Perfekte Selbstdarstellerin Kim Kardashian.
Perfekte Selbstdarstellerin Kim Kardashian.
AFP/MICHAEL TRAN

Auf Instagram hat Kim Kardashian momentan rund 364 Millionen Follower. Da Zahlen im Millionenbereich oft etwas schwer greifbar sind, hier ein Referenzbeispiel: Das sind so viele Menschen, wie in allen EU-Staaten zusammengenommen leben, Deutschland ausgenommen. Diese Frau als unseriöse Gestalt der Popkultur abzutun wird ihr schon aus diesem Grund nicht gerecht. Ihre Posts veränderten Schönheitsideale und Modetrends. Und wer weiß, ­vielleicht äußert sie sich demnächst auch zu den US-Wahlen?

Allerhöchste Zeit also, sich mit dieser Frau ausein­anderzusetzen. Wer das gemütlich vom Sofa aus tun möchte, dem sei die neue Dokumentation Kim Karda­shian Theory auf Arte empfohlen. Hier beleuchten einige Wissenschafterinnen das Tun von Kim und ihrer Familie und ordnen es kulturell, feuilletonistisch und politisch ein.

Sie entscheidet selbst

Es zeigt sich, die Selbstdarstellung und deren Kapitalisierung hat sie perfektioniert. Und das, obwohl einige ihrer Produkte floppten. Klar, sie postet großteils noch immer Bilder, die den sogenannten "male gaze" bedienen, also die Darstellung von Frauen als (Sex-)Objekte. Aber sie entscheidet erstens selbst, wie sie die ­Selfies schießt, und zweitens profitiert sie von diesen Fotos monetär.

Was weniger bekannt ist als ihr operierter Körper, sind ihre politischen Aktivitäten. Sie setzt sich für Häftlinge ein und äußerte sich hin und wieder auch politisch, zum Beispiel in Bezug auf Armenien, dem Land, aus dem ein Teil ihrer Familie stammt. Das und vieles andere wird in der Doku durchaus kritisch behandelt. Deshalb lohnt sich dieser Film, selbst wenn man kein Fan von Kim Kardashian ist. (Natascha Ickert, 29.1.2024)