Da guckst du. Das liebe Alien mit den großen Augen wird den Lebensabend von Joyce (Jane Curtin), Sandy (Harriet Harris) und Milton (Ben Kingsley) ordentlich aufmischen.
Da guckst du. Das liebe Alien mit den großen Augen wird den Lebensabend von Joyce (Jane Curtin), Sandy (Harriet Harris) und Milton (Ben Kingsley) ordentlich aufmischen.
Panda Lichtspiele

Wie war das gleich bei E.T.? Er wollte nach Hause telefonieren. In Marc Turtletaubs E.T.-Variation für ältere Semester, A Great Place to Call Home, ist das Telefonieren als Metapher anders angelegt. Die dort im Zentrum stehenden Pensionisten, Ben Kingsleys grummeliger Milton, die freundliche Sandy (Harriet Harris) und die ehemalige Lebefrau Joyce (Jane Curtin), warten dort regelrecht auf die Anrufe ihrer Kinder – wenn sie denn welche haben. Aber die Kinder, die tatsächlich anrufen, gehen schnell mal auf den Geist. Etwa Denise, Miltons besorgte Tochter.

Denise sorgt sich um ihren fast achtzigjährigen Vater nicht nur, weil er Bohnendosen im Badezimmerschrank lagert und überaus kauzig ist, sondern auch, weil er im Supermarkt erzählt hat, dass er Äpfel für ein Alien kauft, das bei ihm wohnt. Auch bei der Gemeinderatsversammlung, wo die drei gerne ihre Anliegen vorbringen – und als nervige Alte abgenickt werden –, erwähnt Milton offenherzig das Ufo, das sein Azaleenbeet platt gemacht hat. Glauben tut das freilich niemand.

Pandafilm

Aber natürlich ist das Ufo echt, sonst hätte der Film keinen Witz. Aus dem Flugkörper, der aussieht wie aus B-Movies der 1950er-Jahre, krabbelt auch noch ein Alien heraus. Ein liebes, blaues Männchen mit großen, verständnisvollen Augen und einem schweigsam verschlossenen Mund. Fruganer ist es außerdem, denn alles, was es isst, sind eben Äpfel.

Die Sorgen der Älteren

Da muss man unweigerlich an das grandiose französische Schwankstück Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe denken, worin zwei kauzige Bauern einem schrulligen Alien Kohlsuppe servieren Hier wie da dient das Alien als Vorwand, um etwas über die Sorgen und Ängste älterer Menschen zu erzählen: über die Einsamkeit, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder die Partner verstorben – oder keines von beidem existiert.

Über die Verletzlichkeit durch sich anschleichende Krankheiten – bei Milton zeigen sich erste Anzeichen von Demenz. Und über das Nicht-Schritt-Halten mit den rasanten Veränderungen der Umwelt: Milton sind Textnachrichten fremd, Joyce fordert altersgerechtes Tennis, und Sandy wünscht sich persönlichen Austausch mit jüngeren Leuten.

"Louis und seine ausserirdischen Kohlköpfe" - Trailer
aboyantz

Die jungen Leute bleiben dann aber doch außen vor. Dafür werfen sich Milton, Sandy und Joyce auf ein Packl und kümmern sich um Jules, wie das Alien nun genannt wird. Und Jules kümmert sich um sie. Dass Jules für sein Ufo schließlich Katzenkadaver braucht, damit er wieder davonfliegen kann, bevor das FBI ihn entdeckt, passt dann nur zu gut zum Schrulligkeitswert von Turtletaubs nettem, unaufgeregtem Film. (Valerie Dirk, 31.1.2024)