Catherine Colonna
Catherine Colonna gilt als angesehene Diplomatin.
EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON

Catherine Colonnas unfreiwillige Berufspause war nicht von Dauer: Die – vor wenigen Wochen zugunsten ihres Nachfolgers Stéphane Séjourné abgelöste – französische Ex-Außenministerin hat bereits ein neues Dossier auf dem Tisch liegen. Sie soll die von der Uno in Auftrag gegebenen Ermittlungen über die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen das Palästinenserhilfswerk UNRWA leiten.

Israel hat in einem Schreiben an UNRWA-Geberländer zwölf Mitarbeiter des Hilfswerks bezichtigt, am Hamas-Massaker am 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein, und etliche weitere als Sympathisanten und Aktivisten radikaler Gruppen dargestellt. Detaillierte Belege wurden nicht vorgelegt, wie Medien nach Einsicht berichteten. Zuletzt kamen auch Vorwürfe hinzu, wonach ein Hamas-Tunnel unter dem UNRWA-Hauptquartier verlaufen würde.

Angesehene Diplomatin

Israels Anschuldigungen, wonach die Organisation von der Hamas infiltriert sei, wiegen schwer und stellen die Neutralität der UNRWA infrage, dem zentralen Betreiber der Hilfsinfrastruktur im Gazastreifen und auch für mehr als fünf Millionen Geflüchtete in der gesamten Region. Etliche Geber haben Zahlungen ausgesetzt und fordern Aufklärung. Die soll Colonna liefern: Sie wurde von UN-Generalsekretär António Guterres mit der externen Prüfung der UNRWA beauftragt. Ihre Kommission nimmt diese Woche ihre Arbeit auf.

Die 67-Jährige, die unverheiratet und kinderlos ist, gilt als angesehene Diplomatin, auch wenn sie als Außenministerin im Schatten von Präsident Emmanuel Macron und seiner aktiven Außenpolitik stand. Die zwei Jahre an der Spitze des Außenamts, des sogenannten Quai d’Orsay, gelten dennoch als vorläufiger Höhepunkt ihrer Karriere.

Ena-Absolventin

Die aus Tours stammende Absolventin der Kaderschmiede École nationale d’administration (Ena) war ab 1995 Sprecherin des konservativen Präsidenten Jacques Chirac. In dieser Rolle verteidigte sie 2000 auch die von Chirac angestrebten und von 14 EU-Staaten gegen Österreich zeitweise verhängten diplomatischen Sanktionen, weil die ÖVP damals eine Koalition mit der FPÖ eingegangen war. 2005 wechselte Colonna an den Quai d’Orsay als beigeordnete EU-Ministerin. Es folgten Botschafterinnenposten in Rom und London.

Dass eine Französin die UNRWA-Prüfung leitet, dürfte kein Zufall sein: Frankreich versucht, sich im Nahostkonflikt möglichst neutral zu positionieren. Anders als Österreich und Deutschland fordert Paris seit Monaten einen Waffenstillstand. (Flora Mory, 11.2.2024)