Blick vom sogenannten Rustensteg stadteinwärts zum Westbahnhof: Auf dem derzeit noch asphaltierten Streifen soll entlang der Gleise ein rund fünf Hektar großer Landschaftspark entstehen. Für Teile der ÖBB-Flächen ist aber auch eine Bebauung mit Wohnhäusern vorgesehen.
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Wien – Pläne und verschiedenste Vorschläge, das Wiener Westbahnhof-Areal auch entlang der Felberstraße umzugestalten, gibt es seit mehr als 20 Jahren. Passiert ist seither aber nichts. Das liegt zum Großteil daran, dass die Flächen im Besitz der ÖBB sind und von dieser vorläufig weiterhin genutzt werden. Am Freitag wurde von Vertretern der Stadt Wien und der ÖBB nach längeren Vorarbeiten aber eine neue "Aussicht" auf die Umgestaltung des langgezogenen Areals zwischen Bahnhof und Johnstraße präsentiert. Eine Entwicklung der Fläche sei aber frühestens ab 2030 möglich, wie nur wenig später eingeräumt wurde.

Zu den Eckpunkten des Konzepts: Entlang der Felberstraße soll ein etwa fünf Hektar großer Landschaftspark realisiert werden und den dichtbebauten 15. Bezirk für Anrainerinnen und Anrainer aufwerten. Das ist deshalb möglich, weil die ÖBB die Betriebsflächen entlang der Bahntrasse in einigen Jahren nicht mehr benötigt. Die Herausforderung dabei: Zwischen den aktuell noch versiegelten und asphaltierten ÖBB-Flächen und der Felberstraße besteht ein Niveauunterschied von mehreren Metern. Dazwischen befindet sich aktuell noch eine steil abfallende Böschung mit Bäumen. Der Plan von Stadt und Bundesbahnen sieht nun vor, die ÖBB-Fläche zum Teil auf Straßenniveau anzuheben und dort den Park zu realisieren. Zwischen Westbahnhof und Johnstraße soll dann eine geschwungene Landschaftsfläche entstehen, die zwischen Straßen- und Gleisniveau hin- und herpendelt.

Dort, wo der Park auf Straßenniveau angehoben wird, sind unterhalb auch Gebäude geplant, wie die zuständige Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und ÖBB-Infrastrukturchefin Silvia Angelo erklärten. Diese Gebäude sind für Gewerbe oder Logistik vorgesehen, aber auch Parkmöglichkeiten sowie andere Nutzungen sind angedacht. Über den Gebäuden sollen sich ein Flachdach sowie eine etwa 1,5 Meter hohe Erdschicht befinden: Damit sollen auch flachwurzelnde Bäume im Park gepflanzt werden können. Als Vorbild für die Umsetzung dient etwa der Jardin Atlantique in Paris, der mittels Überplattung über dem Bahnhof Montparnasse umgesetzt wurde.

Auch neue Bebauung auf dem Areal vorgesehen

Neben dem Landschaftspark sind aber auch neue Bebauungen auf dem Areal vorgesehen, konkret mehrstöckige Gebäude bei der Schmelzbrücke sowie in der Nähe des Westbahnhofs. Gegen die Bebauung mobilisierte bei der Präsentation auch eine Gruppe einer Bürgerinitiative, die lieber nur einen Westbahnpark hätte. Stadträtin Sima antwortete auf eine dementsprechend vorgetragene Kritik, dass die wachsende Stadt Wien neben Parks auch "zusätzlichen Wohnraum" benötige – auch durch Nachverdichtung im besiedelten Gebiet. Details zu der geplanten Bebauung seien aber nach wie vor völlig offen, wie Sima sagte. Die Hauptbauaktivität finde aber direkt beim Westbahnhof statt, wo sich derzeit noch eine Parkgarage befinde.

Auch beim Zeitplan hielt sich Sima bedeckt. Aus gutem Grund: ÖBB-Infrastrukturchefin Angelo verhehlte nicht, dass die vom Umbau betroffenen Flächen in den kommenden Jahren weiterhin als "Abstell- und Baustellenlogistikflächen" gebraucht würden. Zudem müssten auch die Zugwaschanlage beim Bahnhof sowie die Brücken auf dem Areal saniert werden. Erst dann sei eine "städtebauliche Entwicklung zur Schaffung neuer, qualitätsvoller Lebens- und Grünräume möglich". Als Start für eine mögliche Umgestaltung wurde frühestens das Jahr 2030 genannt.

In den kommenden Jahren wird das Areal noch von der ÖBB benötigt. Ein Start für die Neuentwicklung der Fläche ist frühestens ab 2030 möglich.
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Der seit Jahren ventilierten Idee einer kompletten Überplattung des Westbahnhof-Areals, um die beiden Bezirksteile des 15. Bezirks großflächig miteinander zu verbinden, erteilten Angelo und Sima eine Absage. Diese sei mit dem laufenden Bahnbetrieb "nicht realisierbar", wie Sima sagte. Laut Angelo müssten Sicherheit und Instandhaltung der Infrastruktur jederzeit gewährleistet bleiben. Das sei mit einer kompletten Überplattung nicht möglich.

Rund um den Wiener Westbahnhof ist in den vergangenen Jahren bereits einiges passiert. Nach mehr als drei Jahren Umbauzeit wurden Ende 2011 das neue Einkaufszentrum sowie ein Bürogebäude und ein Hotel auf dem Areal eröffnet. 2021 erfolgte die Eröffnung des City-Ikeas, die auch mit dem Umbau angrenzender Straßen und Plätze in Richtung weniger Verkehr und mehr Aufenthaltsqualität verbunden war. Im kommenden Jahr soll zudem die Neugestaltung der äußeren Mariahilfer Straße starten: Diese soll zur Einbahn werden und künftig mehr Grün und Platz für Radler und Fußgänger bieten. Auf die Neugestaltung entlang der Felberstraße müssen die Anrainerinnen und Anrainer aber noch einige Jahre warten. (David Krutzler, 26.1.2024)