Ein Facharbeiter hantiert im Engel-Werk in Schwertberg an einer Maschine.
Die Produktionsstätten des Mühlviertler Familienkonzerns Engel in Schwertberg und Dietach sind nicht von Personalabbau betroffen. Aber das Werk in St. Valentin ist unterausgelastet.
Engel

So schnell kann es gehen: Im Dezember räumte das Großmaschinenwerk des Maschinenbauers Engel in St. Valentin noch ab. In dem von Fraunhofer Austria und Industriemagazin ausgerichteten Produktionswettbewerb wurde das für die Automobilindustrie produzierende Werk zur "Fabrik des Jahres 2023" gekürt.

Nun sind die 1270 Beschäftigten im Engel-Werk im äußersten Westen von Niederösterreich mit Personalabbau konfrontiert. Bis zu 400 Stellen stehen im Großmaschinenwerk, in dem überwiegend Maschinen für die Kunststofffertigung in der Automobilbranche hergestellt werden, auf dem Prüfstand, erfuhr DER STANDARD aus Unternehmenskreisen. Die Auslastung sei verhältnismäßig niedrig, der Auftragseingang nicht berauschend, heißt es, die Autobauer zögerten mit Investitionen in ihren Werken.

Unterauslastung

Bei Engel Austria mit Hauptsitz im oberösterreichischen Schwertberg bestätigt man den Umfang des Stellenabbaus nicht. Das Unternehmen räumt aber ein, dass man sich "auf das verhältnismäßig niedrige Auslastungsniveau im Werk St. Valentin einstellen" müsse. "Wir managen die Unterauslastung behutsam", und man habe ein Bündel an Maßnahmen getroffen. Denn auf jedes Tief folge ein Aufschwung, da brauche es dann wieder Fachkräfte. In einer Betriebsversammlung am Freitag wurde die Belegschaft über den Stand der Dinge informiert. Nicht betroffen seien die Standorte in Schwertberg und Dietach, wird betont.

Nun versucht man die mageren Zeiten zu überbrücken. Auch ein Sozialplan wurde mit dem Betriebsrat ausgearbeitet, in dessen Rahmen auch Aus- und Weiterbildung finanziert wird.

Mix an Maßnahmen

In einem ersten Schritt würden 35 Stellen im Werk in St. Valentin abgebaut, bestätigt das Unternehmen in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage des STANDARD. Dabei handle es sich sowohl um Leasing- als auch um Stammpersonal.

Vorige Woche war in Belegschaftskreisen noch von 65 Arbeitsplätzen die Rede gewesen, die dem Sparstift zum Opfer fallen würden. Die Reduktion dürfte im eingangs erwähnten Maßnahmenmix begründet sein, mit dem der weltweit führende Hersteller von Spritzgießmaschinen für Kunststoffteile dem Auftragsmangel begegnet und Einschnitte möglich hinauszögern will.

Denn die knapp 1.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben in der überaus guten Konjunktur der vergangenen Jahre teils beträchtliche Mehrarbeits- und Überstunden auf ihren Zeitkonten angehäuft. Bis zu 160 Stunden können auf diese "Krisenkonto" genannten Stundenkonten "hineingearbeitet" werden, die in schlechten Zeiten zuzüglich Überstundenzuschlag konsumiert werden können, skizziert ein Metallgewerkschafter das Schema. Diese Stunden werden nun ebenso abgebaut wie Urlaube. Darüber hinaus gibt es eine innerbetriebliche Teilzeitregelung, die attraktiv erscheint, weil die Arbeitszeit um 20 Prozent reduziert wird, der Dienstgeber aber die Hälfte des entgangenen Entgelts bezahlt

Maßnahmen wie diese werden von den Sozialpartnern gelobt, weil sie dem Erhalt von Arbeitsplätzen dienen. Ad infinitum lässt sich Stellenabbau damit allerdings auch nicht gering halten oder vermeiden. "Wir bewerten die Situation in Drei-Monats-Schritten, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind, steht aus heutiger Sicht nicht fest", wird in der Unternehmenszentrale in Schwertberg betont. "Wir beobachten die wirtschaftliche Entwicklung aufmerksam und kämpfen um jeden Auftrag, damit wir die Auslastung der Werke bestmöglich erreichen."

Industrie in der Rezession

Österreichs Maschinen- und Metallwarenindustrie befindet sich seit Monaten in der Rezession. Der Fachverband FMTI spricht von einer "strukturellen Nachfragekrise". Laut dem Wifo-Konjunkturtest gewinnt der Rückgang an Fahrt. 43 Prozent der Betriebe meldeten Produktionsrückgänge, im Oktober waren es 36 Prozent gewesen.(Luise Ungerboeck, 29.1.2024)