Washington – Das Rennen um die republikanische Nominierung bei der US-Präsidentenwahl scheint gelaufen: Zwei Tage vor der Vorwahl in New Hampshire hat der schärfste Kontrahent von Ex-Präsident Donald Trump, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, aufgegeben und sich hinter Trump gestellt. "Er hat meine Unterstützung", sagte DeSantis am Sonntagnachmittag (Ortszeit) in einem auf X veröffentlichten Video. Darin kritisierte er Trumps verbliebene Gegenkandidatin Nikki Haley.

Donald Trump und Ron DeSantis in Florida, Mai 2019
Donald Trump und Ron DeSantis in Florida, Mai 2019.
AP

Haley habe sich nämlich in den Dienst großer Unternehmen gestellt. "Die Tage, in denen man die Amerikaner an die letzte Stelle gesetzt hat (...), sind vorbei", betonte DeSantis. Er hatte bei der ersten Vorwahl am Montag in Iowa nur mit großem Aufwand den zweiten Platz vor Haley behaupten können, während Trump haushoch mit absoluter Stimmenmehrheit gewann. In New Hampshire drohte dem erzkonservativen Gouverneur ein Debakel, steuerte doch alles auf ein Duell zwischen Trump und Haley zu. Die frühere Gouverneurin von South Carolina rechnete sich Chancen aus, einen Überraschungssieg gegen den Ex-Präsidenten einzufahren.

"Junge, die Dinge ändern sich schnell", kommentierte Haley den überraschenden Rückzug von DeSantis bei einer Wahlkampfveranstaltung am Sonntag in New Hampshire. "Jetzt sind noch ein Herr und eine Dame übrig." In dem Rennen habe es eine Menge Herren gegeben, sagte Haley – und an die Wählerinnen und Wähler gerichtet: "Jetzt geht es darum, was ihr wollt!" Bereits am Wochenende hatte sie ihre verbalen Attacken auf Trump intensiviert und die geistige Verfassung des 77-Jährigen sowie dessen Eignung für eine weitere Amtszeit als Präsident infrage gestellt.

"Kein klarer Weg zum Sieg"

"Ich kann unsere Unterstützer nicht um ihre Zeit und Spenden bitten, wenn es für uns keinen klaren Weg zum Sieg gibt", sagte DeSantis. "Deshalb beende ich heute meine Kampagne." Bei der nächsten Vorwahl in New Hampshire galt DeSantis als chancenlos. Denn in dem Bundesstaat im Nordosten der USA sind die Wähler deutlich weniger konservativ eingestellt als in Iowa, wo DeSantis mit seiner ultrakonservativen, teilweise noch rechts von Trump gelagerten Agenda punkten konnte.

Der 45-Jährige hatte sich während seiner Kandidatur strategisch als stramm rechter Macher positioniert. Nach einer erfolgreichen Wiederwahl als Gouverneur Floridas im November 2022 sah es für einige Monate so aus, als könne er Trump die Kandidatur streitig machen. DeSantis eilte aber auch der Ruf voraus, im persönlichen Umgang mit Wählern hölzern zu sein. Sein Wahlkampf war zudem von Auftritten in TV-Debatten geprägt, die Gegner als "roboterhaft" bezeichneten.

Trump hat indes angekündigt, die verbalen Attacken gegen seinen ehemaligen Konkurrenten zurückfahren. Den abschätzigen Spitznamen "Ron DeSanctimonious" werde er künftig nicht mehr verwenden, sagte Trump nach Angaben von US-Medien am Sonntag bei einem Wahlkampfauftritt in Manchester im Bundesstaat New Hampshire. "Sanctimonious" heißt auf Deutsch scheinheilig. "Dieser Name hat nun offiziell ausgedient", wurde Trump zitiert.

Video: Nikki Haley zweifelt geistige Fitness von Trump an.
AFP

Zweikampf Trump–Haley

New Hampshire wird damit zur Bühne für einen Zweikampf zwischen Trump und Haley. Die frühere UN-Botschafterin hat zuletzt versucht, sich verstärkt von Trump abzugrenzen. Sie hofft, damit in dem Bundesstaat punkten zu können, um dann gestärkt in die weiteren Vorwahlen zu ziehen. Ob ihr das jedoch gelingt, ist fraglich. In Umfragen lag Trump in New Hampshire zuletzt im Schnitt 14 Prozentpunkte vor Haley. In South Carolina, wo die Vorwahlen im Februar anstehen, ist Trumps Vorsprung noch größer – und das, obwohl Haley aus dem Bundesstaat im Süden stammt und dort einst Gouverneurin war.

Die Entscheidung über die Vergabe der Kandidatur der Republikaner könnte somit dieses Jahr faktisch früher fallen als üblich. Formell ziehen sich die Vorwahlen bis in den Sommer hinein. Gekürt wird der Kandidat oder die Kandidatin anschließend auf einem Parteitag, bevor es in den eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf geht. (APA, 21.1.2024)