Mit einem politischen Statement lässt der deutsche Diskontmobilfunker Congstar aufhorchen. Die zur Deutschen Telekom gehörende Marke postete vor wenigen Tagen auf mehreren sozialen Netzwerken, darunter Instagram, Facebook und Linkedin, einen Aufruf. In diesem bekennt sich das Unternehmen zu liberalen Grundwerten und legt im gleichen Atemzug Rassistinnen und Rassisten die Kündigung ihres Tarifs nahe.

"Wir glauben an Vielfalt und Demokratie. Und wem das nicht passt, der kann gerne gehen!", heißt es einleitend. Man habe keine Lust auf "Hass und Hetze, auf Diskriminierung und auf Demokratiefeindlichkeit. Schlicht: Kein Bock auf Rassist'innen." Wer diese Einstellungen nicht teile, solle kündigen, da man lieber auf Kundinnen und Kunden verzichte, denn die eigenen Dienste zur Verbreitung von Hassbotschaften verwendet zu sehen.

Screenshot des Sujets von Congstar auf Instagram
Der Aufruf von Congstar auf Instagram.
Screenshot/Instagram

Viel Zustimmung

Die Reaktionen, so zeigt eine Sichtung auf den genannten drei Plattformen, fallen überwiegend positiv aus. Zahlreiche Kommentierende begrüßen die Botschaft oder loben Congstar dafür, sich zu positionieren und möglicherweise Geschäftsentgang zu riskieren. Manche rufen den Mutterkonzern Deutsche Telekom dazu auf, ebenfalls einen solchen Aufruf zu posten. Einzelne Nutzer geben außerdem an, sich nun einen Wechsel zu dem Anbieter zu überlegen. "Das nenn ich mal Statement! Ich geh jetzt erstmal schauen, ob sich ein Vertrag von euch lohnt, um zu wechseln", so etwa ein Kommentar zum Instagram-Posting. Zuspruch gibt es auch von einer Reihe an Leuten, die nach eigenen Angaben bereits die Dienste von Congstar nutzen und sich in ihrer Wahl des Anbieters bestärkt sehen.

Allerdings sind nicht alle Reaktionen freundlich. So gibt es einige Vorwürfe, die Congstar unterstellen, es handle sich um eine reine PR-Aktion, da es ja schließlich kein Sonderkündigungsrecht für jene gebe, die der Aufforderung Folge leisten wollen. Außen vor bleibt hier freilich der logische Schluss, dass man sich zur Inanspruchnahme eines solchen schriftlich dazu bekennen müsste, den proklamierten Werten zu widersprechen. Andere Nutzer halten dem Unternehmen vor, mit dem Posting zur Spaltung der Gesellschaft beizutragen. Gefragt wird auch mehrfach, ob die Botschaft auch an Linksextreme oder Islamisten gerichtet sei. Kritik gibt es fallweise zudem für die gegenderte Schreibweise.

Zweifelhafte NS-Vergleiche

Verschiedene User, die sich als Anhänger der Rechts-außen-Partei AfD deklarieren, rufen zur Wahl selbiger auf oder orten einen Angriff auf sie. "Und wie heißt das dann zum Schluss?", meint etwa ein Instagram-Nutzer. "Kauft nicht beim AfD Wähler [sic!], und dann werden die Geschäfte wieder mit Symbolen gekennzeichnet? Hatten wir glaube ich schonmal und ihr nennt euch Demokraten." Ein ähnlicher Kommentar mit zweifelhaftem Verweis auf die Nazizeit findet sich auch auf Facebook: "Macht nur weiter so mit der Spaltung der Gesellschaft. Mir fällt da nichts mehr ein. Die, die keine Regenbogenbinde tragen, dürfen bald nicht mehr einkaufen gehen oder was?"

Das Logo des Mobilfunkanbieters Congstar
Congstar ist seit 2014 Hauptsponsor des Hamburger Fußballklubs FC St. Pauli.
DER STANDARD/Pichler

In Antworten auf verschiedene negative Kommentare legt die Social-Media-Abteilung von Congstar nach. "Wir werden auch weiterhin gendern. Auch wenn es einigen Personen nicht gefallen sollte", heißt es beispielsweise in einer Reaktion auf Instagram. Dem Vorwurf, das Posting gegen die AfD gerichtet zu haben, entgegnet man, dass es sich um keine parteipolitische Aussage handle und diese dementsprechend weder als Unterstützung der Ampelkoalition noch Empfehlung, bestimmte Parteien nicht zu wählen, gemeint sei. Weiters verweist man auf frühere Botschaften des Unternehmens: "Wir äußern uns nicht erst seit gestern zu gesellschaftlichen Themen und setzen uns schon seit Jahren gegen Rassismus ein."

Für die Reichweite von Congstar auf den Netzwerken war das Posting jedenfalls begünstigend. Auf Instagram verzeichnet man bisher rund 2.300 Likes und über 400 Kommentare. Auf Facebook sind etwa 450 größtenteils positive Reaktionen und über 500 Kommentare vermerkt. Rund 1.000 Reaktionen und über 70 Kommentare erhielt der Beitrag auf der für berufliche Kommunikation ausgelegten Plattform Linkedin.

Congstar wurde ursprünglich 2004 unter dem Namen "Congster" gegründet und vermarktete zunächst DSL-Internettarife. 2007 erfolgte die Umbenennung und die Neufokussierung auf Mobilfunk. Nach eigenen Angaben hat die Telekom-Tochtermarke über sechs Millionen Kunden. Das Unternehmen ist seit 2014 Hauptsponsor des Hamburger Fußballklubs FC St. Pauli, der für seine deklariert antirassistische und antifaschistische Fankultur bekannt ist. (gpi, 31.1.2024)