KHM
2024 stehen für Sabine Haag Blockbusterausstellungen und Personalentscheidungen im Theater- und Weltmuseum an.
Christian Fischer

"Für ein persönliches Resümee ist es noch zu früh." In ihrer letzten Jahresprogrammpräsentation als Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums zeigte sich Sabine Haag am Montag weniger wehmütig denn voller Tatendrang. Für 2024 hat die KHM-Chefin noch einiges vor - von der Blockbusterschau "Rembrandt - Hoogstraten" im Herbst über Personalentscheidungen im Theater- und Weltmuseum bis zur Konkretisierung der Umbauarbeiten in Richtung Barrierefreiheit.

"Ich werde mein Amt bis Jahresende in vollem Umfang ausüben", versprach Haag bei der Jahrespressekonferenz. Mit 1. Jänner 2025 übernimmt dann der derzeitige Direktor des Weltmuseums, Jonathan Fine, die Führungsagenden des KHM-Verbands. Sie beginne langsam zu realisieren, "was hier in den vergangenen 15 Jahren alles geleistet wurde". Der Verband sei dank des hervorragenden Teams merklich "nach vorne gebracht" worden, freute sich die scheidende Hausherrin.

In diesem Sinne hatte Haag sehr erfreuliche Nachrichten zu überbringen, was das "sehr, sehr gute Jahr 2023" betrifft. Denn mit einem Gesamterlös von 17,2 Mio. Euro im gesamten Verband schaffte man nicht nur eine Steigerung von 55 Prozent gegenüber 2022, sondern das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr überhaupt. 1,7 Mio. Besucherinnen und Besucher bedeuteten zudem ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zum Jahr davor und das Anknüpfen an die Vor-Corona-Zeit.

Münzen, Renaissance, Rembrandt

Was 2024 angeht, startet das KHM mit "Prunk & Prägung" ins Ausstellungsjahr (ab 13. Februar). Die zweiteilige Schau in Kunstkammer und Münzkabinett untersucht die Rolle der Hofkünstler von 1500 bis zum Ende der Monarchie 1918. Im Frühjahr steht dann die "Renaissance im Norden" rund um die Fuggerstadt Augsburg im 16. Jahrhundert mit "Holbein. Burgkmair. Dürer" (ab 18. März) als exemplarische Vertreter und deren "neue Darstellung des Menschenbildes" im Mittelpunkt, wie Haag ankündigte.

Ein vorprogrammierter Publikumsmagnet wird jedenfalls die große Abschiedsschau für die Generaldirektorin: "Es ist - man höre und staune - die erste Ausstellung, die das Kunsthistorische Museum Rembrandt widmen wird." Unter dem Titel "Rembrandt - Hoogstraten" (ab 8. Oktober) steht neben dem holländischen Barockmeister des 17. Jahrhunderts, von dem das KHM sechs Gemälde besitzt, auch sein Schüler Samuel van Hoogstraten so stark wie noch nie im Rampenlicht. Besonderes Augenmerk soll darauf gelegt werden, wie mit Mitteln der Farbe Räumlichkeit und "virtuelle Realitäten" entstehen. Rund 60 Werke werden gezeigt, wobei mit zahlreichen internationalen Museen kooperiert wird. Sie habe auf die Leihgabenanfragen keine einzige Absage erhalten - "etwas, das mir in meiner Amtszeit auch noch nie passiert ist", freute sich Haag. Dass man mit Besucherstürmen rechnet, zeigt allein schon der Umstand, dass der Kartenverkauf bereits mit 1. Februar startet.

Personalentscheidungen

Im Theatermuseum stehen 2024 die Ausstellungen "Staging Hofmannsthal" (ab 31. Jänner) über die Funktion der Räume im Werk des Schriftstellers und "Johann Strauß" (ab Dezember) im Terminkalender. Zugleich könne man ab April das gesamte Palais Lobkowitz bespielen, da dann auch die Räumlichkeiten des ehemaligen Kunstverlags "Wolfrum" integriert werden. Die Schaffung eines zweite Eingangs über die Augustinerstraße ist ebenfalls vorgesehen. Im Weltmuseum steht in erster Linie die Jahresausstellung "Auf dem Rücken der Kamele" (ab 27. Februar) im Mittelpunkt.

Für beide Häuser stehen demnächst auch Personalentscheidungen an. Denn die vormalige Leiterin des Theatermuseums, Marie-Theres Arnbom, hatte im Herbst 2023 überraschend angekündigt, ab 2024 nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Als interimistischer Leiter fungiert derzeit Franz Pichorner. Die Ausschreibung für die Neubesetzung laufe bis 10. März, so Haag. Das Weltmuseum braucht insofern einen neuen Chef, als mit Jonathan Fine der jetzige Hausherr mit Anfang 2025 bekanntlich als KHM-Generaldirektor übernimmt. Hier werde die Ausschreibung im Laufe des Februars erfolgen, kündigte Haag an.

In beiden Fällen werde noch sie die Entscheidungen treffen - aber freilich in enger Abstimmung mit ihrem Nachfolger. Sie habe überhaupt "allergrößtes Interesse an einer guten Übergabe", versicherte Haag. Mit Fine habe sie "ein ausgezeichnetes Verhältnis" und "ein gutes Verständnis darüber, dass der KHM-Verband weiterentwickelt werden soll mit neuen Ideen und frischem Wind".

Umbauarbeiten ab 2026

Einen kursorischen Ausblick über ihre Amtszeit hinaus gewährte die Generaldirektorin bereits: So ist für Frühjahr 2025 eine mit großen Namen nicht gerade geizende Ausstellung unter dem Arbeitstitel "Arcimboldo - Bassano - Bruegel" zu den "Zeiten der Natur" im Haupthaus geplant. Dort soll im Herbst kommenden Jahres dann die holländische Barockmalerin Michaelina Wautier gewürdigt werden. Aber auch abseits des Ausstellungsbetriebs wird im KHM bald einiges los sein: Denn 2026 sollen Umbauarbeiten beginnen, um das Haus in Sachen Barrierefreiheit auf den aktuellen Stand zu bringen. Das betreffe nicht nur den Eingangsbereich, sondern auch den Einbau von Liften im Inneren, kündigte Haag an. Die Detailplanung werde bald in Angriff genommen, etwaige Einschränkungen für den Betrieb oder gar nötige Schließzeiten seien derzeit noch nicht absehbar.

Und auch auf Schloss Ambras oberhalb von Innsbruck - einer Außenstelle des KHM-Verbands, das ab Sommer die Ausstellung "Schauen erlaubt?" (ab 20. Juni) über die Abbildung des Menschen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zeigt - wird demnächst ein Aufzug im Hochschloss eingebaut, um dieses barrierefrei erreichen zu können. (APA, 29.1.2024)