Kunstwerke von Gottfried Helnwein in der Innenstadt von Gmunden sorgen für Kontroversen.
Kunstwerke von Gottfried Helnwein in der Innenstadt von Gmunden sorgen für Kontroversen.
APA/RUDI GIGLER

Die in Gmunden teils hitzig geführte Debatte zur Installation der Werke von Gottfried Helnwein landete diese Woche auch auf der Tagesordnung der Stadtratsitzung. Laut einem Bericht der "Oberösterreichischen Nachrichten" ("OÖN") habe die FPÖ dort am Montag den Antrag auf eine Demontage der Werke gestellt, der auch von den Neos und der SPÖ befürwortet worden sei, jedoch am Ende abgelehnt wurde.

Anlass für die Forderung seitens des Baustadtrates Rüdiger Fritz (FPÖ) gab der Denkmalschutz. Denn gemäß gesetzlicher Vorschriften sei auch eine temporäre Veränderung des Erscheinungsbildes von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden ohne Bewilligung verboten. Anders als beim Stadttheater, das aufgrund seiner Sanierung derzeit sowieso eingerüstet ist, hätte aber jedenfalls für das Rathaus ein Antrag gestellt werden müssen.

Verspätete Abstimmung mit Denkmalbehörde

Für den Fall, die Montage ohne Genehmigung und somit rechtswidrig erfolgt sei, forderte die FPÖ die Entfernung der Installation. Stand Ende vergangener Woche soll jedenfalls keine Bewilligung der Landesdenkmalbehörde vorgelegen sein. Auf STANDARD-Anfrage stellt Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) eine Bewilligungspflicht für temporäre Installationen in Abrede.

"Aufgrund des hohen öffentlichen Interesses, der kontroversen Diskussionen und der hohen Medienpräsenz" habe sich die "Stadtgemeinde in Abstimmung mit dem Denkmalamt jedoch gemeinsam entschlossen, dennoch eine Bewilligung ausstellen zu lassen". Der Bescheid liege mittlerweile vor und gilt bis Ende Juni.

Beschluss "mehrheitlich", nicht einstimmig

Zur Debatte stand in der Stadtratsitzung aber auch das Vorgehen der Initiatoren. In einem Statement hatte sich der Bürgermeister vergangene Woche auf einen Beschluss für dieses Projekt im Kulturausschuss bezogen, der Ende September "von allen im Gemeinderat vertretenen Fraktionen einstimmig gefasst" worden sei.

Tatsächlich war der Beschluss nur "mehrheitlich" erfolgt, wie Krapf jetzt bestätigt. Wer dagegen stimmte oder sich enthielt, war nicht in Erfahrung zu bringen. Die Übermittlung des zugehörigen Sitzungsprotokolls lehnt er ab: Bitte um Verständnis, aber "laut Gemeindeordnung" dürfen diese "nicht an die Öffentlichkeit gelangen".

Motive waren Gemeinderat nicht bekannt

Zum Zeitpunkt des Grundsatzbeschlusses waren jedoch die Motive Helnweins, die man, laut "OÖN", "der Bevölkerung etwas ungefragt in das kollektive Wohnzimmer" zu hängen plante, niemandem bekannt. Die Auswahl der Sujets sollte demnach in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erfolgen.

Auf Anfrage stellt Bürgermeister Krapf klar: Es gab "keine Auswahl", vielmehr habe "Gottfried Helnwein uns die drei Bilder zugesandt", die dann übernommen wurden. Die Kosten für die Produktion und Montage der Installationen beliefen sich auf 14.000 Euro, ein Betrag, der in dieser Höhe keinen Gemeinderatsbeschluss erfordert, betont Krapf.

Bedenken äußerten in der Sitzung vom Montag weiters die Neos und die SPÖ, Letzere laut "OÖN" bezugnehmend auf die am Stadttheater montierte Darstellung eines blutverschmierten Kindes ("Das Lächeln"), denn es müsse sichergestellt werden, dass auch die Kleinsten der Gesellschaft vom Anblick nicht in Angst versetzt werden. Insgesamt dürfe auch Kunst nicht in Verbindung mit Wiederbetätigung, Pädophilie oder Gewaltverherrlichung gebracht werden, deshalb bräuchte es laut SPÖ eine Erklärung, am besten direkt vor Ort.

Kunst im öffentlichen Raum braucht Dialog

Zustimmung erfährt dieser Vorschlag einem "OÖN"-Bericht zufolge auch aus der Kunstszene. Denn "bei diesen Sujets war es erwartbar, dass eine Diskussion entsteht, noch dazu im öffentlichen Raum", zumal die Werke "möglicherweise falsch verstanden werden", gibt Gabriele Spindler zu bedenken: Man muss eben unterscheiden, weil im Museum daneben ein Kärtchen mit einer Erklärung“ angebracht sein könnte, ein Weg wäre, "einen Text zu positionieren, um die Arbeiten einzuordnen", schlägt die Kuratorin des Österreich-Pavillons der Biennale in Venedig vor.

Dem pflichtet Gerfried Stocker, künstlerischer Chef der Linzer Ars Electronica, bei und ergänzt, dass man sich "auf den Dialog mit der Öffentlichkeit gut" hätte vorbereiten sollen. Denn, "wenn man mit Kunst in den öffentlichen Raum geht, muss man mit Menschen, die man adressiert, kommunizieren – und in dieser Debatte darf niemand wehleidig sein", betont Stocker. Laut "OÖN" soll in den nächsten Tagen vor den Installationen ein QR-Code angebracht werden, der auf eine Website und Informationen zur Einordnung der spezifischen Motive führt. (Olga Kronsteiner, 9.2.2024)