Brasilien: Ein kleines, gelbes Flugzeug fliegt knapp über dem Boden. Es versprüht eine Wolke von Pestiziden über den Feldern. Beim Überflug über einen Weg schaltet der Pilot die Sprühwolke nicht aus. In dem Moment fährt ein Motorradfahrer mitten durch den Pestizidschauer.

Pestizid-Dosis für Weizen in Brasilien.
Pestizid-Dosis für Weizen in Brasilien.
Foto: Reuters, RODOLFO BUHRER

Solche und ähnliche Szenen sind in dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso öfter zu beobachten, berichtet eine Umweltaktivistin in der Dokumentation Pestizide: Europas zynischer Gift­export, die noch bis Anfang Juni in der Arte-Mediathek zu sehen ist. Die Region Mato Grosso gehört mittlerweile zu den weltweit größten Exporteuren für Sojabohnen, Weizen, Mais und Baumwolle. Eine nicht unwesentliche Rolle dürften dabei Dünger und Pestizide spielen. In Brasilien sind davon weit mehr in der Landwirtschaft zulässig als in Europa.

Das Perfide daran ist, dass einige der größten Produzenten diese chemischen Substanzen in Europa herstellen und in andere Länder verkaufen. Und das, obwohl klar ist, dass einige Pestizide, wenn man sie in großer Menge oder in gewissen Kombinationen anwendet, schlimme Folgen für das Ökosystem haben. Der Film zeigt die Lobbystrukturen in der brasilianischen Politik und die teils verheerenden Auswirkungen auf die Bewohnerinnen dieser Region.

Ein wenig zu kurz kommt, wieso die Bauern diese Mittel überhaupt einsetzen. Ist es Unwissenheit oder weil der Gesetzgeber erlaubt? Stehen sie unter Druck, im globalen Wettbewerb nicht unterzugehen? Das Thema ist brand­aktuell: Die EU-Kommission zog erst ­Anfang Februar den Vorschlag für ein strengeres Pestizidgesetz wieder
zurück. (Natascha Ickert, 14.2.2024)