Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat Schlussfolgerungen aus dem Untersuchungsbericht über die Tätigkeit des Journalisten Hubert Seipel für die ARD am Donnerstag veröffentlicht. Der Bericht des ehemaligen "Spiegel"-Chefredakteurs Steffen Klusmann bestätige ein Fehlverhalten des freien Autors, ließ der NDR verlauten. Der Bericht erkenne keine Pflichtverletzungen von NDR-Personal, Seipel sei vom Sender "zu sehr hofiert und zu wenig kritisch hinterfragt" worden.

Seipel habe gegenüber dem NDR Geldzahlungen eines russischen Oligarchen offenlegen müssen. Mit Blick auf den NDR und die ARD fand die Untersuchung keine Hinweise darauf, dass an der Produktion Beteiligte von den russischen Zahlungen gewusst oder sogar davon finanziell profitiert hätten.

"Zugänglich für Bestechung durch Nähe", das attestiert der Untersuchungsbericht für den NDR Autor Hubert Seipel, hier auf einem Bild aus dem Jahr 2014.
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"Zugänglich für Bestechung durch Nähe"

Der Vorwurf, Seipel habe das Porträt "Ich, Putin" vor Ausstrahlung vom Kreml "absegnen" lassen, habe sich ebenfalls nicht bestätigt, erklärt der NDR per Aussendung. Bis heute beteuere Seipel, auch sein russischer Sponsor habe keinen Einfluss auf seine Buchprojekte oder die Filme ausgeübt.

Der Bericht komme aber zu dem Schluss, dass Seipel "zugänglich für Bestechung durch Nähe" gewesen sei. Durch den exklusiven Zugang zu Putin habe Seipel die nötige Distanz verloren.

Nicht bestätigt habe sich auch der Verdacht, der NDR habe eine "Warnung" vor Seipel oder russischem Einfluss missachtet, lässt die öffentlich-rechtliche Anstalt verlauten: "Denn eine konkrete und belastbare Warnung gab es nicht."

"Zu wenig kritisch hinterfragt"

Es würden keine Pflichtverletzungen bei NRD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern vorliegen, referiert der NDR aus dem Bericht: Aber: Man habe "Seipel über die Jahre zu sehr hofiert und zu wenig kritisch hinterfragt".

NDR-Intendant Joachim Knuth verspricht per Aussendung Besserung: "Wir werden das Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu Protagonisten in großen Porträts klarer austarieren, genauso wie jenes zwischen Skepsis und Begeisterung – auch und gerade bei besonders starken Stoffen. Ich habe nun drei Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion und Justitiariat gebeten, diese Anregungen aus dem Bericht von Steffen Klusmann aufzugreifen und für uns zu konkretisieren."

Der Klusmann-Bericht zeichnet laut NDR nach, woran Seipel speziell in den Jahren 2009 bis 2017 gearbeitet hat und unter welchen Bedingungen Dokumentationen und Buchprojekte unter anderem über Russland zustande gekommen sind, insbesondere die Dokumentation "Ich, Putin" (2012) und "Putin – Das Interview" (2014). Der NDR-eigene Justitiar Michael Kühn hat die "juristische Dimension für den Bericht beleuchtet". (red, 25.1.2024)