Was für ein Unterschied. Bei gedämpftem Licht spielt der kleine Ferdinand ergreifend das Präludium in C-Dur von Johann Sebastian Bach. Dem talentierten Buben wird eine große Karriere vorausgesagt.

Der Gefängnisdirektor mit den Kriminalhauptkommissaren Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec)
Foto: ORF/BR/Sappralot Productions GmbH/Hendrik Heiden

Etwas weiter weg zeigt sich München im Sonntags-Tatort Das Wunderkind (20.15 Uhr in ORF 2 und in der ARD) kalt, hart und voller Gewalt. In der Justizvollzugsanstalt prallen täglich die männlichen Häftlinge im Kleinkrieg um Drogen, Handyschmuggel und die beste Zellenbelegung aufeinander.

Eine desillusionierte Justizbeamtin hat zwar Sex mit einem Häftling, sagt aber auch: "Von mir aus können die sich alle gegenseitig umbringen. Ist um keinen schade."

Wunderkind Ferdinand

Das Scharnier zwischen den beiden ungleichen Welten ist der Häftling Dieter Scholz (Carlo Ljubek), der kurz vor seiner Entlassung jede Menge Probleme hat. Sein Sohn, Wunderkind Ferdinand, will lieber bei den Pflegeeltern bleiben. Und in der Gefängnisdusche liegt, erstochen, einer, den keiner mochte, der aber Scholz konkret gedroht hat.

Die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) kämpfen sich durch die Grausamkeiten drinnen und draußen. Aber die Story will nicht so recht aufgehen.

Knastfilme mit den ewiggleichen harten Burschen hat man schon genug gesehen, das Drama um das hochbegabte Kind kommt hingegen zu kurz. Aus beiden Welten das Schlechteste zusammenzubringen reicht nicht für einen wirklich guten Krimiabend.

Aber man nimmt andererseits aus München, was man kriegt. Es ist der 95. Fall von Leitmayr und Batic. Beim 100. soll endgültig Schluss sein. Hoffentlich gibt’s in der verbleibenden Restlaufzeit noch bessere Storys. (Birgit Baumann, 4.2.2024)