Warum nur fällt mir plötzlich San Carlo alle Quattro Fontane alias San Carlino in Rom ein? Dieser Geniestreich Borrominis. Oberflächen durch das Wechselspiel von konkav und konvex virtuos in Schwingung versetzt. Vielleicht, weil im Innenraum des Yaris Cross auch rhythmisches Spiel herrscht, weshalb der SUV dort auch barocker anmutet als dessen äußere Erscheinung. Wie das wogt und schwingt und gleitet.
Ergibt das Sinn, bringt es was in praktischer Hinsicht? In ästhetischer vielleicht. Toyotas aktuelle, mal mehr, mal weniger progressive Designlinie findet ja weltweit enormen Zuspruch. Im zweiten, dem praktischen Punkt indes: jein. Die Seitenfächer in den vorderen Türen beispielsweise sind schmal und schwer zugänglich. Immerhin gibt's zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitspegels in der Mitte zwei Becherhalter, Due Fontane, um im Borromini-Bild zu bleiben, und vor dem Schalthebel ein Fach fürs Handy – Knopferl links drücken, und die Induktivfunktion ist aktiviert.
Etliche Funktionen sind im Hochaltar – Pardon: Touchscreen untergebracht, digitale Transzendenz, wie sie heute üblich ist, manche nur am Multifunktionslenkrad anwählbar und manche auch, immerhin, per Drehregler. An den Platzverhältnissen vorn ist wenig auszusetzen, nimmt man hinten Platz, bricht die Zeit der Kompromisse an, aber der Kofferraum mit seiner filigranen, gern im Winde wehenden Abdeckplane fasst immerhin 397 bis 1.097 Liter.
Erstes Fazit: Wir haben hier einen SUV auf Basis des Kleinwagens Yaris vor uns, mit 4,18 Meter Länge zehn Zentimeter kürzer als ein VW Golf. Das Platz- und Verstauangebot geht also schon in Ordnung, es entspricht dem Konkurrenzumfeld in dieser immer begehrter werdenden Nische besonders kompakter SUVs.
Um es zu komplettieren: Beim hier besprochenen Fahrzeug handelt es sich um einen Yaris Cross Hybrid, Ausstattungslinie GR Sport, Kostenpunkt 35.290 Euro, für den Testwagen inklusive aller Extras (Premium-Paket) wären 36.766 zu berappen. Eine Stange Geld, aber auch das liegt im "Trend", die Autos werden immer teurer, Neuwagen bald unleistbar. Auf 23.590 Euro kommt übrigens der günstigste Yaris Cross.
Positiv zu erwähnen wären, alles andere als selbstverständlich in dieser Fahrzeugklasse, Head-up-Display und automatisch öffnende Heckklappe, Wermutstropfen beim HUD: Es ist nicht sonderlich kontraststark und wird bei hellerer Umgebung rasch unlesbar. Außerdem: mickrige Hupe.
Das Hybridmodell gäbe es übrigens sogar mit Allradantrieb, wir begnügten uns mit dem an der Front und kamen problemlos durch gar manche winterliche Widrigkeiten. Verbrennungsmotorische Basis ist ein 1,5-Liter-Dreizylinder mit 68 kW (92 PS), der E-Motor erbringt 59 kW (80 PS), und die Systemleistung liegt bei 85 kW (116 PS). Völlig ausreichend und in der Stadt so sparsam, wie man das von Toyotas Vollhybridmodellen eh schon ewig und drei Tag' kennt.
Den Normtestwert von 5,0 l / 100 km erreichten wir des vielen Heizens (Klimaanlage) wegen zwar nicht, um die fünfeinhalb sind aber locker erreichbar. Wer dann aber Heizen auf den Autobahneinsatz bezieht, wird rasch feststellen, dass sich der Verbrauch dort auf barocke siebeneinhalb bis acht Liter hochschwingt, was bei nur 36 Litern Tankinhalt einen recht eingeschränkten Aktionsradius zur Folge hat. In Summe aber ein wie von Toyota zu erwarten tadelloser Beitrag zu dieser SUV-Kategorie. (Andreas Stockinger, 23.1.2024)