Blick vom Parkplatz auf die Griffen-Rast mit Solarpanelen am Dach.
Die Griffen-Rast in der gleichnamigen Kärntner Marktgemeinde unweit der Südautobahn ist ein Vorzeigebetrieb von Mochoritsch. Mit den Solarpaneelen auf dem Dach wird ein Teil des Strombedarfs gedeckt. Im Turm mit dem Mochoritsch-Wegweiser werden Hackschnitzel für das Heizsystem gelagert.
Neumüller/Mochoritsch

Wer auf der Südautobahn von Graz Richtung Klagenfurt fährt, dem sticht auf Höhe der Marktgemeinde Griffen rechter Hand das Hinweisschild zur Griffen-Rast ins Auge. Die Raststation ist nicht der einzige, aber der größte Gastrobetrieb von Mochoritsch. Viele Reisende nehmen bewusst einen kleinen Umweg in Kauf, um dorthin zu kommen. Einheimische nehmen die Landstraße.

Nicht nur, was die Kulinarik betrifft, ist die Griffen-Rast anders als Raststätten, die man gewöhnlich an Österreichs Autobahnen, aber auch im Ausland antrifft. Sie war nach Eröffnung kurz vor Weihnachten 2001 eine der ersten, die nicht zum Netz des Autobahnbetreibers Asfinag gehörte. Inzwischen sticht die Griffen-Rast andere Raststationen auch mit ihrem hohen Bio-Anteil in der Küche aus.

Schon mehr als 50 Prozent bio

"Mehr als 50 Prozent unseres Einkaufs sind bio, und es wird laufend mehr", sagt Hannes Jernej, der mit seinem älteren Bruder Josef und seiner jüngeren Schwester Anja die Mochoritsch Gastronomie GmbH als gleichberechtigte Partner führt. Dazu gehören neben der Griffen-Rast das Landgasthaus Mochoritsch im Südkärntner Rückersdorf, das vorigen Sommer aber wegen Personalmangels geschlossen blieb, sowie das Mochoritsch Eck am Klopeiner See. Rückgrat der drei Betriebe ist die familieneigene Landwirtschaft, mit der alles begann.

Hannes Jerney mit Mobiltelefon in der rechten und Schüsseln in der linken Hand.
Hannes Jernej ist gemeinsam mit seinem älteren Bruder Josef und der jüngeren Schwester Anja Geschäftsführer der Mochoritsch Gastronomie GmbH.
Neumüller/Mochoritsch

67 Hektar ist die Landwirtschaft nahe dem Klopeiner See groß. Auf zehn Hektar wird Gemüse in Bioqualität exklusiv für die Gastrobetriebe von Mochoritsch angebaut, von Blattsalaten über Zucchini, Gurken, Tomaten, Paprika bis zu Pfefferoni. Mochoritsch ist der Hofname, der sich im Gedächtnis der Einheimischen, aber auch vieler Stammgäste aus nah und fern eingeprägt und bis heute gehalten hat.

Die Entscheidung, auf Bio umzustellen, sei vor sechs Jahren gefallen, erzählt Hannes Jernej im STANDARD-Gespräch. Die Vision sei gewesen: "Wir bauen uns ein Biohaus." Vorausgegangen sei die Suche nach einem neuen, vom Tourismus unabhängigeren Standort. Auf diesen sei man 2001 nahe der Autobahn bei Griffen gestoßen. Sein 2006 verstorbener Vater – Bauer, Gastwirt und sehr bodenständig – habe Marktforschung auf seine Art gemacht. "Er hat sich bei der Einfahrt mit Stift und Block auf einen Stuhl gesetzt und die vorbeifahrenden Pkws und Busse gezählt", erzählt Sohn Hannes. "Genau da bauen wir", habe er gesagt. "Wenn wir hier kein Geschäft machen, dann nirgendwo."

"In 20 Jahren ist Bio Standard"

Langfristig gesehen führe so und so kein Weg an Bio vorbei, auch wenn der konventionelle Weg oft der einfachere sei. "Wir machen heute, was in 20 Jahren Standard sein wird", ist Hannes Jernej überzeugt. Rund 1,3 Millionen Euro habe man zuletzt für den Einkauf von Biolebensmitteln ausgegeben, um etwa 600.000 Euro mehr, als konventionelle Produkte gekostet hätten. Mittlerweile gehöre man zu den den Top-fünf-Abnehmern von Bioschwein Austria. Das ist die bei weitem größte Vermarktungsorganisation von Bioschweinen in Österreich.

Josef Jerney im Küchengewand und einer Reine in der Hand.
Josef Jernej ist Chef der Küchenbrigade. Je frischer das Produkt in die Küche kommt, desto leckerer und bekömmlicher das Gericht, sagt er.
Neumüller/Mochoritsch

Anfangs sei man noch belächelt worden. Viele hätten bezweifelt, dass das Konzept aufgehen werde, zumal man die Preise auch für die Biogerichte bewusst moderat gehalten habe. Anfangs sei es schwierig gewesen, bei einzelnen Produkten die erforderlichen Mengen in Bioqualität zu erhalten. "Wir wollten langjährige Lieferanten nicht vor den Kopf stoßen. Viele sind den Weg der schrittweisen Umstellung dann mitgegangen", sagt Jernej. Gab es vor sechs Jahres erst 300 biozertifizierte Gastronomiebetriebe in ganz Österreich, seien es inzwischen 800.

Das Fleisch, das in den Mochoritsch-Betrieben auf den Teller kommt, sei alles bio, außer beim Schnitzel das Schweinefleisch. Dieses Fleisch habe das AMA-Gütesiegel, sei aber nicht bio. Noch könne kein Lieferant garantieren, dass die erforderlichen Mengen auch Tag für Tag in der Küche landen. Massenware in Bioqualität sei die größte Herausforderung, sagt Jernej, der inzwischen über ein dichtes Netz an Lieferanten in der gesamten Alpe-Adria-Region verfügt. Heuer sollen erstmals Pommes, ebenfalls ein Massenprodukt, in Bioqualität auf die Teller kommen.

"Trigger für Bio sind die ganzen Allergien"

Hannes Jernej schätzt, dass etwa 20 Prozent der Gäste bioaffin sind, unter den Jungen bis zu 80 Prozent. Josef Jernej, der so gut wie jeden Tag in der Küche steht und an neuen Kreationen bastelt, sieht Bio erst am Beginn. "Trigger für Bio werden die ganzen Allergiesachen sein. Davon bin ich überzeugt", sagt der ehemalige Volksschullehrer. Laut Eigenangaben hat er immer schon leidenschaftlich gekocht. Auch die 87 Jahre alte Mutter lasse es sich nicht nehmen, immer wieder in der Küche nach dem Rechten zu sehen.

Blick in den Restaurantbereich der Griffen Rast
Rund 300.000 Gäste im Jahr halten in der Griffen-Rast. In der Hauptreisezeit sind es bis zu 2.000 Gäste pro Tag.
Neumüller/Mochoritsch

Für die Jernejs ist Bio nicht alles. Nicht zuletzt der Energiekostenschub im Gefolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat zu einem Umdenken geführt, was die Energieversorgung betrifft. Geheizt wird zwar seit langem schon mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Wald. Seit vergangenem Jahr kommt aber auch der benötigte Strom zumindest teilweise vom eigenen Dach.

400.000 Euro wurden 2023 in eine Photovoltaikanlage (PV) und ein Spitzenlastmanagement investiert. Heuer will man den Parkplatz überdachen, wobei die Solarpaneele im Sommer durch den Schattenwurf vor Hitze schützen sollen, im Winter vor Regen oder Schnee. In den nächsten Jahren sollen schrittweise alle Betriebsgebäude mit PV ausgestattet und die Stromproduktion, die über den Eigenbedarf hinausgeht, an Energiegemeinschaften verkauft werden. Bis dorthin wird auch der Bioanteil in der Küche weiter gestiegen sein. (Günther Strobl, 2.2.2024)