Rom – Das spanische Rettungsschiff Open Arms ist am Samstagabend mit 57 Migranten im süditalienischen Hafen Crotone angekommen und festgesetzt worden. Die Crew wird von den italienischen Behörden beschuldigt, ein libysches Patrouillenboot bei der Rettung eines Bootes mit Migranten behindert und die Anweisungen von Italiens Koordinationsstelle für Seenotrettung missachtet zu haben.

Aus diesem Grund wurde eine 20 Tage lange Festsetzung des Schiffes verhängt. Die spanische NGO Open Arms muss eine Geldstrafe von 10.000 Euro zahlen, teilten die italienischen Behörden in der Nacht auf Sonntag mit. Die Maßnahme wurde nach Kontrollen der italienischen Küstenwache und der Polizei ergriffen.

Nach der Rettung der 57 Migranten war der Open Arms der Adria-Hafen Brindisi zugewiesen worden. Doch aufgrund der schwierigen Seebedingungen mit bis zu vier Meter hohen Wellen und starken Winden wurde das Schiff in den näher liegenden Hafen von Crotone umgeleitet. Der Schiffskapitän und die Besatzung des Schiffes wurden in Crotone sechs Stunden lang befragt.

Strengere Gesetzte gegen NGOs unter Meloni

An Bord der Open Arms befanden sich hauptsächlich Syrer und Pakistanis. Auch fünf Minderjährige waren an Bord des Schiffes. Nach Abschluss der Identifizierungsmaßnahmen wurden die Migranten in das Aufnahmezentrum in Isola Capo Rizzuto gebracht.

Zivile Seenotretterinnen und Seenotretter sind der rechten, italienischen Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein Dorn im Auge. Mit einem im vergangenen Jahr verabschiedeten Gesetz hatte sie das Vorgehen gegen die im Mittelmeer aktiven NGOs massiv verschärft. Bei angeblichen Verstößen sieht es Festsetzungen sowie Geldstrafen vor. Hilfsorganisationen kritisieren wiederum immer wieder, dass sie an der Rettung von Menschen in Seenot gehindert werden.

Boot mit Migrant:innen im Meer
Auch fünf Minderjährige wurden an Bord der Open Arms geholt.
APA/AFP/SANTI PALACIOS

Dehydrierung, Unterkühlung und Erschöpfung

Das NGO-Schiff Humanity 1 ist indes mit 126 geretteten Migranten in Richtung Süditalien unterwegs. Dem Schiff war ursprünglich der mittelitalienische Adria-Hafen Ortona zugewiesen worden. Wegen der schwierigen Wetterlage wird das Schiff nun am Sonntag im süditalienischen Adria-Hafen Tarent erwartet. Die Migranten befanden sich an Bord eines überfüllten doppelstöckigen Holzbootes 100 Meilen vor der libyschen Küste in maltesischen Gewässern, als sie von der Crew der Humanity 1 gerettet wurden. An Bord waren neun Frauen und etwa 30 Minderjährige. "Viele der Überlebenden, die jetzt von der Besatzung der Humanity 1 an Bord notversorgt werden, leiden an Dehydrierung, Unterkühlung und Erschöpfung und sind sehr schwach", teilte die deutsche Nichtregierungsorganisation SOS Humanity mit.

Seit Anfang 2024 sind 916 Migranten nach Überfahrt des Mittelmeers in Italien eingetroffen, teilte das Innenministerium in Rom mit. Im Vergleichszeitraum 2023 waren es 3.862 gewesen. Über 150.000 Migranten sind im Gesamtjahr 2023 in Italien eingetroffen. Melonis Regierung bemüht sich, die Migrationsströme unter anderem durch Abkommen mit Herkunftsländern wie Tunesien oder Ägypten einzudämmen. (APA, red, 21.1.2024)