Nenad Bjelica greift Leroy Sane ins Gesicht.
Nenad Bjelica findet den Ort, an dem die Hand eines Trainers eher nichts zu suchen hat.
REUTERS/ANGELIKA WARMUTH

München – Nur das Ergebnis stimmte: Ein verunsicherter FC Bayern hat drei Tage nach der Blamage gegen Bremen eine handfeste Krise nur mit viel Mühe abgewendet. Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel gewann das Bundesliga-Nachtragsspiel gegen Union Berlin ohne großen Glanz mit 1:0 (0:0) und rückt auf vier Punkte an Spitzenreiter Bayer Leverkusen heran.

Bei den Gästen spielte Christopher Trimmel durch, Konrad Laimer wurde bei den Hausherren in der 86. Minute ausgewechselt. Der wieder als Rechtsverteidiger aufgebotene Salzburger Laimer stand in der 72. Minute im Mittelpunkt, als er sich im Sechzehner mit Unions Kevin Behrens einen Zweikampf lieferte. Behrens kam zu Fall, es gab jedoch keinen Elfmeter. Das brachte Union-Trainer Nenad Bjelica derart in Rage, dass er Leroy Sane kurz darauf bei einem Gerangel vor der Berliner Bank zweimal ins Gesicht griff und folgerichtig die Rote Karte sah (74.).

Auf der Jagd nach der zwölften Meisterschaft in Serie brachte Raphael Guerreiro den Rekordmeister nur wenige Sekunden nach der Pause in Führung (46.). Vor 75.000 Zuschauern, darunter DFB-Teamchef Julian Nagelsmann, fehlte dem Rekordmeister über weite Strecken jedoch erneut die Leichtigkeit. Der Druck bleibt hoch, auch auf Tuchel, der in den vergangenen Tagen bereits ins Blickfeld geraten war.

Biss und Ruhe

"Zweikampfverhalten, Biss, Enthusiasmus", hatte Tuchel vor der Partie angemahnt. In seiner Kabinenansprache änderte er aber offenbar nicht viel. Man müsse vielmehr, sagte der Bayern-Coach unmittelbar vor dem Anpfiff, "Ruhe bewahren". Immerhin schien die Mannschaft, die nach den vorherigen drei Misserfolgen in dieser Saison zuverlässig eine Reaktion gezeigt hatte, gewillt, die massive Kritik der letzten Tage abzuschütteln. Die Bayern, bei denen Leon Goretzka für Alphonso Davies ins Team kam, Guerreiro rückte dafür nach links, bestimmten von Beginn an das Geschehen - ohne zu überzeugen.

Aber immerhin gab es schnell, im Gegensatz zum Auftritt gegen Werder, einige Chancen. Doch Union-Keeper Frederik Rönnow rettete gegen Matthijs de Ligt und Upamecano (6.) sowie Kingsley Coman (11.). Ansonsten taten sich die bemühten Bayern schwer, gegen die dicht gestaffelte Berliner Kette eine Lücke zu finden. Zu oft fehlten Ideen, Tempo und Präzision - nur kurz vor der Pause wurde es noch zweimal gefährlich: Erst verfehlte Leroy Sane um Zentimeter das Ziel, dann klatschte Rönnow einen Guerreiro-Schuss nur ab, Jamal Musiala kam etwas zu spät.

Kritische Szenen

Der Start der zweiten Hälfte hatte es dann in sich: Erst traf Kane die Stange, Guerreiro wuchtete den Nachschuss ins Tor. Kurz darauf klärte erneut Rönnow bei einer gefährlichen Ecke von Joshua Kimmich. Die Bayern blieben am Drücker: Ein von Laimer eingeleiteter Kane-Treffer wurde nach Videobeweis wegen Abseits aberkannt. (sid, APA, red, 24.1.2024)

Ergebnis:

Bayern München - Union Berlin 1:0 (0:0)
Bayern: Laimer bis 86.; Union: mit Trimmel