McLaren liefert mit dem Artura ein echtes Superheldenauto, das seine Superkräfte auf die Fahrerin oder den Fahrer überträgt.
Foto: Andreas Riedmann

Teil 1: Michael Völker

Zugegeben, das coolste Auto der Welt zum persönlichen Auto des Jahres zu machen ist wenig originell, das klingt nach Angeber, mehr Sympathien würde ich mit Toyota Yaris oder Fiat 500 einsammeln. Aber der McLaren wurde mir ohne großes Bitten und Betteln meinerseits unter den Hintern geschoben. Und siehe da: bistdudeppert. Was für ein Auto. Ein Superheldenauto. Beim Artura, dem ein brüllendes Orange besonders gut steht, gehen die Türen nach oben auf. Schmetterlingstüren! Damit kann man einen Kindergeburtstag bestreiten. (Mit Buben.)

Allerdings ist der McLaren kein Spielzeug, sondern ein waschechter Supersportwagen. Und bevor Sie jetzt die Augen verdrehen: Elektro! Ein bisschen jedenfalls. Bis zu 30 Kilometer lassen sich rein elektrisch erledigen. Der Mclaren Artura ist ein Plug-in-Hybrid, kombiniert also den klassischen Verbrenner mit einem E-Motor, die Batterie ist zum Aufladen. Gesamtleistung des Systems: 680 PS.

Martialisch wie das ganze Fahrzeug auch die Heckgestaltung, und der Antrieb ist übrigens in Plug-in-Hybrid konfiguriert.
Foto: Andreas Riedmann

Der Verbrenner ist übrigens kein Achtzylinder, wie man das von McLaren erwarten könnte, sondern ein neuentwickelter Sechszylinder. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 330 km/h, das Facelifting von null auf hundert geschieht in drei Sekunden.

Der McLaren sieht nicht nur spektakulär aus, sondern fährt sich auch so. Die Leistung kommt dabei ausschließlich über die Hinterräder auf die Straße, das ist bei dieser Kraftentwicklung schon eine Herausforderung für Auto, Fahrerin oder Fahrer und Straße. Abseits des Elektroantriebs bietet der Artura den Menschen, an denen er vorbeigefahren ist, auch eine ansprechende Geräuschkulisse, wie man das von einem Supersportwagen erwartet. Spektakulär auch der Preis. Ab 230.000 Euro ist der Artura zu haben. Der Testwagen mit dem vollen Carbon-Package kratzte an der 300.000er-Marke.

Platz zwei für den sympathischen ID. Buzz von VW.
Foto: Stockinger

Auf Rang zwei kommt bei mir endlich ein Elektrofahrzeug, und zwar gleich ein ganzer Bus: der VW ID. Buzz. Die Wiedergeburt des legendären Bullis im Elektro-Kleid ist eines der gelungensten Retro-Beispiele. Der Buzz kommt von der Formensprache, von seiner Klar- und Schlichtheit am ehesten an den alten Bulli, an die Legende heran. Er ist stylish, ohne peinlich zu sein, er ist praktisch, ohne hässlich zu sein, er ist modern, ohne langweilig zu sein. Aber man kann ihn kaum fahren – ständig wird man von wem angesprochen. Das Fahrzeug ist richtig sympathisch, und wenn man nicht allzu viel falsch macht, färbt das auf einen ab. Reichweite: 300 Kilometer. Preis: ab 70.000 Euro.

Platz drei schließlich für den schnickschnackfreien, wunderbar sportlichen Toyota GR86.
Foto: Stockinger

Platz drei ist ein Abschied, die Würdigung einer Fahrzeuggattung, die so gut wie ausgestorben ist. Die Heckschleuder, ein reiner Benziner ohne Elektroschnickschnack, Handschaltung, Gattung purer Fahrspaß, also alles, was (bald) verboten ist. Da knacken die Gänge rein, etwas ruppig, zugegeben, da kann man hochdrehen und runterbremsen, der Wagen ist nicht übermotorisiert, sondern gerade richtig. Das Auto sitzt eng an den Schultern: klein, leicht, puristisch. Definitiv kein Familienwagen. Wahrscheinlich nicht einmal ein Paarwagen. Eher ein Alleinewagen. Der Toyota GR86 ist zudem ein preisgünstiges Abenteuer, was Fahrzeuge betrifft, 42.000 Euro für 234 PS. (Michael Völker, 5.2.2024)

Teil 2: Felix Pisecker

Wenn ich so das Jahr Revue passieren lasse, fällt es mir nicht besonders schwer, den ersten Platz meiner top drei zu belegen. Wird man nach dem eigenen "Traumauto" gefragt, ist der erste Reflex vielleicht, an irgendwelche exotischen Supercars zu denken, in der Praxis wohl ein weißer Elefant. Der BMW M340i xDrive Touring wäre wohl meine Wahl, würde Geld keine Rolle spielen – 84.700 Euro kostet der Kombi. Er hat Stauraum, ist sportlich und bequem.

BMW M340i mit Allradantrieb: ein Kombi, der sich kaum Schwächen gibt. Außer der vielleicht einer: Er ist kaum leistbar.
Foto: Andreas Riedmann

Was mir am positivsten aufgefallen ist, ist, dass mir nichts Negatives aufgefallen ist. Normalerweise gibt es bei der Anschaffung eines Autos ein Geben und Nehmen, ein Abwägen von verschiedenen Prioritäten, und schlussendlich findet man hoffentlich einen Kandidaten, der in den Rubriken glänzt, die man wertschätzt. Klar, er ist nicht der Schnellste oder der Praktischste, aber 374 PS und 500 Liter Kofferraumvolumen sind schon sehr überzeugend. Der Autopilot ist der beste, der mir bis jetzt untergekommen ist, abgesehen vom circa dreimal teureren i7. Der Inbegriff eines Allrounders und daher Nummer eins auf dieser Liste.

Platz zwei für GWM Ora 03 aus China, mit einem Designansatz, der an einstige deutsche Automobile erinnert.
Foto: GWM

Die Nummer zwei war dann doch eine schwierigere Entscheidung, die dann schlussendlich auf den GWM Ora 03 née Funky Cat gefallen ist. Anfängliche Skepsis hat sich nicht lange gehalten am Fahrersitz des sehr sympathischen Elektro-Stadtflitzers. Das Auto hat Charakter, weswegen ich ein großer Gegner der Namensänderung bin.

Das leicht Porsche-Käfer-angehauchte Design scheint generell Oras Markenzeichen zu sein, das sich die Deutschen jetzt wohl teilen müssen. Macht echt Spaß zu fahren und ist mit 1.500 kg noch relativ zart für ein Elektroauto. Die Reichweite ist solide und der Preis leider auch, in Österreich wird es ihn vermutlich dieses Jahr noch geben, für rund 40.000 Euro.

Rang drei geht an die grandiose Alpine in der Ausführung A110 R.
Foto: Alpine

So. Wir haben ein Familienauto und ein Stadtauto mit E-Antrieb, Platz drei wird ein Sportwagen, und da hätte ich an die Alpine A110R gedacht. Dreihundert PS, federleicht, null Luxus. Wären die Ingenieure etwas weniger gezügelt worden, was ihre fanatische Gewichtseinsparungsideologie angeht, hätten sie vermutlich das Motorrad erneut erfunden. Keines der 1,08 Millionen Gramm ist überflüssig, und das führt zum vielleicht dynamischsten Vierrad, das es momentan zu kaufen gibt. Vorausgesetzt, man verfügt über 110.000 Euro. Die Basisversion gibt's schon ab 70.000, ein regelrechtes Schnäppchen in der Sportwagenwelt und mit nur 50 PS weniger unter der Heckklappe.

So ein Blick aufs vergangene Jahr ist eine gute Chance, sich die Branche als Ganzes anzuschauen, und das Fazit ist wenig überraschend: Autos werden größer und teurer, beides sind wunde Punkte bei Elektroautos. Die, die ich 2023 testen durfte, beginnen alle bei circa 40.000 Euro und tendieren in Richtung Landschiff, während immer mehr Hersteller ihre Einstiegsmodelle ausrangieren. Aber: China breitet sich hierzulande aus, was den Markt aufwirbeln könnte. Hoffentlich. (Felix Pisecker, 5.2.2024)

Teil 3: Andreas Stockinger

Diesmal hatte ich mir drei Kategorien zurechtgelegt – sportlich, praktisch und leistbar, elektrisch – und den Selektionsprozess dann weiter verdichtet. Ergebnis: BMW M2 Coupé vor Opel Astra ST vor Volvo EX30.

Sportlich: In engerer Auswahl mit Audi RS6 Avant, BMW Z4 M40i, M4 Competition Coupé, Mazda MX-5 G184, Porsche E-Hybrid Coupé und Subaru BRZ machte der M2 locker das Rennen – der Porsche, sonst stets ein heißer Kandidat: letztlich zu viel von allem.

Ganz oben auf dem Podest: BMWs derzeit kernkompetentestes Auto, das M2 Coupé. Elektrofreunde halten vielleicht dagegen mit dem i4 M50.
Foto: Stockinger

M2 Coupé (Preis: 91.650 Euro): grandioses puristisches Sportgerät ohne viel Klimbim, dafür mit atemberaubenden fahrdynamischen Eigenschaften dank Hinterradantriebes, 460-PS-Reihen-6-Zylinders, 8-Gang-Automatik, aktiven Hinterachsdifferenzials, adaptiven Sportfahrwerks, 50:50-Achslastbalance. Tolles Design zudem. Summa summarum für mich die derzeit maximale Verdichtung von BMWs Kernkompetenz, geronnen im Slogan Freude am Fahren.

Platz zwei für den Opel Astra Sports Tourer, den Kombi also. Fesch und praktisch und in fast jedem Antriebskapitel daheim – ab März auch rein batterieelektrisch.
Foto: Stockinger

Freude am Sparen und ausgeprägte Hilfsbereitschaft bei der Bewältigung des mobilen Alltags führt mich zum Zweitplatzierten. Sie werden sich wundern, ein Opel. Astra GT. Schwestermodell des Peugeot 308 SW. Gefällt mir persönlich aber optisch besser. Ein ganz geradliniger, ungekünstelter Kombi in der Golfklasse, er kostet in der getesteten Version GS 1,2 EAT8 33.179 Euro, günstigstenfalls 26.979, und kommt jetzt im März zudem in rein elektrischer Ausführung; darauf haben manche ja schon sehnsüchtig gewartet.

In der Kategorie hätten sich zwar auch reichlich viele SUVs angeboten, weil ebenfalls praktisch, nach dem Abgang der Vans ist da für mich aber der Kombi unschlagbar, und bevor der auch verschwindet wie der Van, ist mein 2023er-Klassement noch rasch eine kleine Ehrenbezeugung.

Der Astra machte das Rennen gegen: BMW M340i xDrive Touring, Mazda6 Sport Combi 20th Anniversary, Mercedes C 220 d T-Modell, VW Golf R – alphabetisch, nicht preislich gegliedert. Unter dem Aspekt praktisch und halbwegs leistbar hätte ich fast den zudem richtig fahraktiven Mazda6 genommen. Allein: Das Modell läuft bald aus, kein Nachfolger in Sicht. Ergo: Opel.

Rang drei schließlich belegt die Elektro-Fraktion, konkret der EX30, Volvos Einstiegsmodell unter Strom.
Foto: Volvo

Am schwierigsten gestaltete sich die Auswahl bei "E". BMW i7 und iX1: Beide auf ihre Art eine Ansage, aber BMW steht schon mit dem M2 oben auf dem Stockerl. Polestar 2 BST Edition: bemerkenswerter Versuch, via Sportlichkeit Emotion in diese oft erschütternd seelenlosen Mobilitätswendevehikel zu bringen, aber knochenhartes Fahrwerk. VW ID. Buzz: Hat mir Michael weggeschnappt, wäre sonst mein Kandidat in der Liga gewesen.

Fährt also, auch mit einiger Berechtigung, der Volvo EX30 in meiner persönlichen Auswahl Bronze ein. Knackiger kleiner Stromer mit ambitioniertem Öko-Appeal auch bei den eingesetzten Materialien. Und spielt obendrein preislich nicht unter ferner liefen: Ab 36.950 Euro bist du dabei.

Außer Konkurrenz: die neue E-Klasse von Mercedes. Souveräner Gesamtauftritt. Die Limousine zitiert vorne das Vieraugengesicht, hinten vierfach den Mercedes-Stern.
Foto: Mercedes-Benz

Absolut top-drei-verdächtig war auch die neue E-Klasse von Mercedes. Sie passte aber bedauerlicherweise in keine der drei Kategorien. (Andreas Stockinger, 5.2.2024)