Musik von Künstlern wie Taylor Swift und Lady Gaga könnte ab Donnerstag aus der Video-App Tiktok verschwinden. Der weltgrößte Musikkonzern Universal Music teilte am Dienstag in Form eines offenen Briefs mit, dass man sich nicht auf eine Verlängerung der am 31. Jänner auslaufenden Lizenzvereinbarung einigen konnte.

Tiktok habe den Musikern und Songautoren nur "einen Bruchteil" der auf ähnlichen Plattformen üblichen Vergütung geboten, argumentierte Universal Music in einem offenen Brief. Außerdem lasse Tiktok in großem Stil mithilfe künstlicher Intelligenz erstellte Musik auf die Plattform – und wolle vertraglichen Freiraum dafür. Damit treibe der Dienst faktisch "das Ersetzen von Künstlern durch KI" voran.

Schwere Vorwürfe

Universal Music übt in dem offenen Brief auch ungewohnt scharfe Kritik an dem bisherigen Geschäftspartner. Tiktok habe mit Mobbing und Einschüchterung versucht, einen Deal durchzusetzen, der nicht ansatzweise fair sei oder in Relation zum starken Wachstum der Plattform stehe. So habe Tiktok gezielt die Musik von aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern entfernt, um diesen zu schaden, während große Namen nie von solchen Maßnahmen betroffen waren.

Schon bald könnte es weniger Musik auf Tiktok geben.
AP/Michael Dwyer

Außerdem kritisiert Universal Music, dass Tiktok kaum gegen Piraterie vorgehe und ein ineffizientes Verfahren dafür habe, problematische Inhalte wie gefälschte pornografische Bilder von Künstlern zu entfernen. Von Universal-Star Taylor Swift waren erst vergangene Woche solche Bilder in Umlauf gebracht worden.

Tiktok reagiert auf die Vorwürfe zwar nur kurz, aber in einem nicht minder scharfen Ton. Universal Music stelle mit dieser Maßnahme die eigene Gier über die Interessen der eigenen Künstlerinnen und Künstler. Zudem betont man, dass Tiktok auch eine wichtige – und kostenlose – Plattform für die Bewerbung von aufstrebenden Talenten darstelle.

Ein Rückschlag?

Für Tiktok könnte der Ausstieg von Universal Music ein erheblicher Schlag sein: Sehr viele Videos auf der Plattform haben musikalische Begleitung, und der Konzern hat zahlreiche der populärsten Musiker der Welt unter Vertrag. Universal Music räumte ein, dass der Schritt Konsequenzen für die eigenen Musiker haben werde. Man habe jedoch die Verantwortung, für faire Konditionen für sie zu kämpfen.

Tiktok hat mehr als eine Milliarde Nutzer und ist die einzige auch im Westen erfolgreiche Onlineplattform, die nicht aus den USA stammt. Der Dienst gehört zum aus China stammenden Bytedance-Konzern. Die Firma betont aber stets, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens. Bytedance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Der Firmensitz liege auf den Cayman-Inseln in der Karibik. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer bei einem Anteil von 20 Prozent die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und Bytedance eine große Zentrale in Peking habe. (APA, red, 31.1.2024)