Studierende in einem Hörsaal
In Österreich ist der Anteil des Bachelor als höchste Qualifikation im Vergleich zum Master geringer als zum Beispiel in Deutschland, Schweden und Dänemark, berichtet die OECD.
IMAGO/Christoph Hardt

Ein Studium erhöht nach wie vor die Chancen, gut zu verdienen und schnell einen Job zu finden, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. In der Beobachtungszeit von 2020 bis 2021 verdienten Masterabsolventen zwölf Monate nach ihrem Abschluss im Mittel 3.100 bis 3.300 Euro, Bachelorabsolventen kamen auf 2.986 Euro. Damit habe sich die Differenz zwischen Berufsanfängern mit Bachelor und Master von knapp 600 Euro im Abschlussjahr 2008/2009 auf rund 200 Euro im Abschlussjahr 2020/2021 verringert.

Für AMS-Vorstand Johannes Kopf ist die Angleichung eine gute Nachricht. "Vor zehn oder 15 Jahren haben viele gesagt, ein Bachelor sei nur ein halbes Studium. Diese Situation hat sich verbessert. Es haben immer mehr Leute mit Bachelorabschluss zu arbeiten begonnen, und die Firmen haben sozusagen gesehen, was die können. Der Bachelor ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen", sagt Kopf dem STANDARD.

Die Einstiegsgehälter von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern mit Bachelor und Master haben sich laut Statistik Austria deutlich angeglichen
Die Einstiegsgehälter von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern mit Bachelor und Master haben sich laut Statistik Austria deutlich angeglichen.
DER STANDARD

Respekt gestiegen

Auch Melina Schneider von der Wirtschaftskammer sieht durch die neuen Zahlen bestätigt, "dass die Berufsfähigkeit des BA-Abschlusses in einem hohen Maß gegeben ist". Die Fachhochschulen seien dabei wichtige Player. Der Wiener Personalberater Florens Eblinger meint auf Nachfrage: "So wie man ganz am Anfang über die Fachhochschulen und deren akademische Titel geschmunzelt hat, ist das Thema auch beim Bachelor gegessen. Wenn jemand viel Energie in einen Abschluss investiert hat, egal ob Bachelor oder Master, wird das von Unternehmen anerkannt."

In den Nullerjahren ist in Europa in den meisten Studien ein neues dreigliedriges System etabliert worden: Bachelor, Master und PhD (Doktorat) haben die zweigliedrige Struktur mit den Abschlüssen Magister und Doktor weitgehend abgelöst. In Österreich erfreut sich der Bachelor allerdings nicht derselben Beliebtheit wie in anderen EU-Staaten, wie Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen.

Niedriger Anteil

Laut der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" von 2023 schließen in Österreich 13 Prozent der Menschen im Alter von 25 bis 34 Jahren höchstens mit einem Bachelor ab, 14 Prozent mit einem Master. In Deutschland sind es 21 Prozent Bachelor- und 14 Prozent Masterabsolventen, im OECD-Durchschnitt 26 Prozent Bachelor- und 15 Prozent Masterabschlüsse.

Die Statistik Austria weist auch darauf hin, dass die Bachelorabsolventen nicht durchgängig in allen Branchen gegenüber ihren Kollegen mit Master aufgeholt haben. Die Annäherung kommt vor allem durch die Einstiegsgehälter in den Bereichen Gesundheit und Soziales sowie Pädagogik zustande.

Bachelorisierung

Bei der Annäherung der Einstiegsgehälter zwischen den zwei Abschlüssen dürfte es eine Rolle spielen, dass in manchen Berufen früher keine akademischen Abschlüsse üblich waren. In den Nullerjahren haben sich zum Beispiel FH-Studiengänge für Physiotherapie und Sozialarbeit etabliert. AMS-Chef Kopf vermutet, dass solche Reformen nun mit Verspätung bei den Gehältern durchschlagen: "Wenn ein Bachelorabschluss in bestimmten Branchen nicht anerkannt war, haben Leute mit Bachelorabschluss dort formal als Nichtakademiker gearbeitet. Wenn diese Branchen den Bachelor nun anerkennen, sehen Sie natürlich eine deutliche Gehaltssteigerung in diesen Branchen." (Lukas Kapeller, 31.1.2024)