Lebensmittelverpackungen
Lebensmittelverpackungen können gesundheitsschädliche Wirkungen haben. Insbesondere Recyclingprozesse könnten die Kunststoffe verändern.
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Obwohl seine Mutter eine gelernte Pharmazeutin ist und auch seine Großeltern bei Pharmafirmen gearbeitet hatten, wurde Bernhard Rainer kein wissenschaftliches Talent in die Wiege gelegt: "Lustigerweise war ich schlecht in Naturwissenschaften", erzählt er. Das Interesse sei dennoch da gewesen: Nach dem Gymnasium in Korneuburg mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt studierte der heute 35-Jährige Biotechnische Verfahren am Biotech Campus Tulln der Fachhochschule Wiener Neustadt. Seine Masterarbeit verfasste er an der Medizinischen Universität Wien in der Krebsforschung, was aber keine positiven Erinnerungen bei ihm hinterlassen hat.

Porträt Bernhard Rainer
Bernhard Rainer leitet ein Projekt zur Sicherheit von Kunststoffverpackungen.
FH Campus Wien/Ludwig Schedl

Seine Dissertation begann er ein paar Jahre später – nach Zwischenstopps als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Wiener Neustadt und als Angestellter bei einer Biotechnologiefirma. Sein Doktoratsstudium führte ihn schließlich zu seiner jetzigen Forschungsrichtung: genotoxische Wirkungen von Lebensmittelverpackungsmaterialien mit in vitro Bioassays, also speziellen biologischen Wirktests. Der Bereich der Toxikologie habe ihn schon immer fasziniert: "Was macht der Mensch mit einer Substanz und was macht eine Substanz mit dem Menschen?", erklärt Rainer sein Interesse.

Erbgutschädigende Substanzen

Nun leitet er das Projekt "SafeCycle", bei dem die Quellen von erbgutschädigenden Substanzen beim Recyclingprozess von Kunststoffverpackungen von Lebensmitteln identifiziert werden sollen. Eigentlich wollte der Forscher mit seinem Team am Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement an der FH Campus Wien aber das genaue Gegenteil beweisen: "Wir sind vom Umkehrschluss ausgegangen und wollten zeigen, dass da nichts Bedenkliches ist", erklärte Rainer den Grundgedanken des Vorläuferprojekts "Polycycle". Dann zeigte sich aber, dass rund ein Drittel der Proben kontaminiert war – und somit gewisse Kunststoffverpackungen nach dem Recyclingprozess Substanzen enthielten, die erbgutschädigend wirken. Eine Antwort, was der genaue Grund dafür ist, wird gesucht: "Gewisse Stoffe – möglicherweise Druckfarben – sind zum Beispiel durch das Erhitzen für das Recycling nicht geeignet", spricht der Wissenschaftler einen Verdacht aus. Noch gebe es dafür aber keinen Beweis.

Die untersuchten Proben liefern dabei die am Projekt beteiligten Firmen, die etwa aus den Bereichen der Lebensmittelherstellung oder dem Recycling sind. Mit diesen Proben werden dann Recyclingprozesse beispielsweise durch Erhitzen simuliert. Untersucht wird das mittels Flüssigchromatographie, einer Trennmethode, und Massenspektrometrie, also einem Messverfahren des Masse-zu-Ladung-Verhältnisses von Teilchen. Auch die Bioassays kommen in diesem Projekt zum Einsatz. "Die Frage stellt sich, ob das Material, wenn wir es rausgeben, toxisch geworden ist", sagt Rainer.

Verpackungen sicherer machen

Insgesamt gehe es jedenfalls darum, Recycling zu ermöglichen, nicht zu verhindern, betont der Projektleiter. Ziel von "SafeCycle" sei es, Lösungen zu finden und recycelte Verpackungsmaterialien in Lebensmitteln, Kosmetikprodukten oder Haushaltsprodukten sicherer zu machen. Ein Maßnahmenkatalog mit klaren Handlungsempfehlungen soll daher nach Projektabschluss Ende 2024 veröffentlicht werden. Wichtig ist diese Forschung auch auf europäischer Ebene, denn die Europäische Union fordert mit einer Kreislaufwirtschaftsstrategie, dass ab 2030 alle Kunststoffverpackungen, die auf den Markt gebracht werden, recycelbar sein oder aus Recyclingmaterial bestehen müssen. Neben der FH Campus Wien sind am Projekt noch das deutsche Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung, das österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI), das Mitglied bei Austrian Cooperative Research ACR ist, sowie rund 80 Unternehmen – die meisten davon aus Österreich und Deutschland – beteiligt. (Katharina Dolesch, 1.4.2024)