Malaysias König
Malaysias noch amtierender König Al-Sultan Abdullah salutiert während der Feierlichkeiten zum 66. Nationalfeiertag Malaysias im August 2023.
AFP/MOHD RASFAN

Königin oder König wird man normalerweise, weil es die Erbfolge so will. Anders ist es in Malaysia: Dort bestimmen die neun Sultane des Landes alle fünf Jahre einen neuen König – oder "Agong", wie es auf Malaiisch heißt – aus ihren Reihen. Es ist eine weltweit einzigartige Tradition, die sich am Mittwoch zum 17. Mal wiederholt. Der seit 2019 regierende König Al-Sultan Abdullah tritt ab. An seine Stelle folgt der 65-jährige Sultan Ibrahim Ismail.

In Malaysia kennt man Ismail seit vierzehn Jahren als Sultan des Bundesstaats Johor im Süden der Halbinsel. Er gilt als Geschäftsmann mit einer Leidenschaft für Polo-Sport und Fuhrwerke. So ist er etwa im Besitz eines Lokführerscheins und eines Fuhrparks mit 379 Fahrzeugen, darunter Bentleys, Bugattis, Lamborghinis und andere Luxusmarken. Ausgebildet wurde Ismail als Soldat, unter anderem in den Vereinigten Staaten.

Ismail will kein "Marionettenkönig" sein

Nach außen hin verkörperte Ismail bislang gerne das Image des fürsorglichen Sultans, der sich in Zeiten von Naturkatastrophen und Pandemie für seine Bevölkerung einsetzt. Außerdem ist er als Geschäftsmann in der Bauindustrie tätig. Eines seiner Vorzeigeprojekte ist die futuristische Stadt namens Forest City, die sein Unternehmen zusammen mit chinesischen Investoren finanzierte. Seit der Pandemie geriet das Vorhaben allerdings ins Stocken.

Der König übernimmt in Malaysias konstitutioneller Monarchie traditionell vor allem repräsentative Aufgaben. Regiert wird das Land seit November 2022 von Premierminister Anwar Ibrahim. Ismail hat jedoch angekündigt, in seiner Rolle mehr Einfluss nehmen zu wollen. Er möchte kein "Marionettenkönig" sein, wie er in einem Interview mit der "Straits Times" vor seinem Amtsantritt bekanntgab. Sein Vorhaben, die Antikorruptionsbehörde der Verantwortung des Monarchen zu unterstellen statt jener des Parlaments, gilt als umstritten.

Politische Unruhen

Ungewöhnlich offen äußerte Ismail seinen Unmut über die vergangenen politischen Unruhen im Land. Er rief zu Stabilität auf, um potenzielle Investoren nicht abzuschrecken. Er hoffe zudem, dass Malaysias Regierung bis zum Ende der Amtszeit bestehen bleibt. Anwars Regierung beschuldigte zuletzt mehrere Vertreter der Opposition, ein Komplott zum Sturz der Regierung zu schmieden. Wegen mehrerer Krisen wuchs der Einfluss des Königs schon unter Ismails Vorgänger. In Abdullahs fünfjährigen Amtsperiode wurde das Land von vier Premierministern regiert. Die letzten drei wurden vom König ernannt – eine Befugnis, von der malaysische Monarchen sonst selten Gebrauch machen.

Das mehrheitlich muslimische Malaysia zählt 34 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und ist eine ehemalige britische Kolonie. Von den dreizehn Bundesstaaten werden neun von Sultanen regiert, die einer familiären Erbfolge unterliegen. Diese Sultane treffen sich regelmäßig, um den König des ganzen Landes zu wählen. Dadurch soll sich kein König auf Dauer als Staatsoberhaupt etablieren. Malaysia ist das einzige Land der Welt mit einer rotierenden Monarchie. (Helene Dallinger, 30.1.2024)