Geschichte soll man feiern, auch wenn es nicht die eigene ist. 1924 lief in Oxford der erste MG vom Band, Grund für die inzwischen zum chinesischen Branchenriesen SAIC (zur Orientierung: Fahrzeugabsatz im Vorjahr 5,02 Millionen) zählende Marke, heuer ausgiebig das 100-Jahr-Jubiläum zu zelebrieren.
Zum runden Geburtstag vermeldet der mit 14 Mitarbeitern rank und schlank aufgestellte heimische, unter Denzel-Dach firmierende Importeur MG Motor Austria einen neuerlichen Absatzrekord 2023 und für heuer etliche Neuzugänge, weiteres Wachstum ist aber offenbar mit Elektromobilen alleine nicht mehr stemmbar.
MG Electric werde folglich zu MG, führte Geschäftsführer Andreas Kostelecky beim Jahresauftakt-Pressegespräch aus, doch erst einmal der Rückblick im Stenogramm. Mit 2486 Neuzulassungen fuhr die Marke einen Zuwachs von 97 Prozent gegenüber 2022 ein. Das entspricht einem Prozent Marktanteil – mehr als mancher japanische Hersteller verbuchen kann – und 4,3 Prozent im Elektro-Segment. Mit 60 Prozent sei der "Privatkundenanteil immer noch unglaublich hoch".
Enttäuschende E-Kombi-Nachfrage
Bestverkauftes Modell war mit 798 Stück der MG4, gefolgt vom SUV ZS EV (609) und dem MG5 (360), der bis dato einzige Elektro-Kombi (dieser Tage kommen entsprechende Ableger von Peugeot 308 und Opel Astra hinzu), von dem man sich allerdings mehr erwartet hatte. Kostelecky: "Das Auto ist super, aber die Kunden wollen nur SUVs."
Für heuer sei man zuversichtlich, noch einmal eine Verdoppelung des Absatzes zu erreichen, obwohl man "in letzter Zeit eine gewisse Zurückhaltung gegenüber China" bemerke. Und: E-Mobilität alleine könne das Wachstum nicht tragen, "die Leute werden immer kritischer bei Elektro. Will man weiter wachsen, braucht man Alternativen."
Und die lauten: Benziner, Hybrid, Plug-in-Hybrid. Am Beispiel der für heuer avisierten neuen MGs liest sich das wie folgt: Im zweiten Quartal läuft mit dem MG3 HEV ein Hybridfahrzeug zu, die Daten dazu stehen bis zum Genfer Autosalon unter Verschluss, man kann sich aber aus alphanumerischen Erwägungen ausrechnen, dass das Fahrzeug kleiner als der MG4 sein wird, folglich recht kompakt.
Im dritten Quartal hat dann der MG HS – ein SUV im C-Segment – seinen Auftritt, als reiner Benziner, wenige Monate später ergänzt von einer Plug-in-Hybrid-Version mit 120 km Reichweite. Das Jubiläumsjahr beschließt ein Hochemotikum, der Elektro-Roadster Cyberster – von dem Kostelecky heuer noch 100 Stück nach Österreich bringen will, zu einem Preis "in einer vernünftigen Region".
Billig-SUV mit Ottomotor
Bereits jetzt erhältlich und als echter Stückzahlbringer gedacht, Zielsetzung 1000 Stück: Die Benziner-Version (106 PS) des 4,32 Meter langen Elektro-SUVs ZS EV, laut Kostelecky "der günstigste SUV in Österreich", Kostenpunkt: 17.990 Euro – der billigste Dacia Duster kommt derzeit auf 19.650 Euro, mit dem anstehenden Modellwechsel fallen die Preise erfahrungsgemäß eher nicht nach unten. In Summe werde sich jedenfalls der MG-Absatz 2024 auf halbe-halbe Elektro zu Rest einpendeln.
Abschließend noch ein Wort zur ebenfalls chinesischen Nutzfahrzeugmarke und SAIC-Tochter Maxus, die 2023 unter anderem bei der Post punkten konnte. Mit 790 Neuzulassungen habe man 29 Prozent Marktanteil im entsprechenden Elektro-Segment und damit Rang eins einfahren können, freut sich Kostelecky. Noch mehr freut er sich aber auf den GST, einen komplett neu entwickelten Elektro-Pick-up mit martialischem Erscheinungsbild, der im dritten Quartal den T90 ersetzen und dann auch mit Allradantrieb erhältlich sein soll. (Andreas Stockinger, 3. Februar 2024)