In Europa ist die Vision Pro vorerst nicht geplant.
AP/Jeff Chiu

Während ein Release der neuen Vision Pro von Apple in Europa vorerst nicht geplant ist, ist es für den US-Konzern im Heimatland die Woche der Wahrheit. Die 3.499 Dollar teure Mixed-Reality-Brille wird ab Freitag in den USA offiziell verkauft, große Tech-Influencer und Websites durften bereits vorab Hand und Kopf anlegen. Die Begeisterung über die neue Hardware können die wenigsten verstecken. Die "Vision", wie Arbeiten und Videochats künftig aussehen könnten, sei vorhanden, so der Tenor. Kleine Kinderkrankheiten und vor allem der Preis wirken aber noch abschreckend.

Beste Hardware

"Die Erfahrung stellt alles andere in den Schatten", schreibt Todd Haselton von CNBC. Im Fazit seines Tests kreidet er zwar den hohen Preis des Geräts an, sieht es aber egal ob für das Schauen von Filmen, das Suchen im Internet oder auch das Arbeiten geeignet. "Für Apple wird sich das Gerät dann lohnen, wenn das Unternehmen einen Weg findet, die Vision Pro zu einem Preis von 2.000 Dollar oder weniger in Serie zu produzieren", ist Haselton überzeugt. Bis dahin werde es sich um ein Nischenprodukt handeln. Dennoch ist es für den Tech-Journalisten das "aufregendste Produkt von Apple seit vielen Jahren". Es sei das beste Beispiel dafür, dass dies die Zukunft sei, wie man mit Computern interagieren werde.

Auch die "Wall Street Journal"-Journalistin Joanna Stern ist sehr angetan. "Jedes Mal, wenn ich mit mehreren Fenstern um mich herum arbeite, fühle ich mich wie Tom Cruise in 'Minority Report', bereit, das zukünftige Verbrechen zu bekämpfen – eine Schul-E-Mail nach der anderen." Die Nutzung der virtuellen Tastatur scheine jedoch weniger gut zu funktionieren, merkt Stern an. "Und kleine Tasten mit der dafür nötigen Fingerbewegung auszulösen sollte ein Spiel für den Prater sein," zeigt sie sich der Gestenbewegung gegenüber skeptisch.

Sie habe eine Bluetooth-Tastatur und eine Maus verbunden und konnte dann mit dem Setup perfekt arbeiten. "Am Ende habe ich noch mein Macbook Pro benutzt, um diesen Artikel zu schreiben, und vor mir ein riesiger virtueller Bildschirm dank Vision Pro."

Generell sind die Tester von der Hardware begeistert. Der verbaute M2-Chip lasse alles zu, was man "auf ihn wirft", schreibt etwa "Tom's Guide". Mehrere Anwendungen, die man komfortabel mit dem am Headset angebrachten Rad anwählen kann, sind genauso möglich, wie diverse virtuelle Fenster im Raum zu öffnen und deren Größe anzupassen. Die 4K-Mini-OLED-Displays und die geringe Latenz sind laut "Cnet" das "beste tragbare Display", das die Testperson je auf dem Kopf hatte.

Apple Vision Pro Unboxing!
Marques Brownlee

Leise Kritik

Im Vorfeld wurde viel über das Gewicht und den Tragekomfort des Headsets diskutiert. Stern gab in ihrem Artikel zu, das Headset 24 Stunden getragen zu haben, nur unterbrochen durch den nächtlichen Schlaf. Das Gerät sei "groß und schwer", gibt sie zu bedenken, und sie musste das Kopfband manchmal nachjustieren, weil das Augentracking nicht mehr genau funktionierte. Schmerzen im Genick oder Ähnliches, wie manche Tester im Vorfeld meinten, habe sie nicht gehabt.

Zu den rund 600 Gramm Gewicht des Headsets gesellt sich noch die externe Batterie mit rund 350 Gramm, die zumeist in der Hosentasche getragen wird. Headset und Batterie sind mit einem Kabel verbunden, das nicht groß stören soll, weil man sich bei aktuellen Anwendungen auch nicht wirklich viel bewegt. Nach knapp über zwei Stunden Nutzung muss die Batterie geladen werden.

Gruselig zu sehen ist die aktuelle "Beta" der 3D-Avatare, die das eigene Gesicht zum Beispiel in Facetime zeigen. Der Begriff "Uncanny Valley" wurde hier öfter genannt, etwa von Marques Brownlee. Stern meinte, ihre Kollegen kommentierten ihr Gesicht mit "wie mit Botox behandelt, aber aus der Hölle".

Tatsächlich ist die breite Meinung zu Apples erstem Ausflug in die Mixed-Reality-Headset-Welt sehr positiv. Einzig die Sinnhaftigkeit für den Mainstream wird immer wieder hinterfragt, schon alleine wegen des hohen Preises. So mancher geht davon aus, dass es hier primär um einen Test gehe, wie gut Augmented-Reality-Anwendungen funktionieren und wo sie sinnvoll eingesetzt werden können. Apple-Chef Tim Cook ist bekennender AR-Fan, und ein Bericht im Vorjahr hat verraten, dass das finale Produkt der Vision Pro wohl viel kleiner und günstiger hätte sein sollen.

Somit freuen sich Interessierte auf Iterationen in den kommenden Jahren, wo die eindrucksvolle Technik dann auch für ein breiteres Publikum leistbar wird. (aam, 31.1.2024)