Seit sie im Burgenland für den Naturschutz zuständig sei, arbeite sie an der nun erreichten Erweiterung des Nationalparks Neusiedler See, erinnert sich Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ): "Bei meiner ersten Sitzung vor achteinhalb Jahren war das schon ein Thema." Und es wird auch noch eine Zeitlang eines bleiben.

Denn nach und nach trudeln weitere Absichtserklärungen von Grundbesitzern ein, die ihre Privatflächen im Fleckerlteppich des Nationalparks für die nächsten 20 Jahre verpachten wollen. Verträge für mehr als 100 Hektar sind bereits unterzeichnet. Wunschziel wären insgesamt 150 Hektar – wofür in Summe rund 350 Pachtverträge abgeschlossen werden müssten.

Eine Karte des Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
Die orangen Flächen sind die 116,51 Hektar, um die der Nationalpark aktuell wächst.
Nationalpark Neusiedler See Seewinkel

Auch wenn dieser Weg besonders mühsam ist, "sind wir froh, nun Einigungen mit den einzelnen Besitzern zu erreichen, nachdem die Verhandlungen mit der Interessensgemeinschaft zu keinem positiven Ergebnis kamen", sagt Maximilian Köllner, SPÖ-Bürgermeister der flächengrößten Gemeinde im Burgenland, Illmitz. Insgesamt gibt es im gesamten Nationalpark Neusiedler See etwa 1200 Grundeigentümer.

Einmalige Pachtzahlung

Rund 830 Euro Pacht pro Hektar und Jahr zahlen Bund und Land Burgenland. "Das mag pro Jahr nicht die große Summe sein", gibt Eisenkopf zu, aber nachdem die Pacht für die gesamten 20 Jahre auf einmal ausbezahlt werde, sei das Angebot dann doch interessant, weil man das Geld so auch anlegen könne.

Bürgermeister der Gemeinde Illmitz Maximilian Köllner (SPÖ), Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner, Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
Die Erweiterung des Nationalparks verkündeten der Bürgermeister der Gemeinde Illmitz, Maximilian Köllner (SPÖ), Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner, Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
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Rund 2,5 Millionen Euro haben Land und Bund nun gemeinsam für die Erweiterung investiert.

Zur Verkündung der guten Nachricht ist auch Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in den Seewinkel gereist und sichtlich glücklich ob der Abschlüsse. Dies nun "ist eine der größten Erweiterungen seit der Gründung des Nationalparks", die Lücken im einem "der wertvollsten Schutzgebiete und außergewöhnlichsten Lebensräume Europas" schließen werde. Die letzte nennenswerte Erweiterung fand rund um das Jahr 2000 statt, als der nördliche Teil des Schilfgürtels eingegliedert wurde.

Die nun dazugekommenen Flächen waren vor rund 30 Jahren noch Weingärten, die inzwischen stillgelegt wurden, erklärt Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner.

Die Politikerinnen und Politiker werfen noch einen Blick auf den neuen Nationalpark-Plan.
Die Politikerinnen und Politiker werfen noch einen Blick auf den neuen Nationalpark-Plan.
Guido Gluschitsch

Positiv sieht man die Erweiterung auch beim Umweltdachverband. Dessen Präsident Franz Maier meinte nach der Bekanntgabe: "Viele seltene Tier- und Pflanzenarten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Große Kreiselwespe, der Sand-Wegerich oder das Federgras brauchen diesen Sandlebensraum zum Überleben." Er erinnert aber gleichzeitig an die Notwendigkeit einer ähnlichen Erweiterung im Nationalpark Kalkalpen.

Doskozil gibt und nimmt

Ganz ohne Seitenhieb für seine Eigeninteressen kommt auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) nicht aus. Er spricht zwar von einem erfreulichen Termin für das Burgenland, den Naturschutz und den Tourismus und davon, dass er auf der einen Seite für den Nationalpark eintrete, der nun fast eine Fläche von 10.000 Hektar einnimmt. "Auf der anderen Seite, wenn es darum geht, neben einem Industriegebiet ein Spital zu bauen", brauche es eine Abwägung der Interessen der Tiere und Menschen im Bezirk Neusiedl, erklärt er. Er spielt damit auf Proteste von Umweltschützern gegen einen Krankenhausneubau im Nordburgenland an.

Leonore Gewessler wirkte deswegen nicht merklich beeindruckt. (Guido Gluschitsch, 8.2.2024)