Klagenfurter Flughafen
Als das Lilihill-Logo noch den Flughafen schmückte (es wurde mittlerweile abmontiert).
Franz Miklautz

Hoch oben im Handelsgericht (HG) Wien wird sich am Dienstag das Verfahren mit der Aktenzahl 40cg59/23m abspielen. Auf der 20. Etage treffen einander zwei erbitterte Widersacher vor Richterin Sonja Michlmayr: einerseits das Land Kärnten in Gestalt der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV). Andererseits die Lilihill-Gruppe des Immobilienjongleurs Franz Peter Orasch. Es geht um nicht weniger als die Lufthoheit am Klagenfurter Flughafen. Und damit um Millionen.

Zur Vorgeschichte: Orasch stieg 2018 mit 74,9 Prozent in den Flughafen ein. Die KBV und die Stadt Klagenfurt behielten 25,1 Prozent des Kapitals. Fünf Jahre und eine Serie unerfüllter Versprechen später zogen KBV und Stadt die Reißleine: Im vergangenen Juli wurde Orasch per Call-Option aus dem Cockpit komplimentiert. Grund: Orasch erreichte 2022 das Mindestmaß von 100.000 Passagieren nicht. Er landete bei lediglich 83.000 Fluggästen.

Vier Millionen für Rückholaktion

Für den Rückkauf legten KBV und Stadt im Verhältnis ihrer alten Beteiligung (80:20) rund vier Millionen Euro auf den Tisch. Das ist fast genau die Hälfte dessen, was die Lilihill-Gruppe 2018 ins Kapital der Flughafengesellschaft einbrachte: 8,1 Millionen Euro. Im Privatisierungsvertrag war geregelt worden, dass die 8,1 Millionen auf zehn Jahre gesplittet werden und im Fall der Rückverstaatlichung für jedes Jahr vor Ablauf einer Zehn-Jahres-Frist 810.000 Euro an Lilihill zurückfließen. Die Beteiligung hielt fünf Jahre. Die restlichen fünf multipliziert mit 810.000 Euro ergibt die erwähnten vier Millionen Euro Rückkaufswert.

Doch dagegen geht Orasch nun rechtlich vor. Seine Begründung: 2022 hätte noch Covid zu Erschwernissen im Airportbetrieb geführt, was die KBV bestreitet. Orasch brachte deshalb "eine Klage auf Feststellung der aufrechten und unveränderten Gesellschafterstellung" ein, ist dem Bilanzanhang der Lilihill Aviation City Beteiligung GmbH zu entnehmen. Sie hielt Oraschs Anteile am Flughafen.

Beteiligungsfirma im Tiefflug

Ein Beweggrund Oraschs dürfte folgender sein: Aus dem Jahresabschluss der Beteiligungsfirma für 2022, eingereicht am 30. Dezember 2023, geht hervor, dass die Anteile mit noch rund 8,4 Millionen Euro im Finanzanlagevermögen stehen. Würde das HG Wien die vertragskonforme Ausübung der Call-Option bestätigen, würde das für Orasch einen massiven Verlust bedeuten. Der Rückkaufpreis von vier Millionen liege nämlich "um rund 48,6 Prozent unter dem Buchwert der Beteiligung", schreibt Orasch im Bilanzanhang. Die Gesellschaft ziert aber jetzt schon ein negatives Eigenkapital von 260.000 Euro, das somit um Millionen nach oben klettern könnte.

Doch Orasch gibt nicht auf: "Gestützt auf die Einschätzung von Juristen", so der Bilanzanhang, vertrete man den Standpunkt, "dass die Call-Option vertragswidrig gezogen wurde". Das sehen Martin Payer und Philipp Liesnig anders. Payer, er ist KBV-Vorstand, erklärt, "dass das Firmenbuchgericht längst beschlossen hat, die geänderten Geschäftsanteile ins Register einzutragen". Er wundert sich zudem: "Zu behaupten, er wäre weiterhin Eigentümer, und gleichzeitig die vier Millionen zu akzeptieren und einzubehalten – das passt nicht zusammen."

Erfüllte Voraussetzungen

Auch Liesnig, er ist Klagenfurter Beteiligungsreferent (SPÖ), versteht Orasch nicht: "Für mich steht außer Zweifel, dass alle Voraussetzungen für die Call-Option erfüllt waren. Ich bin froh, dass wir mit der Kapitalerhöhung und der Rücknahme eine Insolvenz des Airports verhindern konnten." Der Flughafen war noch zu Oraschs Zeiten in finanzielle Turbulenzen geraten, wodurch Gehälter nicht rechtzeitig ausbezahlt werden konnten.

Mittlerweile wurde unter dem neuen Geschäftsführer Max Wildt die Tagesrandverbindung der AUA zwischen Klagenfurt und Wien zurückgewonnen. Dennoch: Der Airport braucht elf Millionen Euro öffentliche Investitionszuschüsse. Innerhalb von fünf Jahren will er sich selbst tragen.

Die Lilihill-Gruppe antwortete auf eine schriftliche Anfrage nicht. Umso beredter wird sie im 20. Stock des Wiener HG ihre Lufthoheit am Klagenfurter Airport zurückfordern. (Franz Miklautz, 13.2.2024)