Es hatte sich leise angekündigt, ehe es vor kurzem Gewissheit wurde. Mit "Elex 2" hatte Piranha Bytes eine nicht gerade rasend innovative Fortsetzung seines dystopischen Action-Rollenspiels abgeliefert. Die bot zwar für Fans "more of the same", war kommerziell jedoch ein Reinfall. Dazu kamen in den vergangenen Monaten finanzielle Turbulenzen bei der Embracer Group aufgrund einer gescheiterten Übernahme. Der Konzern reagierte darauf mit Sparmaßnahmen, die sich auch bei der Tochter THQ Nordic niederschlagen, welche wiederum Eigentümer und Publisher der Piranhas ist.

So soll das vor allem für die "Gothic"- und "Risen"-Reihe bekannte Studio bereits umstandsbedingt einige Mitarbeiter vor die Türe gesetzt haben. Schon davor – nämlich im November – schied Björn Pankratz, Projektleiter und eines der bekanntesten Gesichter der Essener Spieleschmiede, aus. Nicht nur als Geldgründen, denn kolportiert wurden auch interne Differenzen über Ausrichtung und Gestaltung künftiger Games. Unter dem Arbeitstitel "Wiki 6" arbeitete man zuletzt an einem Spiel, bei dem es sich um "Elex 3" gehandelt haben dürfte und dessen Entwicklung vom deutschen Wirtschaftsministerium mit knapp 3,2 Millionen Euro gefördert wird. Seit kurzem gibt es einen neuen Eintrag namens "Currywurst", inhaltlich sonst ident und mit der gleichen vermerkten Fördersumme.

Statement von Piranha Bytes zur Lage des Studios
Das Statement von Piranha Bytes.
Piranha Bytes

"Schreibt uns noch nicht ab!"

Die letzten Nachrichten ließen nichts Gutes verheißen. THQ Nordic wolle das Studio nicht weiter finanzieren, womit diesem die baldige Schließung drohe, hieß es. Eine Rettungsleine gibt es aber noch: Man sei bereit, Piranha Bytes ziehen zu lassen, sofern sie einen neuen Partner finden. Diesen Rettungsanker, so bestätigt die Crew nun in einem öffentlichen Statement zur Lage, will man nun zu werfen versuchen.

"Ja, es stimmt. Wir (...) sind in einer schwierigen Lage", gesteht man einleitend ein. Bittet aber auch in Anbetracht der Untergangsmeldungen: "Schreibt uns noch nicht ab!" Man wolle auch in Zukunft "Welten kreieren, in denen ihr euch verlieren könnt." Die Ideen und Mitarbeiter dafür seien vorhanden und aktuell sei man auch "fest überzeugt", weitermachen zu können. Nun müsse man sich aber vollumfänglich der Suche nach einem neuen Partner – sprich: Geldgeber – machen und verspricht, sich wieder zu Wort zu melden, wenn man Neuigkeiten hat.

Ein Screenshot aus Gothic 1
Ein Blick auf die Burg des "Alten Lagers" im ersten Gothic, im Hintergrund blitzt die magische Barriere über dem Minental. Mit dem Action-Rollenspiel gelangte Piranha Bytes 2001 zu größerer Bekanntheit.
Gothic

Schon im Herbst soll THQ bereits nach Käufern für Piranha Bytes sondiert haben. Welche der vom Studio bislang bearbeiteten Marken bei einem Eigentümerwechsel "mitkommen" können, ist unklar. Kolportiert wurde, dass THQ bereit sei, das "Elex"-Franchise mitabzugeben. Die Rechte an "Gothic" dürften allerdings beim Publisher bleiben, denn derzeit entsteht unter der Leitung des jungen Studios Alkimia Interactive in Barcelona ein modernisiertes Remake des ersten Teils der Reihe, mit der Piranha 2001 zu größerer Bekanntheit gekommen war. (gpi, 22.1.2024)