Jürgen Klopp
Klopp vor dem Match gegen Norwich.
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Liverpool – Als die Fans inbrünstig "You'll never walk alone" sangen, blickte sich Jürgen Klopp mit feuchten Augen in seinem Wohnzimmer an der Anfield Road um. Zwei Tage nach der Ankündigung seines Abschieds beim FC Liverpool ging dem Teammanager die Reaktion der Anhänger sichtlich nahe. Transparente mit "Thanks Boss" und zahllosen Liebeserklärungen, Schals mit seinem Namen - die Farewell-Tour des 58-Jährigen begann emotional und erfolgreich.

Mit einem 5:2 (2:1) gegen den Zweitligisten Norwich City mit Trainer und seinem Trauzeugen David Wagner zog Klopp ins Achtelfinale des FA Cups ein - und bleibt mit den Reds im Rennen um vier Titel. Liverpool, Tabellenführer in der Premier League, steht auch in der Europa League im Achtelfinale, außerdem im Endspiel des englischen Ligapokals.

Liverpool v Norwich City | Highlights
The Emirates FA Cup

Alles rausquetschen

"Ich verstehe, dass es sehr emotional ist", sagte Klopp nach dem Schlusspfiff der BBC: "Aber in den Spielen müssen wir Krieger sein und nicht den alten Mann an der Seitenlinie feiern." Schon vor dem Anpfiff hatte er gefordert: "Denkt nicht mehr an mich." Ein frommer Wunsch, den niemand erhörte. Lachend hatte der Erfolgscoach die Fans hinter der Trainerbank begrüßt, dann sog er die einzigartige Atmosphäre auf - ehe er sich um "Business as usual" bemühte.

Nach dem Führungstor von Curtis Jones (16.) applaudierte Klopp, nach dem überraschenden Ausgleich durch Ben Gibson (22.) gestikulierte er an der Seitenlinie, nach dem 2:1 von Darwin Nunez (28.) klatschte er lachend alle Umstehenden ab. Nach der Pause erhöhten Diogo Jota (53.), Virgil van Dijk (63.) und Ryan Gravenberch (90.+5) - und Klopp kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. Borja Sainz (69.) verkürzte zwischenzeitlich für die Gäste.

Schon am Freitag, als er seinen Abschied für den Sommer nach neun Jahren angekündigte und begründete, hatte Klopp den Blick nach vorne gerichtet und große Emotionen noch nicht zugelassen. "Wir wollen alles aus dieser Saison herausquetschen", betonte er, "dass ich gesagt habe, ich bin nächstes Jahr nicht mehr hier, ist keine Entschuldigung, einen Schritt weniger zu laufen."

Liverpool-Fans huldigten den Trainer ihres Teams.
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Auszeit steht an

Zur weiteren Zukunft wollte Klopp sich nicht äußern - weder zu der seines Klubs noch zu seiner eigenen. "Das Letzte, was sie hier brauchen, ist ein Ratschlag des alten Mannes, der rausgeht und sagt: Übrigens, nehmt den", sagte der 56-Jährige, der derart große Fußspuren hinterlässt wie vor ihm nur die legendären Manager Bill Shankly und Bob Paisley.

Anders als bei seinen weitgehend fließenden Übergängen von Mainz nach Dortmund nach Liverpool nimmt Klopp nun aber erstmal eine Auszeit. Er sehnt sich nach einem "normalen Leben", das er "schon zu lange" nicht mehr hatte. Er wisse zwar nicht mehr, "was normal ist", aber: "Ich werde schon Dinge finden."

Das Match von West Brom gegen Wolverhampton wurde für eine halbe Stunde unterbrochen.
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Platzsturm in West Bromwich

Kurz zuvor war das brisante Black Country Derby zwischen West Bromwich und den Wolverhampton Wanderers nach Ausschreitungen unterbrochen worden. Unmittelbar nach der 2:0-Führung für die Wanderers durch Matheus Cunha in der 78. Minute hatten einige Fans den Innenraum gestürmt. Die Ordner versuchten, die Lage wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es gab Stadiondurchsagen, die aber nicht unmittelbar zur Beruhigung der Situation beitrugen.

Die Spieler beider Teams standen zunächst betroffen am Seitenrand, gingen nach der Entscheidung des Schiedsrichtergespanns zur Spielunterbrechung aber in die Kabine. Nach rund einer halben Stunde Pause wurde die Partie im Stadion The Hawthorns wieder angepfiffen, es blieb beim 2:0 für die Gäste.

Bei West Brom fehlte der nicht spielberechtigte Andreas Weimann. Sein Landsmann Daniel Bachmann stand bei Watfords Heim-1:1 gegen Southampton im Tor der Hausherren, es kommt nun zu einem Wiederholungsspiel. ManUnited siegte bei Newport mit 4:2. (sid, red, APA, 28.1.2024)

FA Cup Achtelfinalpaarungen:

Blackburn/Wrexham - Newcastle

Chelsea/Aston Villa - Leeds/Plymouth

Bournemouth - Leicester

Liverpool - Watford/Southampton

Bristol City/Nottingham Forest - Manchester United

Wolverhampton Wanderers - Brighton & Hove Albion

Sheffield Wednesday/Coventry City - Maidstone United

Luton Town - Manchester City