OMV-Zentrale in Wien
Die OMV-Zentrale in Wien.
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Wien – Der teilstaatliche Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat 2023 vor allem wegen der stark gesunkenen Rohstoffpreise zwar bei weitem nicht so gut verdient wie im Jahr davor – Konzernchef Alfred Stern freut sich dennoch über das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte und will den Aktionären zusätzlich zur erhöhten regulären Dividende von 2,95 Euro je Aktie die Ausschüttung einer Sonderdividende von 2,10 Euro je Aktie vorschlagen. "Die Sonderdividende zusätzlich zur progressiven regulären Dividende zahlen wir damit in zwei aufeinanderfolgenden Jahren", sagte Stern am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Stern: "Ein weiteres erfolgreiches Jahr"

"2023 war für die OMV ein weiteres erfolgreiches Jahr, in dem wir trotz erheblichen Gegenwinds ein hervorragendes Ergebnis erzielt haben", so Stern. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte CCS-Operatives-Ergebnis vor Sondereffekten von rund sechs Milliarden Euro sei das zweithöchste, das man bisher erzielt habe. Im vierten Quartal 2023 wurde ein CCS-Operatives-Ergebnis von 1,43 Milliarden Euro erzielt, nach 2,10 Milliarden Euro im Schlussquartal 2022. Der konzernweite Cashflow aus der Betriebstätigkeit lag im vergangenen Jahr bei 5,7 Milliarden Euro.

Die OMV-Aktie legte am Donnerstag bis 13 Uhr um gut ein Prozent auf 41,75 Euro zu, von früheren Höchstständen ist der Kurs aber noch weit entfernt. Das liegt nach Ansicht von OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey auch daran, dass die OMV viel Russland-Geschäft abgeschrieben habe. "Aber dieses ganze Geschäft ist komplett aus unserer Bilanz, aus unseren Büchern, heraus."

Auch die De-facto-Enteignung der OMV-Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje werde bei der OMV "keine wirtschaftlichen Konsequenzen mehr haben, weil wir das alles schon im Jahr 2022 verdaut haben".

Auch der Chemiesektor liege "momentan am Boden des Zyklus", und die OMV habe eine stärkere Chemiesparte als andere Öl- und Gasfirmen. Das operative Ergebnis des Bereichs Chemicals & Materials ist nach gut zwei Milliarden Euro Überschuss im Jahr 2022 nun mit 120 Millionen Euro ins Minus abgestürzt.

Die Konzernumsatzerlöse fielen 2023 um 37 Prozent auf 39,46 Milliarden Euro – die Öl- und Gaspreise waren deutlich niedriger als im Jahr davor: Der durchschnittliche Brent-Preis ging um 18 Prozent auf 82,64 Dollar (76,26 Euro) je Fass zurück, der durchschnittliche THE-Erdgaspreis ("Trading Hub Europe") machte mit 40,98 Euro je Megawattstunde nur noch ein Drittel des Vorjahreswertes aus.

Gleichzeitig ging die Gesamtproduktion der OMV um sieben Prozent auf 364.000 Fass pro Tag zurück, und die Produktionskosten stiegen um 18 Prozent auf 9,67 Dollar pro Fass. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten verringerte sich um 46 Prozent auf 4,36 Milliarden Euro. Das CCS-Operative-Ergebnis vor Sondereffekten brach von 11,18 auf 6,02 Milliarden Euro ein, und der Nettogewinn schrumpfte um fast zwei Drittel auf 1,9 Milliarden Euro.

Für heuer rechnet die OMV mit einem durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von 80 Dollar pro Fass und einem durchschnittlich realisierten Erdgaspreis von rund 25 Euro je Megawattstunde. Der THE-Preis ("Trading Hub Europe") wird zwischen 30 und 35 Euro je MWh erwartet. Seit einigen Wochen bemerke man auch die Auswirkungen der Angriffe der Huthi-Rebellen auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, sagte Stern. "Die wichtige Logistikroute um den Suezkanal ist gestört. Der Umweg dauert zwei Wochen länger und ist wesentlich teurer." Ähnlich wie während der Corona-Pandemie sie auch diesmal der Ölpreis kurzfristig gestiegen.

OMV verkauft Geschäft in Malaysia an Total Energies

Am Mittwoch hatte die OMV auch den Verkauf ihres Hälfteanteil am malaysischen Öl- und Gasunternehmen Sapura OMV an den französischen Energiekonzern Total Energies bekanntgegeben, der umgerechnet rund 833 Millionen Euro einbringt. Für das Jahr 2024 sind Investitionen von rund 3,8 Milliarden Euro geplant, nach 3,87 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Nicht so glatt laufen die Verhandlungen der OMV mit Abu Dhabi rund um den geplanten Zusammenschluss der OMV-Tochter Borealis und dem Adnoc/Borealis-Joint-Venture Borouge – hier war mit einem Abschluss der Gespräche schon bis Ende 2023 gerechnet worden. "Wir sind nach wie vor in laufenden und ergebnisoffenen Verhandlungen", wiederholte Stern das seit Wochen bekannte Wording. Das gemeinsame Unternehmen soll zu gleichen Teilen der OMV und Adnoc gehören und börsennotiert sein, erinnerte Stern. "Gleiche Teile, gleiche Rechte, gemeinsame Kontrolle" laute das Ziel. (APA, 1.2.2024)