Es war im Sommer 2023, als Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer das Sommerloch mit der Angst vor der Abschaffung des Bargelds füllte. "Immer mehr Menschen haben Sorge, dass das Bargeld als Zahlungsmittel in Österreich eingeschränkt werden könnte. Die Menschen in Österreich haben jedoch ein Recht auf Bargeld", sagte er damals und forderte dessen verfassungsrechtliche Absicherung. Ein Thema, das damals stark polarisierte.

Fakt ist, dass hierzulande Bargeld noch immer das beliebteste Zahlungsmittel ist, offenbar wollen viele nicht auf Scheine und Münzen verzichten. Warum ist das so? Dieser Frage ist ORF-"Schauplatz"-Reporterin Kim Kadlec nachgegangen, Antworten gibt es in der Folge "Nur Bares ist Wahres" – zu sehen am Donnerstag um 21.05 Uhr in ORF 2. Es wird emotional, es geht um nationale Besonderheiten, aber auch um die Skepsis gegenüber jenen, die von oben herab etwas diktieren.

Demo gegen die Schließung der Raiffeisenbank in Lasberg.
Demo gegen die Schließung der Raiffeisenbank in Lasberg.
Foto: ORF

Kadlec ist für ihre Reportage im Mühlviertel unterwegs, im kleinen Ort Lasberg soll die Raiffeisenbank zusperren und mit der Filiale in Freistadt zusammengelegt werden. "Es wird nicht mehr auf uns gehört", sagt ein Bewohner, "die Landbevölkerung ist egal, die alten Leute sind egal." Die Jugend könne mit dem Computer umgehen. Aber was ist mit der Generation 60 plus, fragt er. Er will, dass die Öffentlichkeit erfährt, was sich wirklich abspielt auf dem Land.

Unterschriften gegen Bankenschließung

Beim Greißler liegt eine Unterschriftenliste gegen die Schließung der Bank auf, mehr als 1.000 Personen hätten bereits unterschrieben, der Ort hat 3.000 Einwohner. Die Bank sei auch ein Frequenzbringer für den Marktplatz, erzählt der Greißler. Wenn die Menschen zur Bank nach Freistadt fahren, würden sie auch nicht mehr zu ihm kommen, fürchtet er. Bezahlt wird bei ihm meist mit Bargeld. Sie habe kein Auto und auch keine Kinder oder Enkelkinder, die für sie Geldgeschäfte erledigen könnten, erzählt eine ältere Dame, sie sei "wirklich angewiesen auf die Bank". Sie müsste in Zukunft mit dem Bus nach Freistadt fahren, "das geht einfach nicht". Die Menschen ärgern sich vor allem, dass die Entscheidung über ihre Köpfe hinweg gefallen sei.

Aber warum soll die Bank in Lasberg geschlossen werden? Der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank erklärt die Entscheidung mit "Frequenzanalyse", die Kundenfrequenz sei in den letzten Jahren massiv rückläufig, er spricht von einer "sehr kleinen Anzahl von Kunden", die keine Bankomatkarte hätten oder digitale Möglichkeiten nutzten.

Auch in Linz wurden Bankfilialen geschlossen, vor allem an der Peripherie. Bankverantwortliche beschreiben die Vorteile des Onlinebankings. Als "gnadenlosen Kapitalismus" beschreibt ein Bankkunde das, was vor sich geht. Kadlec ist auch zu Besuch in einem Friseursalon in Wien, hier kann man nur bar bezahlen. Die Chefin hat die Bankomatkassa abgeschafft. "Wenn ich bar zahle, weiß auch keiner, was ich gekauft habe", beschreibt eine Frau die Vorteile von Barzahlung. Barzahlung gehöre dazu, um den Bezug zum Geld nicht ganz zu verlieren, sagt ein anderer.

Kassa mit Scheinen und Münzen.
Mit Scheinen und Münzen würde man den Bezug zum Geld nicht verlieren, argumentieren Bargeldfans.
Foto: ORF

Lieber Geldtascherl als Bankomatkarte

In manchen Orten gibt es weder Bank noch Bankomat, auch der Bürgermeister in Ansfelden beschwert sich über zu wenige Bankomaten. Kim Kadlec spricht mit Pensionistinnen und Pensionisten. "Bei uns in Österreich ist Bargeld eine Institution. Ich greife lieber ins Geldtascherl als zur Bankomatkarte", sagt ein älterer Herr. In einer Bäckerei am Universitätscampus in Linz hingegen kann man gar nicht mehr bar zahlen, die meisten akzeptieren es, "es geht viel schneller", sagt der Inhaber.

Der Einsatz der Bevölkerung bringt nichts, die Schließung der Filiale ist fix.
Der Einsatz der Bevölkerung bringt nichts, die Schließung der Filiale ist fix.
Foto: ORF

Kein Mitspracherecht

In Lasberg – dort, wo die die Raika-Filiale geschlossen werden soll – liest ein Herr aus der Raiffeisen-Werbung vor: "Als Regionalbank zählen für uns die Menschen vor Ort." Er schüttelt den Kopf, "für uns ist es schlimm. Dass man so über uns drüberfährt." Der Geschäftsstellenleiter der Raiffeisenbank spricht von Entscheidungen, die der Aufsichtsrat treffe, bei diesen Entscheidungen gebe es kein Mitspracherecht. Die Schließung passiere nicht aus Kostengründen, sondern aufgrund von Kundenverhalten. Auch die Demonstration, organisiert von Lasbergerinnen und Lasbergern, bringt nichts, die Schließung in Lasberg stehe fest, heißt es von der Raiffeisenbank. (Astrid Ebenführer, 1.2.2024)