Feuerwehrleute bei Löscharbeiten
Rund 300 Menschen werden noch vermisst.
IMAGO/ANDRES PINA

Santiago de Chile – Bei den heftigen Waldbränden in Chile ist die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf mindestens 56 gestiegen. Das gab der Gouverneur von Valparaíso, Rodrigo Mundaca, am Sonntag bekannt. Präsident Gabriel Boric reiste in die Katastrophenregion und besuchte in der Stadt Viña del Mar ein Krankenhaus. "Das Wichtigste ist jetzt, Leben zu retten und die Brände zu löschen", sagte er. Die Zahl der Toten und Verletzten werde noch deutlich steigen, meinte Innenministerin Carolina Tohá.

"Wir haben viele vorläufige und noch nicht offiziell bestätigte Informationen, die darauf hindeuten, dass wir noch viel höhere Zahlen erreichen werden", hielt Tohá fest. Über 300 Menschen würden noch vermisst. Die Innenministerin sprach mit Blick auf die zu erwartenden Opferzahlen von der wahrscheinlich schlimmsten Notlage in dem südamerikanischen Land seit dem schweren Erdbeben im Jahr 2010. Damals waren mehr als 520 Menschen ums Leben gekommen.

Die Forstbehörde registrierte am Sonntag im ganzen Land 159 Brände auf einer Fläche von insgesamt knapp 28.000 Hektar. Tausende Häuser seien beschädigt oder zerstört, allein in der Region Valparaíso seien es mehr als 3.000, sagte Tohá. Die Region westlich der Hauptstadt Santiago, wo nach Angaben der Regierung etwa 1,8 Millionen Menschen leben, ist am schwersten von den Bränden betroffen. Nahe der Küstenstädte Valparaíso und Viña del Mar habe sich ein Brand auf eine Fläche von etwa 9.600 Hektar ausgeweitet, hieß es.

Ein Feuerwehrauto in einer abgebrannten Gegend.
AFP/JAVIER TORRES

Ausnahmezustand erklärt

Bereits am Freitag hatte Präsident Boric wegen der Katastrophe den Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten erklärt, um alle nötigen Ressourcen mobilisieren zu können. Nun habe er das Verteidigungsministerium angewiesen, mehr Militäreinheiten einzusetzen. Für einige Gemeinden wurde eine Ausgangssperre verhängt, um die Lösch- und Rettungsarbeiten zu erleichtern.

Es werde untersucht, ob die Brände möglicherweise absichtlich gelegt worden seien, sagte Präsident Boric. Er kündigte Ermittlungen an, "obwohl es schwer vorstellbar ist, wer solch eine Tragödie und so viel Schmerz verursacht". Nach Angaben der Innenministerin lagen der Regierung im Fall des Brandes nahe Valparaíso "ernst zu nehmende Informationen" vor, dass er vorsätzlich gelegt wurde. Weiter südlich in der Region Maule sei eine Person festgenommen worden, die bei Arbeiten mit einem Schweißgerät einen Brand verursacht habe.

Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles mehr als 425.000 Hektar Land ab - das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees. Mindestens 26 Menschen kamen damals ums Leben. (APA, 4.2.2023)