Eine Männerhand entzündet eine Flamme auf einem Gasherd
Viele Haushalte heizen und kochen noch immer mit Gas. Für eine sichere Versorgung seien gut gefüllte Speicher nötig, sagen Experten.
Getty Images/iStockphoto

Der bisher vergleichsweise milde Winter ist, was die Versorgungssicherheit bei Gas betrifft, eine von Österreichs wichtigsten Stützen. Der Verbrauch ist niedriger als in früheren Jahren, als Gas auch noch günstiger war. Das lässt sich auch am Füllstand der heimischen Speicher ablesen. Diese sind aktuell zu mehr als 80 Prozent gefüllt, um gut fünf Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.

Entscheidend wird aber der Speicherstand zum Ende der Heizsaison sein. Sollte der Füllstand Ende März bei über 60 Prozent – sprich 60 Terawattstunden (TWh) oder mehr – liegen, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Gasversorgung auch im kommenden Winter klappt. Wenn nicht, könnte es gröbere Probleme geben, sagen Bernhard Painz und Michael Woltran, Vorstandsdirektoren der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM).

"Das geht sich technisch nicht aus"

Die AGGM ist verantwortlich für die Steuerung der Gasflüsse in Österreich. Sie gehört zu 51 Prozent der Gas Connect Austria (GCA), deren Eigentümer wiederum mehrheitlich Verbund sowie der deutsche Versicherungskonzern Allianz und der italienische Fernleitungsnetzbetreiber Snam sind. Minderheitsanteile an AGGM halten diverse Netzbetreiber aus den Bundesländern.

"Wenn kein Gas mehr aus Russland kommt und der Speicherstand niedrig ist, geht sich das technisch nicht aus", sagt Woltran. Zwar gebe es mittlerweile Alternativen zu russischem Gas, etwa aus Norwegen oder in Form von verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) aus diversesten Quellen rund um den Globus; allein – die Importkapazitäten von Nordwesten (Deutschland) und Süden (Italien) reichten nicht aus, um Ersatz für russisches Gas in der notwendigen Quantität nach Österreich zu bringen.

Zitterpartie WAG-Loop

Die kontrahier- und lieferbaren Mengen würden reichen, den "normalen" Gasverbrauch zu decken, nicht aber die Speicher von fast leer auf 90 Prozent und darüber hinaus zu füllen, um gut über den Winter zu kommen. Noch nicht.

An einer Verstärkung der West-Austria-Gasleitung, dem sogenannten WAG-Loop, wird seit geraumer Zeit gearbeitet, auch wenn die finale Investitionsentscheidung der dafür verantwortlichen GCA noch nicht gefallen ist. Grund sind Meinungsverschiedenheiten zwischen GCA, E-Control und Ministerium, wie die auszulegenden 200 Millionen Euro für die 47 Kilometer lange Leitung vom Investor zurückverdient werden können. Geht alles glatt, könnte der WAG-Loop wegen der diversen Verfahren, die das Projekt durchlaufen muss, 2027 fertig sein.

Einheimische Gasvorkommen nutzen

Bis dahin bleibt die Situation jedenfalls angespannt, zumal Vertreter der ukrainischen Regierung wiederholt angekündigt haben, den Ende des Jahres auslaufenden Durchleitungsvertrag für russisches Gas nicht erneuern zu wollen.

Deshalb sollte laut AGGM auch überlegt werden, verstärkt einheimische Gasvorkommen zu nutzen sowie das vorhandene Biomethanpotenzial anzuzapfen. Noch kommen übers Jahr betrachtet an die 70 Prozent des in Österreich verbrauchten Gases aus Russland – derzeit auch wieder in stabilen Mengen.

Störende Speicherabgabe

Kopfzerbrechen bereitet den AGGM-Vorständen die von Deutschland einbehaltene Speicherabgabe, die erst zu Jahresbeginn von 1,45 Euro je Megawattstunde (MWh) auf 1,58 Euro erhöht worden ist. Zahlen müssen den Betrag auch jene Händler, die Gas über Deutschland in ein anderes Land leiten. Folge: Die von Deutschland nach Österreich gelangten Gasmengen sind im zweiten Halbjahr 2023 gegenüber der Vergleichsperiode 2022 um 80 Prozent auf sechs TWh zurückgegangen.

Als Nächstes hat Italien angekündigt, eine ähnliche Abgabe einzuheben – 2,19 je MWh ab 1. April. Beim aktuellen Gaspreis im Großhandel von rund 30 Euro je MWh würde sich Gas, das den Weg über Italien nimmt, um knapp sieben Prozent verteuern. AGGM geht davon aus, dass die Abgabe gegen EU-Recht verstößt ist. Eine Entscheidung Brüssels steht noch aus. (Günther Strobl, 31.1.20249