Das ist nicht der Wilde Westen, sondern eher der milde Süden, aber der Ford Bronco macht auch hier Eindruck.
Foto: Michael Völker

Der Bronco ist eine coole Kiste, aufgeladen mit dem Versprechen von Freiheit und Abenteuer. Allein dass man bei geöffneter Kofferraumklappe die Bodenplatte herausziehen und sich draufsetzen kann, ist eine Verheißung. Da kann man mit dem Auto am Lagerfeuer sitzen, die Beine baumeln lassen und seinen Spieß mit Würsteln (Kinder würden Marshmallows nehmen) in die Flammen halten. So ein Auto ist das, also quasi ein Kumpel in der Prärie. Die gesamte Anmutung des Ford ist kumpelhaft, sehr direkt, ein bisschen rustikal, aber unverstellt und grundehrlich, keine Spur von Schnösel.

Wildwest-Mythen

Der Name kommt nicht von ungefähr. Der Bronco ist ein Pferd wie der Mustang, ein Mythos des Wilden Westens. Broncos sind halbwilde, ungerittene Pferde, die erst eingefangen und gezähmt werden müssen. "Bronco" steht für "roh", "grob" und "ungestüm". Broncos werden mit und ohne Sattel zugeritten, das sind eigene Rodeodisziplinen. Es gibt auch Panzer und Kampfjets, die "Bronco" heißen.

Unser Bronco stand allerdings recht brav in einer gepflegten Garage, aber für Wien-Wieden war das sicher ein verwegenes Auto. Und eines weiß ich: Kinder fahren ab auf das Auto, der Bronco war ein Hit. Irgendwie merkt man diesem Auto das Ungestüme und Grobe, vielleicht auch Unfertige an. Das Auto ist nicht perfekt, es darf ruckeln und knarzen, ganz kurz dürfen wir so tun, als wären wir im Wilden Westen. Yee-haw!

Würstel und Marshmellows marsch! Aus dem Kofferraum lässt sich die Bodenplatte herausziehen, darauf kann man sitzen und ein wenig picknicken.
Foto: Michael Völker

Um das aber auch ganz dezidiert anzubringen: Umweltfreundlich ist der Bronco nicht. Als durchschnittlichen Verbrauch hatten wir zwölf Liter auf hundert Kilometer im Bordcomputer stehen. Die sind einem Sechszylinder-Biturbo-Motor mit knapp drei Liter Hubraum geschuldet. Der Wagen hat 335 PS, damit lässt sich auch ein Kampfgewicht von 2,3 Tonnen (noch ehe ich eingestiegen bin) recht flott bewegen.

Der Bronco sieht nicht nur recht retro aus, sondern fühlt sich auch so an, dazu trägt die klassische Leiterrahmenkonstruktion bei, aber auch die Rauheit des Motors und die Einrichtung, die eher auf der geradlinigen als auf der üppig-luxuriösen Seite zu Hause ist.

Immerhin gibt’s eine Zehn-Gang-Automatik, die dafür sorgt, dass man in jeder Geschwindigkeit in der richtigen Drehzahl unterwegs ist. Es geht also auf die Autobahn, recht komfortabel sogar, aber lieber nicht allzu schnell, kurvige Bergstraßen sind Arbeit, aber wir sind ja nicht zum Vergnügen unterwegs.

Und selbstverständlich findet der Bronco seinen Weg auch durch tiefes Gelände, dafür ist er geschaffen. Die Untersetzung hilft dabei, sich auch durch wirklich schwieriges Terrain zu bewegen. Mit dem zugeschalteten Allradantrieb ist gleich eine Differenzialsperre verbunden. Mit der kommt man in engen Garagen entsprechend schwer um die Kurve, aber zugegeben, dort braucht man nicht unbedingt Allradantrieb.

Rustikal geht's auch innen zu - der Bronco mag vieles sein, ein Schnösel ist er nicht.
Foto: Michael Völker

So, was kostet der Spaß? Ohne die Preisliste gekannt zu haben, hätte ich auf 60.000 Euro getippt und mir gedacht, das ist wirklich eine preisgünstige und lässige Alternative zu Range Rover und Defender. Aber die Realität hierzulande schaut anders aus: Mit Steuern und Frachtkosten kommt der Bronco in der Variante Outer Banks auf 103.000 Euro.

Das ist schon richtig viel Geld für einen so rauen Gesellen. Der macht Spaß und fühlt sich gut an, aber wenn ich zu mir und Ihnen ganz ehrlich bin: Ich werde niemals auf der Ladefläche meines Autos am Lagerfeuer sitzen und Würstel braten. Marshmallows auch nicht. (Michael Völker, 21.1.2024)