Bauern in Belgien
Dieses Material ist zwar echt, wurde aber aus dem Kontext gerissen: Es zeigt einen Vorfall, der sich 2015 in Belgien ereignete.
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Proteste der Bauern in Europa sorgen schon seit Monaten für Aufsehen. Derzeit liegt der mediale Fokus vor allem auf Demonstrationen der Bauern in Frankreich. Doch als wären die Proteste nicht aufsehenerregend genug, mischt sich wieder einmal nicht authentisches Bildmaterial unter die tatsächlichen Aufnahmen. Zuvor hatten unter anderem Fake-Postings für Aufsehen gesorgt, in denen Donald Trump die Bauernproteste in Deutschland befürwortet. Vor allem in diesem Kontext wird vor dem verstärkten Aufkommen von Fake News gewarnt.

Altes Material, neuer Kontext

Unter den im Social Web geteilten Inhalten findet sich das nachfolgende Video von Traktoren, die gegen ein gepanzertes Fahrzeug fahren. Es stammt aus Belgien und ist schon mehrere Jahre alt, wie ein Faktencheck durch die APA zeigt.

Denn von dieser Situation sind auch andere Aufnahmen online zu finden. In den Videos ist deutlich zu erkennen, dass an den Traktoren belgische Flaggen angebracht sind. In dem zuvor gezeigten Video, das auf Facebook geteilt wird, sind diese Fahnen sehr schwierig zu erkennen. Jedoch zeigen die anderen Aufnahmen, dass auf den an der Aktion beteiligten Traktoren die Farben Schwarz, Gelb, Rot angebracht sind. Dies spricht gegen die Behauptung, dass es sich um französische Bauern gehandelt habe.

Enfrentamientos en Bruselas entre policía y ganaderos
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Angry farmer takes on armed police in his tractor in protest over food prices
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Führt man mit Screenshots aus diesen Videos eine Foto-Rückwärtssuche durch, lässt sich schnell feststellen, dass sich der Vorfall bereits im Jahr 2015 ereignet. Die Aufnahmen finden sich beispielsweise in einem Beitrag des SRF über Proteste von Landwirten in Brüssel.

Fake-Bilder mit KI

Auch ein mithilfe künstlicher Intelligenz erstelltes Bild schaffte es wieder zu enormer Reichweite, darunter ein angebliches Bild von aufgetürmten Heuballen vor dem Eiffelturm. Die Strohtürme sind dabei an beiden Straßenseiten aufgebaut und scheinen so groß wie Häuser zu sein. Entsprechende Postings wurden auf Facebook entsprechend markiert, jedoch verbreitete sich das Bild auch zum Beispiel über den Messenger-Dienst Telegram.

Screenshot/Facebook/Zündstoff-Nachrichten

Das Bild ist bei genauerem Blick als keine tatsächliche Fotografie zu überführen. Immer wieder lassen sich einzelne stehende Traktorenreifen in der Straße erkennen, in einer Fahrerkabine sind zwei Menschen auf engem Raum abgebildet und die Strohballen verschmelzen in der Distanz mit Häuserkulissen. Je weiter man den Blick hinten in den Straßenverlauf schweifen lässt, desto weniger machen einzelne Elemente Sinn und desto unschärfer wird die Szene. Diese Auffälligkeiten könnten auf eine Generierung durch eine künstliche Intelligenz hindeuten.

Es kann zudem davon ausgegangen werden, dass bei einem realen Vorfall in dieser Größe sowohl Fotos aus verschiedenen Perspektiven als auch Medienberichte auffindbar wären. Sucht man allerdings etwa bei der Google-Bildersuche nach passenden Begriffen, sind keinerlei Indizien zu finden, die ein solches Ereignis belegen.

Einen Hinweis, dass das Bild durch KI erstellt worden sein könnte, liefert der Künstler Vincent Smadja, der die Urheberschaft zu diesem Bild reklamiert. Das Bild mit dem Eiffelturm wurde mittlerweile von seinem Instagram-Account gelöscht, allerdings findet es sich noch immer in einer archivierten Version. Dort findet sich ein Hinweis, dass er das Bild mithilfe des KI-Anbieters Midjourney produziert hat.

Die Erzeugung von KI-generierten Bildern ist prinzipiell nicht bedenklich, allerdings besteht die Gefahr, dass User die nicht authentischen Bilder für echte Aufnahmen halten. Deswegen könnte eine Kennzeichnung klare Verhältnisse schaffen, heißt es aus dem Faktencheck-Team der APA. Hinsichtlich der Bauernproteste in Frankreich gibt es bereits mehrere KI-generierte Bilder, neben dem vom Eiffelturm etwa auch eines vom Triumphbogen. (APA/red, 9.2.2024)