Das Bild zeigt Druckerpatronen von Hewlett-Packard (HP).
HP will offenbar um jeden Preis verhindern, dass Kunden Tintenpatronen oder Kartuschen alternativer Anbieter verwenden. Selbst wenn das Gerät dann nicht mehr funktioniert.
AP/Krupa

Der PC- und Druckerhersteller Hewlett-Packard (HP) hat ein Problem mit Tintenpatronen von Fremdherstellern – und Kunden, die diese Tinte kaufen wollen. Bei näherer Betrachtung verwundert das auch wenig, schließlich verfolgt man am Druckermarkt ein Geschäftsmodell, das ursprünglich aus dem Rasierklingengeschäft stammt: Während das eigentliche Produkt, in diesem Fall der Drucker, relativ günstig zu erwerben ist, soll der eigentliche Gewinn über den Verkauf von Verbrauchsmaterialien, also Tintenpatronen und Kartuschen, erzielt werden. Am besten als Dauer-Abo.

Das hat dem Konzern in der Vergangenheit schon einige Probleme und zu Recht den Unmut vieler Kunden eingebracht. Durch Software-Updates und Chips an den Patronen soll sichergestellt werden, dass Druckerpatronen von Fremdanbietern nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden können. Ob diese künstliche Einschränkung als Versuch zu werten ist, ein Tintenmonopol errichten zu wollen, ist auch schon Gegenstand eines Verfahrens vor einem US-Gericht.

Der Kunde als Fehlinvestition

Nun lässt der CEO des Konzerns mit einem weiteren Statement aufhorchen. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC stellte Enrique Lores klar, dass Kunden, die nicht ausreichend drucken oder keine originalen HP-Tinten und -Toner verwenden, für das Unternehmen als "schlechte Investition" angesehen werden.

HP CEO Enrique Lores on PC market trends: 'Significant tailwinds' will continue to drive demand
CNBC Television

In dem Interview ging es ursprünglich um allgemeine Trends für den PC-Markt und darum, wie sich dieser nach dem Boom in der Corona-Pandemie weiterentwickeln werde. Die Aussagen von Lores dazu waren vorhersehbar und stimmten in den allgemeinen KI-Hype der Branche mit ein. Als die Moderatorin den HP-Chef allerdings auf die Sammelklage ansprach, die gegen HP wegen der künstlichen Einschränkung seiner Drucker läuft, gab er offen zu, dass das Unternehmen alles daran setze, die Verwendung von Tinten alternativer Anbieter zu unterbinden. "Wenn wir Patronen entdecken, die unser geistiges Eigentum verletzen, dann machen wir den Drucker unbrauchbar", sagte Lores.

Konstruiertes Sicherheitsrisiko

Um die Verwendung der Originaltinte zu rechtfertigen, hat HP selbst sogar ein Szenario konstruiert, bei dem mit Chips ausgestattete Tintenpatronen als potenzielles Sicherheitsrisiko dargestellt werden. Lores bekräftigt im Interview einmal mehr die Sichtweise, dass Viren über manipulierte Druckerpatronen in das Netzwerk eines Unternehmens eindringen und sich dort ausbreiten könnten. Eine Behauptung, die sich in der Praxis bislang nicht bestätigt hat. Tatsächlich hat HP mit dem "Bug Bounty Program" selbst Forschungen gefördert, die solche Sicherheitsrisiken untersuchen sollten.

Im Jahr 2022 demonstrierte dann ein Forscher, wie ein Buffer Overflow in einem HP-Drucker durch den Einsatz einer manipulierten Patrone eines anderen Herstellers ausgenutzt werden konnte. Seitdem nutzt HP diese "Forschungsergebnisse", um das Argument zu untermauern, dass nur Originalpatronen verwendet werden sollten. HP aktualisiert sogar die Firmware seiner Drucker, um die Verwendung von Nicht-HP-Patronen zu verhindern.

Ironischerweise ließe sich das von HP in Auftrag gegebene Sicherheitsproblem leicht lösen, indem man auf die Chips in den Patronen verzichtet. Damit würde auch der Bedarf an Chips in Patronen anderer Hersteller entfallen und das Manipulationsrisiko erheblich reduziert. Diese Lösung passt aber "leider" gar nicht in das Geschäftsmodell von HP, das darauf abzielt, die Kunden durch Dauerabonnements an die Original-Verbrauchsmaterialien des Herstellers zu knebeln.

Abomodelle gegen Hardwareverluste

Ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen, spricht Lores im Interview auch über das offene Geheimnis, dass die Druckerhardware oft mit Verlust verkauft wird und der Gewinn hauptsächlich über die Tinte erzielt wird. HP hat in den letzten Jahren daher einen deutlichen Wandel in seiner Geschäftsstrategie vollzogen und konzentriert sich auf die Etablierung von Abo-Modellen.

Das gilt übrigens nicht nur für Drucker, sondern soll, so der HP-Chef, in Zukunft auch auf "PCs und den Rest der Produkte, die wir herstellen" ausgeweitet werden. Eine Entwicklung, die dem allgemeinen Trend in der Technologiebranche weg von Einmalkäufen hin zu wiederkehrenden Einnahmen entspricht. Ob diese Rechnung so einfach aufgeht, bleibt abzuwarten. (bbr, 24.1.2024)