Äääääääl!!!!!" Jahrelang wusste man: Wenn dieser Ruf durch das Wohnzimmer schallte, dann wollte Peggy von ihrem Ehemann Al Bundy entweder dringend Geld oder Sex.

Bekommen hat sie meist weder das eine noch das andere. Al war froh, wenn er so wenig wie möglich mit seiner Frau und den beiden Kindern "Dumpfbacke" Kelly sowie Sohn Bud zu tun haben musste.

Ein Bier, sein Nacktmagazin auf dem Schoß und im TV eine Folge von "Psycho Dad" – das reichte vollkommen aus, um Al (Ed O’Neill) auf seiner Couch glücklich zu machen. Das Publikum liebte es. Married... with Children lief beim US-Sender Fox von 1987 bis 1997, später dann auch im deutschsprachigen Raum. Der ORF zeigte Eine schrecklich nette Familie von 1995 bis 1999.

Natürlich gab es auch damals schon kritische Stimmen. Die Sitcom offenbarte schließlich die unschönen Seiten einer Familie. Das war zu Beginn ja auch das Neue: Married ... with Children verstand sich als Gegenentwurf zur netten und wohlgeratenen Familie Huxtable in der Bill Cosby Show.

Der US-Vorstadt-Albtraum auf der Couch: Kelly, Peggy, Al und Bud Bundy samt Hund Lucky.
Der US-Vorstadt-Albtraum auf der Couch: Kelly, Peggy, Al und Bud Bundy samt Hund Lucky.
Foto: imago/United Archives

"Blond und blöd"

"Es war eine sehr frauenfeindliche Show", sagte Katey Sagal 2017 in einem Interview, und man kann ihr nicht widersprechen. Die von ihr gespielte Peggy ist faul, kann nicht kochen, hängt den ganzen lieben langen Tag nur vor dem Fernseher herum und geht höchstens zum Shoppen aus dem Haus.

Tochter Kelly (Christina Applegate) zeigt sich um keinen Deut besser. Sie hat einen Lover nach dem anderen und bedient das Klischee von "blond und blöd".

Das Gegenteil von faul ist die Nachbarin der Bundys: Marcy D’Arcy, eine Bankerin (dargestellt von Amanda Bearse). Auch hier feiert das Klischee fröhliche Urständ: Marcy ist eine sexbesessene Feministin, die von Al Bundy wegen ihrer nicht eben üppigen Oberweite als "Hühnchen" tituliert wird.

Das ging natürlich schon vor 35 Jahren nicht – und heute noch viel weniger. Andererseits: Humor darf auch sehr derb sein.

Und wer sich an der wenig schmeichelhaften Darstellung der Frauen festbeißt, negiert, dass Al Bundy selbst auch kein Sympathieträger ist, sondern ein lächerlicher, kleiner und armseliger Verlierer.

Elf Staffeln lang entwickelt er sich nicht weiter, sondern verkauft Damenschuhe. Das bedeutet also für einen wie ihn die Höchststrafe: Er rutscht am Boden vor Frauen herum, wird von selbigen auch mit Schuhwerk geschlagen, was ihm so manches Trauma beschert.

Der überforderte Mann

Immer wieder beginnt er Erzählungen in seinem verkommenen Zuhause in Chicago mit den Worten: "Eine fette Frau kam heute in den Laden." Aus ihm spricht aber nicht (nur) Häme, sondern die pure Angst. Al Bundy und seine Kumpanen sind die Prototypen des überforderten Mannes.

Die von ihnen gegründete "NO MA’AM" (National Organisation of Men Against Amazonian Masterhood) hat weniger den Zweck, Frauen tatsächlich zu unterdrücken – dazu wären die armen Luschen gar nicht in der Lage. Vielmehr geht es, wie Al Bundy einmal erklärt, darum: "Unsere Mission ist es, die natürliche Ordnung wieder herzustellen: die Männerherrschaft."

Vor drei Jahrzehnten, als die Sitcom aufkam, war das in der Form neu und der bitterböse Humor unterhaltsam. An der Familie Bundy konnte man sich auch aufrichten: So schlimm wie bei dem Haufen war es daheim echt nicht.

Als Unterhaltung funktioniert die Serie nach wie vor. Aber man ahnt: Al, der desillusionierte Verlierer und abgehängte weiße Mann, würde anno 2024 wohl Donald Trump wählen, wie so viele seiner Spezies. Einen "starken Mann", der einfach Lösungen verspricht und Frauen herabwürdigt. Da bleibt einem das Lachen dann doch ein bisschen im Halse stecken. (Birgit Baumann, 3.2.2024)