Unrgehende Sonne über der Signa-Baustelle Lamarr in Wien
Die Sonne steht tief, in der Signa-Gruppe, auch die Baustelle des Lamarr-Hauses in Wien steht still.
AFP/Joe Klamar

Spitz auf Knopf steht es bei der Geldsuche für die insolventen Kerngesellschaften der Signa-Immobilien-Gruppe, Signa Prime und Development. Am Dienstag tagte der Gläubigerausschuss der Entwicklungsgesellschaft Development, am Mittwoch jener der Prime, zu der die wichtigsten Signa-Immobilien ressortieren. Sanierungsmanager Erhard Grossnigg ist seit Dezember auf Geldgebersuche, zunächst wollte er 300 Millionen Euro für Prime und 50 für Development aufstellen, vergeblich.

Nun soll er fündig geworden sein. Am Mittwoch hieß es in Signa-Kreisen, Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner (ihm gehören indirekt 15 Prozent der Signa Holding) und Raiffeisen Bank International (RBI) seien bereit, der Signa Prime um die 100 Millionen Euro als Massekredit einzuräumen. Dem Raiffeisen-Bankensektor schuldet das von René Benko gegründete Unternehmen rund 1,2 Milliarden Euro. Stellungnahmen waren am Mittwoch nicht zu erhalten, dafür war Haselsteiner für den Abend zum Interview in der ZiB 2 des ORF angekündigt.

"Obergrenze 25 Millionen Euro"

Im Interview mit Armin Wolf lüftete Haselsteiner dann das Geheimnis *: Er sei bereit, die Signa Development mit 25 Millionen Euro zu finanzieren, als Mitgesellschafter (neun Prozent; Anm.) verspüre er Verantwortung für die Gesellschaft. Die 25 Millionen seien "die Obergrenze". Die Signa Prime dagegen interessiere ihn nur am Rande, sagte der Signa-Holding-Miteigentümer, hier werde er nichts einzahlen, da er nicht beteiligt sei.

Der Hut brennt jedenfalls lichterloh. Immer dringender wird Liquidität auch für Signa Prime benötigt, vor allem für die Stabilisierung der deutschen Projektgesellschaften. Letztere fallen der Reihe nach um, prominentestes Beispiel: der Hamburger Elbtower. Können sie nicht gestützt werden, dann sind Notverkäufe unvermeidlich.

Weitere Insolvenz

Auch in Österreich hat am Mittwoch wieder ein Unternehmen Konkurs angemeldet, die erst 2022 gegründete Signa SFS Austria (früher: Signa Lima) GmbH, die für die Finanzierungsberatung in der Gruppe zuständig war.

Zurück zum erhofften Massekredit: Der wäre auch strategisch ein wichtiger Schritt, um das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich in der Causa Signa etwas zu entspannen. Die Atmosphäre zwischen den hiesigen und deutschen Protagonisten hat sich zuletzt abgekühlt, wie sich nicht zuletzt aus Medienberichten ablesen lässt. So beschrieb das Manager Magazin in seiner jüngsten Ausgabe die Lage bei Signa als "schlimmer als befürchtet", die Sanierung drohe zu scheitern. Eine Geldspritze könnte da helfen.

Auffassungsunterschiede zur Zukunft

Vereist ist auch das Verhältnis zwischen Haselsteiner und Benko: Ersterer (79) versucht mit seinem Geschäftsfreund Grossnigg (77; laut Manager Magazin soll sich die Bürogemeinschaft selbst "Geriatrie-Klub" nennen) noch zu retten, was zu retten ist. Auch Signa-Gründer und Miteigentümer Benko kämpft aber noch. Ihm soll es vor allem um den Waltherpark in Bozen gehen, ein Riesenbauvorhaben in Südtirols Landeshauptstadt. Benko sei "desparat", wie es Haselsteiner im ORF nannte.

Die Italiener in der Signa freilich haben ihre eigenen Pläne, würden gern passende Gesellschaften dazukaufen und sich dann vom Rest der Gruppe loslösen. Ideen, mit denen sie bei den anderen Playern auf keine Gegenliebe stoßen. (Renate Graber, 24.1.2024)