E-Bikes sind eine der umweltfreundlichsten Arten, sich in der Stadt fortzubewegen, denn immerhin entstehen keine lokalen Emissionen, der Antrieb erfolgt über eine Kombination aus Muskelkraft und – bei Abschluss eines entsprechenden Stromtarifs – Ökostrom. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten, und so können die Akkus der beliebten E-Bikes Feuer fangen.

Das kommt zwar nicht oft vor, doch im Ernstfall ist das Feuer eines solchen Lithium-Ionen-Akkus schlimmer als ein gewöhnlicher Brand. Denn diese brennen nicht gleichmäßig, sondern tendieren dazu, innerhalb eines bestimmten Zeitraums mehrfach zu explodieren, wie etwa im nachfolgenden Video der Sachverständigenorganisation Dekra demonstriert wird. Die in der Lithium-Ionen-Batterie enthaltene Batterieflüssigkeit ist hoch entflammbar.

E-Bike Akkubrand - DEKRA
DEKRA Germany

Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gründe hinter dieser Gefahr werden auch in einem aktuellen Beitrag der britischen BBC erläutert. Demnach ist der Wunsch nach einem E-Bike aufgrund der eingangs genannten Vorteile zwar groß, die Anschaffung des Fahrrads per se sowie diverser Ersatzteile ist jedoch alles andere als günstig.

Warum brennen E-Bike-Akkus?

Daher greifen viele weniger finanzstarke Konsumentinnen und Konsumenten oft zu Billigprodukten oder zu Ladegeräten und Akkus, die von nicht lizenzierten Drittanbietern stammen. Bei minderwertigen Produkten könne im schlimmsten Fall die Brandgefahr deutlich steigen. Gerade zum Beispiel Fahrradboten sind eine Berufsgruppe mit niedrigem Einkommen, für die Mobilität essenziell ist, die finanziellen Mittel für teurere Fahrzeuge oder Ersatzteile fehlen jedoch.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte die Feuerwehr von London entsprechend mitgeteilt, dass 40 Prozent der E-Bike-Brände auf das Zubehör zurückzuführen seien. Im vergangenen Jahr war es in London zu Todesfällen aufgrund dieser Feuer gekommen, Rufe nach einer strengeren Regulierung für Drittanbieter-Zubehör wurden laut. Im Beitrag von Dekra wird jedoch erwähnt, dass auch hochpreisige Akkus in Brand geraten können, wenn sie etwa durch zu häufiges Fallenlassen beschädigt wurden.

Mehr Schadensffälle

Und das Phänomen tritt immer öfter auf. In China, einem Hotspot des E-Bike-Booms, wurden 8.370 Feuer in Verbindung mit E-Bikes in der ersten Jahreshälfte 2022 registriert, eine Zunahme um 31,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die BBC zitieren zudem eine Auswertung des Versicherungsunternehmens Aviva, laut der die Schadensfälle in Großbritannien durch brennende Lithium-Ionen-Batterien von 2022 auf 2023 um sieben Prozent zugenommen haben.

Verbrannte E-Bikes und E-Roller
Im Jahr 2023 waren in New York vier Leute durch den Brand eines E-Bike-Stores ums Leben gekommen.
APA/Getty Images via AFP/GETTY I

Laut einer aktuellen Umfrage unter rund 2.000 Britinnen und Briten haben elf Prozent bereits einen brennenden, bzw. explodierenden Akku erlebt, wie es seitens Aviva weiter heißt. Zugleich können 71 Prozent der Briten nicht die Warnzeichen interpretieren, laut denen ein Akku Gefahr läuft, zu explodieren. Zu diesen Warnzeichen gehören Überhitzung, Auslaufen und Anschwellen des Akkus ebenso wie ungewöhnliche Geräusche oder Gerüche.

Wie man sich schützt

Zum Schutz werden von Expertinnen und Experten verschiedene Ratschläge erteilt. "Blockieren Sie nicht den Eingang Ihres Hauses", wird etwa Robert Slone vom Sicherheitsunternehmen UL Solutions im Beitrag der BBC zitiert: Auch sei es ratsam, den Akku in einem separaten Raum und nicht zum Beispiel neben dem Bett zu laden, während man schläft.

Die Feuerwehr von London rät wiederum, die Akkus vor dem Laden kurz abkühlen zu lassen. Weiters sollte der Akku beim Laden nicht in der Nähe anderer entflammbaren Materialien sein, extreme Umgebungstemperaturen sollten vermieden werden und der Akku während des Ladevorgangs auf einem flachen und harten Untergrund – laut Dekra etwa Fliesen oder Steinboden – liegen. Auch diverse Rauch- und Feuermelder im Haus sollten sich in einem einwandfreien Zustand befinden.

Im Beitrag der Dekra betont Frank Steker von der Feuerwehr Marsberg weiters die Notwendigkeit eines pfleglichen Umgangs mit dem Akku sowie erneut die Wichtigkeit, keine Billig-Ersatzteile zu verwenden. Alle Experten raten außerdem, den Akku während des Ladevorgangs nicht aus den Augen zu lassen. "Es ist ein großer Fehler, den Akku tagsüber zu Hause zu laden, während man in der Arbeit ist", sagt etwa Tilo Eilers, Dekra-Sachverständiger: Im schlimmsten Fall sei dann später "das Haus und auch der Akku nicht mehr da".

Strengere Regeln

Doch auch auf höherer Ebene werden Maßnahmen gesetzt, um die zwar seltene, aber dafür im Ernstfall umso heftigere Gefahr von Akku-Bränden zu reduzieren. So beginnen manche Vermieter, E-Bikes in ihren Wohnungen gänzlich zu verbieten. Ein Gesetz in Kalifornien erlaubt das Laden von Akkus innerhalb von Gebäuden nur, wenn gewisse Sicherheitsstandards eingehalten werden. In New York müssen E-Bikes ebenso wie Akkus zertifiziert werden.

Und auch in China sind mit Anfang 2024 neue Regeln für die Hersteller von E-Bike-Akkus in Kraft getreten. So sollen diese unter anderem das Laden unterbrechen, wenn sich die Spannung oder die Temperatur außerhalb eines gesetzten Normbereichs bewegt. (stm, 9.2.2024)