Sammlung im Verfügungsbereich der Familie verblieben sein muss. Laut der Staatsanwaltschaft von Manhattan soll die Sammlung angeblich den NS-Behörden übergeben worden sein. Österreichischen Provenienzforschern zufolge existiere dafür keinerlei Nachweis.

Die von den Erben nach Grünbaum jahrelang angekündigten Klagen gegen die Republik Österreich, die Albertina und das Leopold Museum erfolgten ebenfalls im Dezember 2022. Über deren Zulässigkeit haben US-Gerichte allerdings noch nicht entschieden.

Die seitens der amerikanischen Sammlungen im September restituierten Schiele-Werke wurden von den Erben zwischenzeitlich verkauft: ein Blatt über einen Private Sale, sechs weitere spielten im November bei Christie’s knapp 20 Millionen Dollar (inkl. Aufgeld) ein. (Olga Kronsteiner, APA, AFP)